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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sich auf Ramses. »Wirble mich so im Kreis, bitte! Ich weiß, dass du es kannst, schließlich hast du mich während des gesamten Abstiegs von der Pyramide getragen. Bitte, ja?«
    Miss Nordstrom hatte bereits mit der Wiederholung des Stückes begonnen. Ich hörte Katherines Einwurf: »Aber, Cyrus, nicht mit mir!«
    Sie dürfen mir glauben, werter Leser, dass die Ängste einer Mutter nie gänzlich auszumerzen sind. In dem irrigen Glauben, mich einmischen zu müssen, strebte ich auf Ramses zu, doch er bemerkte meinen Blick und schüttelte den Kopf.
    Unseligerweise standen sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie war so winzig und er so riesig, dass sie ein komisches und ziemlich anrührendes Paar abgaben; ihr Kopf war nach hinten geneigt und ihr rundes, sommersprossiges Gesicht strahlte vor kindlichem Vergnügen, während er sie führte. Sein rechter Arm umschlang ihre Taille und drehte sie, dennoch überlief mich ein ängstlicher Schauer, als ich sah, wie fest sie seinen anderen Arm umklammerte. Der Tanz näherte sich seinem Ende; seine Mundwinkel zuckten, als er sie hochhob und im Kreis herumwirbelte, nicht einmal, sondern mehrere Male.
    Nachdem er sie heruntergelassen hatte, umklammerte sie seinen Ärmel. »Das war fantastisch«, hauchte sie. »Noch einmal!«
    »Du musst dem Professor einen Tanz gewähren«, sagte Nefret und zog das Kind von Ramses fort. »Er kann hervorragend Walzer tanzen.«
    »Ganz recht«, erwiderte Emerson. »Einen Walzer, bitte, Miss – äh – Nordstrom.«
    Ich schlenderte zu Ramses, der sich an der Rückenlehne des Sofas aufstützte. »Komm mit nach oben«, raunte ich.
    »Halte einfach meinen Arm fest.« Ramses grinste. »Es gibt nicht viele Frauen, die ich darum bitten würde.
    Gleich wird es besser.«
    Er legte seinen anderen Arm um meine Taille, und da mir keine plausible Alternative einfiel, umklammerte ich seine Hand und folgte seinen Schritten.
    »Blutet er?«
    »Keine Sorge, alles in Ordnung.«
    »Musste das sein?«
    »Ich denke schon. Was dagegen?«
    »Zum Teufel mit dir«, knurrte ich.
    »Es ist nicht nötig, dass du führst, Mutter.«
    Danach beendete ich das Tanzvergnügen. Nefret übernahm Miss Nordstroms Platz am Piano und wie stets ließen wir den Abend mit den beliebten, allseits bekannten Liedern ausklingen. Mr Pinckney bestand darauf, für Nefret die Seiten umzublättern; er stand so dicht über sie gebeugt, dass sein Atemhauch ihre gelösten Schläfenlocken vibrieren ließ. Mrs Fortescue war die Überraschung des Abends. Ihre schöne Altstimme war offenbar ausgebildet worden, und ich stellte fest, dass sie unbewusst die Haltung einer Konzertsängerin annahm, die Hände leicht an die Taille gelegt, die Schultern gestrafft. Doch als ich ihren Gesang lobte und fragte, ob sie uns nicht ein Solo darbieten wolle, schüttelte sie mit gespielter Bescheidenheit den Kopf.
    »In meiner Jugend hatte ich einige Gesangsstunden«, murmelte sie. »Dennoch würde ich wesentlich lieber mit allen zusammen singen – das ist so familiär, so passend zum Fest.«
    Mit absoluter Sicherheit hatte sie Gesangsunterricht genommen, sinnierte ich, aber natürlich drängte ich sie nicht weiter. Zeitweise hatte sie recht professionell gesungen. Gewiss, das war weder verwerflich noch ein Grund, an ihrer Geschichte zu zweifeln. Jedenfalls entschied ich, dass ich mehr über Mrs Fortescue erfahren wollte.
    Nie war ich erleichterter, dass eine Party zu Ende ging. Katherine und Cyrus blieben immer länger als die anderen und zum ersten Mal missgönnte ich diesen lieben alten Freunden ihren weiteren Aufenthalt bei uns. Wenigstens konnten wir uns alle setzen, die Füße hochlegen und zugeben, dass wir müde waren. Noch ehe sich die Tür hinter den letzten Gästen schloss, hatte Emerson sein Abendjackett abgelegt. Krawatte und Weste folgten, genau wie der oberste Hemdknopf – abgerissen, denn Emersons brutale Methode, sich seiner Kleidung zu entledigen, hat einen zerstörerischen Effekt auf Knöpfe. Besagten hob ich vom Boden auf.
    »Einen Whisky, meine Liebe?«, erkundigte sich mein Gatte.
    »Ich glaube schon, da du gerade davon sprichst.« Ich sank in einen Sessel.
    Emerson, Ramses und ich waren die Einzigen, die diesem Getränk zusprachen. Cyrus erklärte, dass er mit den anderen den Champagner leeren wolle, von dem nicht mehr viel übrig war. Natürlich hatte er eine interessante Wirkung ausgeübt. Einigen hatte er die Zunge gelöst; mehrere Gäste hatten vorübergehend vergessen, ihre Masken

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