Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Der erste ist ein schlichtes Rechenexempel, denn je mehr Menschen um ein Geheimnis wissen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand unbeabsichtigt etwas ausplaudert. Der zweite ist etwas komplizierter. Ich weiß nicht, ob ich dir das verständlich machen kann, dennoch muss ich es versuchen.
    Du musst wissen, in diesem abstoßenden Spionagegeschäft gibt es einen merkwürdigen Ehrencodex. Er bezieht sich selbstverständlich nur auf die Gentlemen.« Seine wohlgeformten Lippen verzogen sich spöttisch. »Die armen Teufel, die die meisten Risiken übernehmen, sind nicht mit von der Partie. Doch die Drahtzieher lassen ihre Finger von den Familien und Freunden der Gegenseite. Das müssen sie, ansonsten riskieren sie Vergeltungsmaßnahmen. Falls man Ramses und mich verdächtigte, würden sie euch nicht benutzen, um uns aufzuspüren, falls aber bekannt würde, dass du, der Professor, Nefret oder wer auch immer aktiven Anteil an dieser Sache habt, wärt ihr ein gefundenes Fressen für sie. Deshalb wollte er nicht, dass du es herausfindest, und deshalb darf Nefret nichts erfahren. Gütiger Himmel, Tante Amelia, du weißt doch, wie sie ist! Glaubst du im Ernst, sie würde nicht darauf bestehen einzugreifen, wenn sie uns in Gefahr vermutete?«
    »Gewiss doch«, murmelte ich.
    »Ich weiß, dass du besorgt um ihn bist«, sagte David leise. »Ich auch. Und er macht sich Sorgen um dich. Vor die Wahl gestellt, hätte er dich niemals in diese Sache hineingezogen, und er fühlt sich entsetzlich schuldig, dass er dich und den Professor in Gefahr bringt. Mach es ihm nicht noch schwerer.«

    Ich habe immer gesagt, dass die zeitliche Koordinierung von Aktivitäten das Allerwichtigste ist. Als wir nach Gizeh zurückkehrten, warf die tief stehende Sonne bereits ihre Schatten; die Touristen zerstreuten sich allmählich – einige blieben allerdings stehen, drehten sich um und starrten. Was blieb ihnen anderes übrig! Dramatisch über den Sattel gelehnt und von Davids Armen gestützt, flatterte mein gelöstes Haar im Wind, während ich meinen Kopf an seine Schulter bettete und ihm zuraunte: »Das ist eine verflucht unbequeme Haltung, David. Lass uns nicht länger verweilen als unbedingt notwendig.«
    »Pssst!« Er musste sich das Lachen verkneifen.
    Umringt von einer neugierigen Menschentraube trabte Risha durch Sand und Geröll, bis wir in der Nähe unserer Grabstätte waren. David brachte ihn elegant und überflüssigerweise völlig abrupt zum Stehen und Emerson eilte auf uns zu.
    »Was ist passiert?«, brüllte er aus vollem Hals. »Peabody, mein Schatz –«
    »Mit mir ist absolut alles in Ordnung, Emerson«, brüllte ich zurück. »Ein kleiner Sturz, das ist alles, aber du weißt doch, wie Ramses ist. Er bestand darauf, mich zurückzutragen. Lass mich runter, Ramses.«
    Ich wand mich ein bisschen. Risha wandte sein aristokratisches Haupt und musterte mich kritisch, während David mich fester packte. Unseligerweise führte diese Bewegung dazu, dass mein am Sattelknauf hängender Sonnenschirm mir schmerzhaft in die Rippen stieß. Ich kreischte auf.
    »Bring sie umgehend nach Hause«, brüllte Emerson. »Wir kommen nach.«
    »Gerade noch geschafft«, murmelte ich, während wir uns so rasch entfernten, wie es gefahrlos möglich war. »Nefret kam gerade aus dem Grab; sie hat uns kaum wahrgenommen. David, hast du zufällig die Frau bemerkt, mit der Emerson bei unserer Ankunft redete?«
    David schob mich in eine etwas bequemere Sitzposition. »Mrs Fortescue«, erwiderte er. »Hattet ihr sie eingeladen, die Exkavation zu besuchen?«
    »Wir haben darüber gesprochen, sie aber nicht direkt eingeladen. Ein seltsamer Zufall, findest du nicht, dass sie ausgerechnet heute vorbeischaut?«
    Sobald ich das Haus betrat, wies ich Fatima an, eine besonders ausgedehnte Teetafel vorzubereiten, womit ich sie aus dem Weg schaffte. Daraufhin eilten David und ich in Ramses’ Zimmer. Als ich das leere Bett sah, sank mein Herz ins Bodenlose. Schließlich tauchte Ramses hinter der Tür auf. Er war komplett angekleidet, kerzengerade wie eine Lanze und um einiges blasser als sonst.
    »Herrgott, hast du mir einen Schrecken eingejagt!«, rief ich. »Geh sofort wieder zu Bett. Und zieh dein Hemd aus, ich möchte die Wunden verarzten. Du hast kein Recht –«
    »Ich wollte sichergehen, dass ihr es seid. Wie ist es gelaufen?«
    »Recht gut, denke ich.« David musterte ihn kritisch. »Du bist ganz schön blass um die Nase.«
    »Wirklich?« Er schlenderte

Weitere Kostenlose Bücher