Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden
Wasserkaraffe hantierten.
»Du warst der Kellner! Hölle und Verdammnis!«
»Nicht der Kellner, nur sein ungeschickter Assistent. Ich arbeite seit fast einer Woche hier. Ich hatte damit gerechnet, euch schon früher hier anzutreffen. Setz dich, ja?«
Nefret sank auf die samtgepolsterte Bank. »Du hast deinen Eimer zurückgelassen.«
»Und da bleibt er auch. Hoffentlich fällt einer darüber. Ich sah mich zu dieser Maskerade gezwungen, denn es ist verflucht schwierig, dich unter vier Augen zu sprechen.«
»Du konntest nicht wissen, dass wir heute Abend kommen würden.«
»Du hast Margaret heute Morgen eine Nachricht geschickt. Ich hielt es für möglich, dass, wenn sie nicht reagierte, ihr herkommen würdet.«
»Woher wusstest du das?« Nefret seufzte.
»Oh, ich bin seit Stunden im Dienst. Wir unterdrückten Mitglieder der Arbeiterklasse haben einen langen Tag, dennoch sind wir faule Geschöpfe, die einem Schwätzchen nicht widerstehen können. Ich sah, wie sie mit Sayid aufbrach, und später bemerkte ich euren Bootsmann, der mir freundlicherweise erzählte, für wen die Mitteilung bestimmt war. Ich hatte natürlich vorbereitende Maßnahmen getroffen. Ein Rollenwechsel ist relativ einfach, wenn man über meine Erfahrung verfügt.« Er wackelte mit den Zähnen. Ihre Erheiterung überlagerte ihren Ärger; sie fing an zu lachen. Sethos bedeckte ihren Mund mit seiner Hand.
»Keine unkontrollierte Heiterkeit, wenn ich bitten darf; das könnte Aufmerksamkeit erregen. Nefret, hör mir gut zu. Ich will, dass du und Ramses aus Luxor verschwindet. Bring ihn zurück nach Kairo. Du bist die Einzige, die ihn dazu bewegen kann.«
»Und warum?«
»Herrgott, du bist genauso entsetzlich wie Amelia. Ich kann – und ich will – dir nicht mehr sagen, als dass ihm hier Gefahr droht.«
»Von wem? Doch nicht etwa von dir?«
»Danke für deine Skepsis. Nein, nicht von mir. Hm, lass mich überlegen, wie ich es am besten in Worte kleide. Bei dem Versuch, meine frühere Organisation zu reaktivieren, entdeckte ich, dass mir jemand zuvorgekommen war.«
»Jemand wie Riccetti?«
»Es ist ein lukratives Geschäft«, meinte Sethos ausweichend. »Und es gibt immer unternehmerisch denkende Individuen, die bereitwillig jede Vakanz nutzen. Wie viele Leichen müssen noch auf dich stürzen, bis du endlich begreifst?«
»Du hast von dem gestrigen Zwischenfall erfahren?« »Alle wissen davon. Wenn ihr beiden weiterhin herumspioniert, wird euch das nicht gut bekommen.«
Nefret legte ihre Hand auf seinen Ärmel. »Was ist mit dir? Willst du nicht freundlicherweise überdenken, was du tust? Es ist ein gefährliches Spiel und die Mitspieler sind gefährliche Leute. Sicher hast du genug zurückgelegt, um dich für immer zur Ruhe setzen zu können.«
Sie sprach hastig und ernst und bemühte sich, ihn beschwörend anzuschauen, dabei bediente sie sich gewisser weiblicher Tricks, um ihn von ihrer Aufrichtigkeit und Anteilnahme zu überzeugen. Sie meinte, seine Züge würden für Augenblicke sanfter, doch dann lachte er und sagte leichthin: »In den Schoß der Familie zurückkehren? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Radcliffe über diese Aussicht begeistert wäre. Außerdem würde er darauf drängen, dass ich meine illegal erworbenen Schätze zurückgebe.«
»Mutter nicht minder.«
»Es würde ihnen nie gelingen«, erwiderte Sethos und bleckte grinsend die Zähne. »Schön, schön, Nefret. Du bist ein reizendes Geschöpf, aber verschwende deinen Charme nicht an mich. Ich habe ein kleines Geschenk für dich.«
Er nahm es aus seiner Brusttasche – einen Beutel aus buntem Baumwollstoff, ungeschickt zusammengestichelt und mit einer dünnen Kordel als Verschlussband. Noch bevor sie ihn entgegennahm und das Gewicht fühlte, wusste sie, was es war.
»Wie mir zu Ohren gekommen ist, trägt er keine Schusswaffe«, bemerkte Sethos. »Ich hoffe, du teilst seine Einstellung nicht.«
»Doch. Aber für seine Sicherheit würde ich alles tun.«
»Typisch Frau. Deine Prinzipien müssen sich praktischen Erwägungen immer unterordnen. Weißt du, wie man damit umgeht?«
»Ja.«
»Gut. Es ist mein voller Ernst, Nefret. Schaff ihn von hier fort. Und versucht, diese verfluchte Frau mitzunehmen.«
»Margaret? Wieso?«
»Zumindest das sollte offensichtlich sein«, sagte ihr angeheirateter Onkel aufgebracht. »Sie ist genauso hartnäckig und neugierig wie Amelia. Außerdem ist sie nicht dumm. Wenn sie den von ihr eingeschlagenen Weg fortsetzt … Tische ihr
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