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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unternehmen«, pflichtete Emerson bei. »Obgleich die Gefahr besteht, dass man ihn warnen wird. Aber daran ließ sich nichts ändern, Selim, wir mussten das Kind umgehend nach Hause holen. Zum Glück verfügen wir über eine weitere Informationsquelle.«
    Ich überredete Emerson, noch kurz zu warten, bis er mit dem Verhör unseres Gefangenen begann, denn ich wollte dabei sein; allerdings hatte ich andere Pflichten, die zuvor erledigt werden mussten. Sie nahmen mich nicht allzu lange in Anspruch. Selim hatte Gargery ins Bett gesteckt und Kadija hatte ihn mit grüner Heilsalbe behandelt. Er bot einen grässlichen Anblick, aber sein fröhliches, wenn auch zerschundenes Grinsen und seine selbstzufriedene Ausstrahlung vermittelten mir, dass seine Blessuren nur ein geringer Preis für seine neue Rolle als Held waren – die er, wie ich fürchtete, weidlich auskosten würde. Sennia war bei ihm gewesen; jetzt war sie im Bad, wie eine kleine Königin umschwirrt von Kadija und Basima und mehreren anderen Frauen – und Horus, der das Schauspiel, ausgestreckt auf einem Kissen, beobachtete.
    Horus und ich betrachteten einander voller Abscheu. Jetzt fehlte uns Nefret. Die Tiermedizin gehört nicht zu meinem Spezialgebiet, gleichwohl wusste ich, dass ein von Schmerzen gequältes Tier sogar einen Freund angreifen würde. Allerdings kann man mir nicht nachsagen, dass ich meine Pflichten vernachlässige. Entschlossenen Schrittes näherte ich mich dem Kater.
    »Peabody, tu’s nicht!«, entfuhr es Emerson entsetzt. »Nicht ohne Handschuhe – nicht ohne mehrere Personen, die ihn festhalten – nicht ohne einen dicken Knüppel …« Er brach ab. Horus hatte sich auf den Rücken gerollt, und wir sahen, dass seine gesamte Bauchpartie leuchtend grün war.
    »Oh«, murmelte ich. »Kadija, wie hast du …«
    Kadija blickte mich über ihre Schulter hinweg an. »Er hat keine Knochenbrüche, Sitt Hakim, und ich denke, auch keine inneren Verletzungen. Er hat eine Riesenportion Hühnchen vertilgt und die Tür zu Sennias Zimmer aufgestoßen.«
    »Aber wie hast du …«
    »Ich habe mit ihm geredet.«
    In welcher Sprache?, überlegte ich. Ich beschloss, nicht zu fragen. Horus fauchte mich an.
    Der Geräteschuppen hatte keine Fenster. Im Innern war es so heiß wie in einem Backofen. Das schweißbedeckte Gesicht des Gefangenen glänzte wie eine Glasscheibe. Er war noch jung, dunkelhäutig und bärtig. Die Männer hatten ihn nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst, denn er war barhäuptig, seine Robe zerrissen.
    Wenn er noch Kampfgeist besessen hatte, so legte sich dieser beim Anblick von Emersons hünenhafter Gestalt, die den schmalen Türrahmen ausfüllte. Er hatte auf dem Boden gesessen; jetzt wich er so weit wie möglich zurück und hob flehend die Hände.
    »Es heißt, dass der Vater der Flüche Gefangene nicht quält«, krächzte er.
    »Nur wenn sie sich weigern, meine Fragen zu beantworten«, erwiderte Emerson. »Aber das ist noch nie passiert. Ich hoffe, du willst nicht der Erste sein. Wie heißt du?«
    Die ersten Fragen beantwortete er ohne Zögern. Sein Name war Mohammed, sein Beruf Kameltreiber, er lebte im Dorf Gizeh, wo er auch Saleh Ibrahim kennen gelernt hatte, der ihn für einen kleinen Auftrag angeheuert hatte. »Das Kind war nicht in Gefahr, Vater der Flüche, ich schwöre es. Saleh hat gesagt, sie muss lebend und unversehrt sein, sonst wird er nicht bezahlt. Er sagte …«
    »Bezahlt?«, wiederholte Emerson. »Von wem?«
    »Ich weiß es nicht, Vater der Flüche. Ich habe Böses getan, aber schick mich nicht ins Gefängnis; schlag mich und lass mich gehen. Es war Salehs Plan. Er nahm sie mit zu sich nach Hause. Das ist alles, was ich weiß. Ich schwöre, ich werde nie wieder …«
    »Pah, sei still«, meinte Emerson angewidert. Er wandte sich zu mir und sprach Englisch. »Ich kenne diese Typen. Er ist ein Kleinkrimineller, der jeden Auftrag annimmt, solange er nicht zu viel Mut oder Intelligenz erfordert. Was mich erstaunt, ist, dass er die verfluchte Dreistigkeit besessen hat, diese Sache zu übernehmen. Er wusste, wer das Opfer war; er kennt uns und ihre Beziehung zu uns.«
    »Vielleicht hat man ihm eine hohe Summe zugesagt.«
    »Es müsste schon eine sehr hohe Summe gewesen sein«, erwiderte er in einem Anflug unbewusster – aber berechtigter – Selbstgefälligkeit. »Nein. Irgendetwas verschweigt er uns. Seht euch diese erbärmliche Kreatur doch nur an.«
    Schweiß strömte über das Gesicht des Mannes, das mittlerweile

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