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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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irgendwelche Hirngespinste auf, warum sie euch nach Kairo begleiten soll. Biete ihr eine Sensation – eine Leiche – einen Fluch – irgendwas. Jetzt gehst du besser zu ihm zurück, bevor er dich noch sucht. Lässt er dich eigentlich jemals von der Leine?«
    Er war schon zwei Meter von ihr entfernt und bewegte sich mit ungeahnter Flinkheit, die Nefret an seinen Bruder erinnerte, bevor sie reagieren konnte. Sie sprang auf, machte zwei Schritte und stockte. Sie würde laufen müssen, um ihn einzuholen. Das gäbe ein hübsches Bild ab: Mrs Emerson junior auf einer Hetzjagd durch die Eingangshalle des Winter Palace in Verfolgung eines fremden Mannes. Eine Sekunde später war er verschwunden.
    Er hatte es wieder getan. Von nun an werde ich auf der Hut sein vor provokanten Äußerungen, redete sie sich entschlossen ein. Sie waren wie ein Schlag ins Gesicht, ließen einen vorübergehend erstarren. Von der Leine lassen – als wäre sie ein treuer Hund!
    Es gelang ihr, den Baumwollbeutel in ihrer Abendtasche zu verstauen, gleichwohl wusste sie, dass Ramses die Ausbuchtung bemerken würde. Ihm entging nichts.
    Er bemerkte es. Nicht die Abendtasche, sondern zunächst einmal ihre nur mühsam unterdrückte Erregung. »Du warst lange fort.« Forschend maß er ihr Gesicht. »Ist irgendwas?«
    »Ja. Ich möchte keinen Kaffee, lass uns gehen. Sobald wir allein sind, werde ich es dir erklären.«
    Sie hatten eine Feluke gemietet, statt sich von ihren eigenen Männern zur Dahabije rudern zu lassen; Nefret liebte es, unter einem sternenklaren Himmel über die dunklen Wasser zu segeln. Sobald sie ihre Plätze eingenommen hatten und die Jolle sich in Bewegung setzte, berichtete sie ihm von der abendlichen Begebenheit.
    Er unterbrach sie erst, als sie wiederholte, was er über Margaret Minton gesagt hatte. »Dann nennt er sie also Margaret, oder? Versuche, dich an seinen exakten Wortlaut zu erinnern, Nefret. Es könnte von Bedeutung sein.«
    Sie fing von vorn an. Von der Waffe erzählte sie erst am Schluss. Sein einziger Kommentar lautete: »Ich habe etwas in deiner Tasche bemerkt. Aber zeig sie mir nicht jetzt.«
    Sein schroffer Tonfall beunruhigte sie ein wenig. »Bist du wütend, weil ich es dir nicht schon im Winter Palace erzählt habe?«, fragte sie kleinlaut.
    Er legte einen Arm um ihre Schultern. »Nein, es hatte keinen Sinn, dort zu bleiben. Es wäre vertane Zeit gewesen, ihn dort aufspüren zu wollen.«
    Doch der Arm unter dem feinen Tuch seines Jacketts war hart wie Granit.
    Sie nahmen den Kaffee im Salon ein. Am nächsten Morgen würden sie zum Bahnhof aufbrechen müssen, aber es war noch früh, und Ramses würde nicht ruhen, bis er jeden Satz, jedes Wort ihres Gesprächs erörtert hatte.
    »Du hast ihm erzählt, dass wir um seine Sicherheit besorgt sind? Das muss eine anrührende Vorstellung gewesen sein!«
    »Ich bin besorgt«, begehrte Nefret auf. »Wie könnte es auch anders sein, nach allem, was er für uns getan hat? Er hat eine Menge positiver Eigenschaften und viel von eurem Familienerbe. Er erinnert mich mehr und mehr an Vater und an dich.«
    Ramses hatte Jackett, Weste und Krawatte abgelegt, sobald sie an Bord gegangen waren. Während er im Salon auf und ab schritt, strich er sich eine Haarsträhne aus der Stirn und meinte süffisant: »Mutter hat jahrelang versucht, ihn zu bekehren, wie sie es nennt. Glaubst du, du hättest Erfolg, wo sie gescheitert ist?«
    »Er ist älter geworden und hat viel durchgemacht«, gab Nefret zu bedenken. »Und ich denke, es ist sein Ernst, dass er sich Sorgen um dich macht.«
    »Es liegt mir fern«, brummte ihr Gatte, »diese anrührende Vorstellung zu zerstören, aber es gibt eine andere, weniger sentimentale Interpretation für seine vorgeschobene Besorgnis.«
    »Ich weiß.«
    »Er führt etwas im Schilde«, fuhr Ramses fort. »Irgendwas Großes. Irgendetwas, was Zeit und Ungestörtheit erfordert. Er sorgt sich nicht um die Dorfbewohner; mit einer gelungenen Mischung aus Einschüchterung und klingender Münze ist es ihm schon immer gelungen, ihre Unterstützung zu gewinnen, außerdem hätten sie keinerlei Vorteil, wenn sie ihn anzeigen würden. Zum Teufel, wo sollten sie ihn auch anzeigen! Die örtliche Polizei ist nutzlos und korrupt, die Antikenverwaltung hat so gut wie keine Handhabe, und die englischen Behörden sind viel zu sehr mit diesem Krieg beschäftigt, als dass sie sich um ein paar Artefakte kümmern würden. Die einzige Person, an die sie herantreten könnten

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