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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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schon seit Jahren geplant, während wir umherflanierten, harmlose Radikale verhafteten und argumentierten, ob wir unsere irrwitzige Haltung gegenüber Ägypten formalisieren sollten oder nicht. Der Mann der Deutschen ist vermutlich schon seit Jahren hier, er lebt unauffällig und reagiert, wenn man ihn braucht. Wardanis kleine Revolution ist eine Randerscheinung – kein zu vernachlässigender Teil des Ganzen, aber nur eine von mehreren Operationen.«
    »Hmm«, brummte Emerson. »Wenn wir diesen Burschen identifizieren könnten –«
    »Ja, Sir, das wäre zweckdienlich.« Für einen Moment blitzten Ramses’ dunkle Augen belustigt auf, doch dann sah er seinen Vater entgeistert an. »Nein, Vater! Daran darfst du nicht einmal denken! Vielleicht führen uns unsere Operationen zu diesem Mann, aber ihn zu stellen ist weder meine noch deine Aufgabe. Überlass ihn Maxwell und Clayton.«
    »Gewiss, mein Junge, gewiss. Du ruhst dich jetzt besser ein Weilchen aus. Komm, Peabody.«
    »Kann ich noch etwas für dich tun, Ramses?«, erkundigte ich mich. »Einen Whisky-Soda? Ein paar Tropfen Laudanum als Einschlafhilfe? Ein angenehm feuchtes Tuch –«
    »Danke nein, Mutter. Ich brauche keine Einschlafhilfe und keinen Whisky, und ich bin recht gut in der Lage, mich selbst zu waschen und zu entkleiden.«
    »Dann überlasse ich es dir, unter einer Bedingung.«
    »Und die ist?«, fragte Ramses zögernd.
    »Versprich mir, dass du das Haus heute Nacht nicht verlässt. Gib mir dein Ehrenwort.«
    Ramses überlegte. »Würdest du darauf vertrauen? In Ordnung, Mutter, schelte mich nicht; es war nur ein Scherz. Ich werde das Haus heute Nacht nicht verlassen. Es birgt zwar ein Risiko, trotzdem denke ich, dass ich getrost noch ein oder zwei Tage warten kann.«
    »Was für ein Risiko?« Ich musterte ihn durchdringend.
    »Dass mein ehrgeiziger junger Freund Farouk die anderen davon überzeugt, dass Wardani tot ist und er der rechtmäßige Nachfolger. Selbst wenn er nicht derjenige war, der mich zu töten versuchte, wäre er überglücklich, mein vermeintliches Ableben für seine Zwecke zu nutzen.« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem ziemlich unangenehmen Grinsen. »Ich freue mich schon darauf, sein niedergeschlagenes Gesicht zu sehen, wenn ich auftauche, leidend, aber immerhin lebendig. Vielleicht sollte ich meine Verletzungen von allen bewundern lassen. Das wäre genau die theatralische Geste, die Wardani schätzen würde.«
6. Kapitel
    Emerson war alles andere als ehrlich gewesen, als er erklärte, dass wir am zweiten Weihnachtstag nicht arbeiten würden. Wir fuhren nicht nach Gizeh, sondern verbrachten die meiste Zeit des Tages mit der Aufarbeitung unserer Berichte. Der Laie vermag sich vermutlich nicht vorzustellen, inwieweit das notwendig ist, doch laut Emerson sind exakte Aufzeichnungen genauso wichtig wie die Exkavation selbst. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden, da sich Ramses bei dieser Tätigkeit nicht überanstrengte. Es gelang mir auch zu verhindern, dass er sich an besagtem Abend aus dem Haus stahl. Er protestierte zwar, doch ich hatte selbstverständlich vorgesorgt, indem ich seinem abendlichen Kaffee eine Spur Veronal beigemischt hatte, um zu gewährleisten, dass er im Bett blieb, nachdem ich ihn in selbiges gebracht hatte.
    Am darauf folgenden Morgen zog ich Emerson nach dem Frühstück beiseite.
    »Fällt dir nicht irgendetwas ein, was Ramses hier im Haus erledigen kann? Ich glaube nicht, dass er heute in diesem staubigen, heißen Grab arbeiten sollte.«
    Emerson musterte mich neugierig. »Was ist eigentlich mit dir los, Peabody?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Du hast dich in eine Mutterglucke verwandelt. Früher hast du nie einen solchen Wirbel veranstaltet, selbst als er noch ein Kind war und sich eine grässliche Blessur nach der anderen zuzog. Jetzt streite es nicht ab; du versuchst ständig, ihn ans Bett zu fesseln, er soll sitzen oder liegen und seine Medizin nehmen. Als er heute Morgen einen zweiten Teller Haferbrei verweigerte, hatte ich fast den Eindruck, du würdest zum Löffel greifen und ihn höchstpersönlich füttern.«
    »Hmmm«, seufzte ich. »Ist das wirklich wahr? Merkwürdig. Ich frage mich, warum.«
    »Er ist dir auf verblüffende Weise ähnlich, weißt du.«
    » Mir? Und in welcher Hinsicht, bitte schön?«
    »Mutig wie ein Löwe, durchtrieben wie eine Katze, eigensinnig wie ein Kamel –«
    »Also wirklich, Emerson!«
    »Er verbirgt die liebenswürdigen und verletzlichen Seiten seiner

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