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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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– und vieler wohlmeinender Worte von Sennia –, um das Vertrauen des armen Geschöpfes zu gewinnen. Sie sagte, sie wisse nichts von der Sache, ihr Sohn habe ihr lediglich befohlen, Sennia einige Stunden lang zu verstecken. Er wolle nach Einbruch der Dunkelheit zurückkehren und sie mitnehmen. Er hatte nicht dargelegt, warum; sie hatte nicht gefragt. Ich glaubte ihr. Die Rolle der Frau bestand darin, zuzuhören und zu gehorchen, und sie war zu verängstigt und zu verstört, um zu lügen.
    »Wir werden das Kind mitnehmen«, erklärte Emerson.
    »Wir sind ihre Familie. Wird er böse mit dir sein, Mutter, wenn er herausfindet, dass sie verschwunden ist?« »Nein, nein. Er ist ein guter Sohn. Er ist gut zu mir. Er würde dem Kind nichts antun. Ich denke …« Sie zögerte.
    »Ich denke, jemand hat ihm Geld gegeben. Wir haben nur sehr wenig.«
    Als wir sie verließen, hatte sie etwas mehr. Emerson ist extrem weichherzig. Ich hoffte nur, dass sie die Wahrheit gesagt hatte, als sie beteuerte, dass ihr Sohn sie nicht für die Flucht seiner Gefangenen verantwortlich machen würde. Sie hätte es ohnehin nicht verhindern können, aber manche Männer lassen ihren Ärger an dem nächstbesten Opfer aus, vor allem, wenn es schwächer ist als sie.
    Emerson hob Sennia vor sich auf das Pferd und sie kuschelte sich seufzend in seine Armbeuge. »Können wir jetzt nach Hause reiten? Ich möchte Gargery sehen und Horus und ich habe großen Durst; sie hat mir Wasser angeboten, aber ihr habt mich gelehrt, kein Wasser zu trinken, das nicht abgekocht ist.«
    Ich enthakte meine Feldflasche und reichte sie Emerson. »Du bist ein schlaues Mädchen, dich daran zu erinnern, obwohl du solche Angst hattest.«
    »Ich hatte keine Angst. Nicht viel jedenfalls. Ich wusste, dass ihr kommen würdet.«
    Über ihren Kopf hinweg trafen sich Emersons und meine Blicke. Ich wusste, er erinnerte sich an ein anderes Kind, das vor vielen Jahren ähnlich argumentiert hatte. Meine schonungslose Offenheit zwingt mich zu der Feststellung, dass die ungezählten Katastrophen, aus denen wir Ramses retten mussten, für gewöhnlich ihm selber anzulasten waren, doch das traf in Sennias Fall nicht zu; wir hatten unsere Aufsichtspflicht verletzt, und es war nur Gottes Gnade und Gargerys Beherztheit zu verdanken, dass die Sache so glimpflich ausgegangen war.
    Sennia gab mir die Wasserflasche zurück. »Können wir jetzt nach Hause reiten? Bitte.«
    Bei unserer Rückkehr fanden wir eine riesige Menschenmenge versammelt – unsere sämtlichen Arbeiter, alle weiblichen Bediensteten und ein halbes Dutzend Wächter. Ali, der Portier, stand nicht an der Tür, sondern bei den anderen; er schwang einen dicken Knüppel und brüllte aus vollem Hals. Seine Forderungen und die der anderen waren an Selim gerichtet; sie wollten Taten sehen, und zwar sofort, und die Bemühungen des armen Selim, die Horde zu überschreien, waren vergeblich. Er sah uns als Erster. Aufgrund seines veränderten Gesichtsausdrucks drehten sich die anderen um und schon befanden wir uns inmitten der brüllenden Meute.
    Es dauerte einige Zeit, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Kadija trug Sennia zu Gargery, und Fatima flitzte in die Küche, um Sennias Lieblingsspeisen zu kochen. Die anderen begannen eine hitzige Diskussion. Sollten sie die Rückkehr des Kindes mit einer riesigen Fantasia feiern oder das Freudenfest verschieben, bis sie ihre Entführer bestraft hatten?
    »Sir?« William trat zu uns. Ich hatte ihn nicht bemerkt; er war so verflucht zurückhaltend. »Was kann ich tun, Sir?«
    »Nichts«, erwiderte Emerson nicht eben zartfühlend, aber zutreffend. Als ich die betretene Miene des jungen Mannes gewahrte, beeilte ich mich hinzuzufügen: »Danke, William, aber wie Sie sehen, ist die Sache unter Kontrolle.«
    »Ja, Madam. Ich … ich bin sehr froh, dass das Kind in Sicherheit ist.«
    Emerson hatte sich bereits abgewandt; ich tätschelte Williams Arm und folgte meinem Mann und Selim ins Arbeitszimmer.
    »Was habt ihr mit ihm gemacht?«, lautete Emersons erste Frage.
    »Er ist im Gartenschuppen eingesperrt, mit Hassan als Bewacher. Sie hätten ihm alle Knochen gebrochen, Vater der Flüche, wenn ich es zugelassen hätte. Was ist passiert? Wo war sie? Habt ihr den anderen Mann aufgespürt?«
    Wir gaben ihm eine knappe Schilderung des Vorgefallenen. »Ah.« Selims Gesicht hellte sich auf. »Dann werden wir dorthin gehen und warten, bis er heute Abend zurückkommt!«
    »Diesen Schritt müssen wir

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