Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
besser gedient, wenn man ihn in Ruhe lassen würde.«
    »Aber Emerson, du weißt, dass das Unsinn ist. Er schien auf dem Weg der Besserung, allerdings hat er das Schlimmste noch nicht überstanden. Sennia hat ihm gut getan, denke ich.«
    Sennia hatte sich wie eine kleine Tragödin aufgeführt, nachdem wir ihrer Bitte nicht entsprochen hatten, die Vandergelts zu begleiten. Sie weigerte sich, ihre Rolle als selbst ernannte Krankenschwester von Bertie aufzugeben, ihr wahrer Grund für eine Reise nach Luxor war indes, dass sie Ramses vermisste.
    »Wir werden sie morgen zu den Ausgrabungen mitnehmen«, schlug Emerson vor. »Das wird sie aufheitern.«
    »Ich halte es nicht für ratsam, Kinder für ihr schlechtes Benehmen auch noch zu belohnen, Emerson.«
    »Sie ist doch erst sechs. Was erwartest du von ihr, soll sie den ganzen Tag hier herumsitzen, während wir in Gizeh sind? Sonntags ist keine Schule.«
    »Ich sollte mit ihr in die Kirche gehen. Ihr Religionsunterricht ist bedauerlicherweise zu kurz gekommen, seit wir hier sind.«
    »Verflucht, das könnte dir so passen«, schnaubte Emerson. »Ich brauche dich bei der Ausgrabung. Wir haben mehrere Tage verloren und Daoud ist auch nicht mehr dabei.«
    »Beabsichtigst du, morgen die Arbeit an der Pyramide der Königin aufzunehmen?«
    Emerson bedachte mich mit einem strafenden Blick. »Das klingt nach Erpressung, Peabody.«
    Das war wieder einer seiner kleinen Scherze. Wir hatten bereits entschieden, dass die Königinnenpyramide unser nächstes Projekt werden sollte. Zumindest hatte ich das und Emerson hatte mir nicht widersprochen.
    Da der Freitag der Ruhetag unserer muslimischen Freunde war, hatten wir uns daran gewöhnt, auch sonntags zu arbeiten. Es war mehr als lästig, sich für einen Messebesuch zu kleiden und darüber hinaus den ganzen Weg nach Kairo auf sich zu nehmen, weswegen ich kurzerhand selber eine kurze Andacht abhielt, mit Gebeten und einer laut vorgetragenen Lesung aus der Bibel. Auf Gargerys Bitte hin sangen wir auch einige Lieder. Er bevorzugte die militanten oder die sentimentalen Hymnen. Ich hatte keine Einwände gegen den jubelnden Chor von »Auf, ihr Söldner der Christenheit«, aber Gargerys laut geschmetterte Verse wie »Dunkel die Nacht, peinvoll der Kampf, schwer an der Fron der Sünde wir trugen« waren doch irgendwie alarmierend. Sennia, der Sünde in jeder Form fremd war, genoss das Ganze. Emerson war nicht anwesend.
    Danach brachen wir nach Gizeh auf. Sennia hatte sich artig für ihr Fehlverhalten entschuldigt und wir erfreuten uns alle bester Stimmung, außer Horus, der nie gut gelaunt war und der es verabscheute, in seinem Korb mitgenommen zu werden. Emerson lamentierte natürlich über Daouds Abwesenheit und eine Reihe anderer Dinge, dennoch sah ich ihm an, dass er der Erforschung der Pyramide entgegenfieberte.
    Ich hatte die Stätte nur einmal oberflächlich inspiziert. Eine nähere Untersuchung ergab, dass die vor uns liegende Aufgabe nicht einfach werden würde. Die Pyramide selbst war die besterhaltene von dreien, die Chephren für seine Königinnen hatte erbauen lassen. Die Namen einiger solcher Damen waren aus anderen Quellen bekannt, gleichwohl musste deren exakte Zugehörigkeit zu den kleinen Pyramiden noch bestimmt werden. Genau wie die anderen Grabstätten in Gizeh waren alle drei mit feinem Kalksandstein ummantelt gewesen, der irgendwann abgeschlagen worden war – zurückgeblieben war der stufenförmige Unterbau.
    Der Eingang zur Substruktur befand sich auf der Nordseite. Treibsand versperrte die Öffnung und hatte die Überreste der Begräbniskapelle auf der Südseite unter sich begraben. Wenn es sich, wie wir vermuteten, um den letzten von mehreren ähnlich gearteten Tempeln handelte, würde es sich aufwändig gestalten, die einzelnen Ebenen freizulegen. Indes konnte mir das nur recht sein. Es würde Emerson für einige Zeit intensiv beschäftigen. Also krempelten wir die Ärmel hoch – bildlich gesprochen – und gingen an die Arbeit. Ein ehernes Gesetz in diesem Geschäft ist die akribische Inspektion des Geländes. Emerson und ich kümmerten uns darum, während Selim sich der fotografischen Ausrüstung widmete. Ich sah, wie Sennia sich anschickte, einen Sandhaufen zu erstürmen, und wollte mich schon warnend einschalten, als Gargery, ihr wie stets dicht auf den Fersen, sie wegzog.
    »Geh und sieh dich nach Knochen um, Sennia«, wies ich sie an.
    Trotzig schob sie ihre Unterlippe vor. »Knochen sind sooo langweilig. Tante

Weitere Kostenlose Bücher