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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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aber ich gelegentlich«, entgegnete Ramses. Nefret sah, dass er Haltung annahm, wie ein Duellant vor der Auseinandersetzung. »Gelegentlich muss man seinen Prinzipien untreu werden, ansonsten verliert man bedeutende Stücke an Privatsammler.«
    »Sie scheinen keineswegs überrascht, mich zu sehen. Hat Mrs Emerson Ihnen erzählt, dass ich nach Luxor komme?«
    »Haben Sie sie über Ihre Pläne unterrichtet?«
    Mit einem schwachen Lächeln quittierte sie ihren zweiten Fehlschlag, seine Deckung zu durchbrechen, und attackierte ihn aus einer dritten Richtung. »Sicherlich hat sie die Leiche erwähnt, die sie in der Mastaba entdeckt hat.«
    Nefret beschloss, sich einzuschalten. Sie hatte den Brief und den Zeitungsartikel aus der Gazette gelesen. Außerdem hatte sie dieses Spießrutenlaufen satt.
    »Sind Sie deshalb hier?«, erkundigte sie sich. »Falls ja, so sind Sie auf dem Holzweg. Wir wissen nur, was Mutter uns in ihrem letzten Brief geschildert hat, und das ist verflucht wenig.«
    Der Kellner kam mit den von ihnen bestellten Speisen. Miss Minton winkte ab, als er ihr die Menükarte reichte, und bestellte stattdessen Tee. Während er sich über den Tisch beugte und alles zu seiner Zufriedenheit arrangierte, schweifte ihr Blick durch den Garten.
    »Wer ist der Mann dort?«, fragte sie unvermittelt. »Seit ich mich hingesetzt habe, starrt er mich an.«
    Er starrte immer noch – ein untersetzter Herr mit einem prächtigen, gepflegten Bart und gewelltem braunem Haar –, aber nicht zu ihr. Als er Nefrets Blick erhaschte, erhob er sich, strebte lächelnd zu ihnen und streckte seine Hand aus.
    »Hallo, Nefret. Wie schön, Sie wiederzusehen. Ich habe Ihren Mann zwar noch nicht kennen gelernt, aber natürlich schon von ihm gehört. Darf ich Ihnen beiden meine herzlichen Glückwünsche aussprechen?«
    Ramses stand auf und nahm die ausgestreckte Hand. Weicher, brauner Flaum bedeckte deren Rücken; es fühlte sich an wie ein Katzenfell, doch sein Handschlag war beinahe schmerzhaft. Ramses erwiderte ihn genauso fest und sinnierte im Stillen, wie kindisch sie sich doch verhielten – ließen ihre Muskeln spielen, um einer Frau zu imponieren.
    »Tut mir Leid, dass wir uns seinerzeit verpasst haben«, fuhr der Neuankömmling fort. Nefret stellte einander förmlich vor und Kuentz küsste ihre Hand. Ihn mit Miss Minton bekannt zu machen ließ sich nicht vermeiden; sie klebte auf ihrem Stuhl und machte keinerlei Anstalten aufzubrechen.
    »Sie ist eine überaus bekannte Journalistin«, fügte Ramses hinzu.
    »Aha. Dann muss ich also vorsichtig sein mit dem, was ich sage!« Sein schallendes Lachen sorgte dafür, dass man sich zu ihnen umdrehte.
    »Nur wenn Sie etwas Verwerfliches getan haben«, konterte Miss Minton.
    »Ich? Nein! Niemals! Das Deutsche Haus in die Luft zu jagen war doch nichts Verwerfliches.«
    Der Satz enthielt drei Stichwörter, die die Neugier eines jeden Journalisten geweckt hätten. Miss Mintons Finger zuckten. »In die Luft gejagt? Deutsch? Wovon reden Sie da?«
    »Sie möchte es nur zu gern niederschreiben.« Kuentz grinste. »Seht ihr, wie sich ihre Finger krümmen, als hielte sie einen Stift. Dann haben Sie also noch nicht von unserem kläglichen Bemühen für die Sache der Bündnispartner gehört?«
    »Wir haben davon gehört«, erwiderte Ramses. »Aber keiner schien zu wissen, wer dafür verantwortlich zeichnete.«
    Die Journalistin heftete ihren forschenden Blick auf ihn, und da er keinen Anlass sah, die Fakten zu verheimlichen, fuhr er mit seinen Ausführungen fort. Vielleicht lenkte er Miss Minton damit auf eine andere Spur. »Die deutsche Regierung hat das Haus vor einigen Jahren gebaut, es sollte als Hauptquartier für ihre Archäologen dienen. Ich möchte Ihr Bemühen nicht verunglimpfen, Kuentz, dennoch sehe ich nicht, welchen Vorteil dessen Zerstörung den Verbündeten liefern sollte.«
    »Es war ausgesprochen hässlich«, meinte Kuentz überheblich. »Zu groß, zu rot, zu deutsch.«
    »Kein sonderlich plausibler Grund für die Zerstörung fremden Eigentums«, wandte Ramses ein.
    »Das war nicht der einzige Grund.« Kuentz spähte sich um wie ein Bühnenschurke und senkte die Stimme. »Carter und ich fanden heraus, dass das Haus sich zu einem Zentrum des illegalen Antiquitätenhandels entwickelt hatte – und anderen weniger wünschenswerten Aktivitä ten. Ich muss nicht mehr sagen, hm?«
    »Dennoch würde ich gern mehr erfahren«, wandte Miss Minton aufgeregt ein. »War Mr Carter denn daran beteiligt?

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