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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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giebige Oberfläche.
    »Es ist alles in Ordnung«, flüsterte sie. »Ich bin hier.
    Wach auf, mein Schatz. Es war nur ein Traum.« Er hatte im Schlaf nach ihr getastet und sie hatte sogleich aufgemerkt und seinen Kopf an ihren Busen gezogen. Ramses atmete aus und entkrampfte den Arm, mit dem er sie gepackt hatte. Am Morgen würde ihre zarte Haut Blutergüsse haben, wo seine Finger sich eingegraben hatten.
    »Verzeih mir. Ich wollte dich nicht wecken. Schlaf weiter.«
    »Sei kein Idiot«, erwiderte seine Frau. »Ich hätte heute Abend nicht davon anfangen sollen.«
    »Woher wusstest du, dass es das war, was …« »Du hast im Schlaf geredet.«
    »Oh.« Ihm war klar, dass er ein noch größerer Idiot wäre, wenn er sich ihr entzog und sich auf den Rücken drehte. Inzwischen waren sie etwas über ein halbes Jahr verheiratet, und er konnte es immer noch nicht fassen, dass er sie für sich gewonnen hatte. Es war wie ein Wunder, eine Einheit von Körper, Seele und Geist, die er nie für möglich gehalten hätte. Es machte ihm nichts mehr aus, seine Schwächen einzugestehen – nicht vor ihr … nicht sonderlich viel jedenfalls –, aber zu wimmern wie ein verschrecktes, von einem Albtraum geplagtes Kind … Nefret stand auf. Auf leisen Sohlen fand sie in der Dunkelheit die Kerze – die Standardausrüstung bei einem Stromausfall. Ramses fragte sich, welcher untrügliche Instinkt ihr vermittelt hatte, dass er das jähe Aufflammen einer Glühbirne nicht ertragen hätte. Das sanfte Kerzenlicht hüllte sein Gesicht in Dunkel und warf goldene Reflexe auf ihre zerzausten Locken. Sie trug ihr Haar offen, so wie er es gern sah und berührte.
    »Du schließt mich immer noch aus«, sagte sie und setzte sich auf den Bettrand. »Ich weiß warum. Du willst es mir ersparen, aber das gelingt dir nicht. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, was er dir angetan hat. Meinst du, ich würde nicht daran denken, davon träumen? Ich wünschte, er lebte noch, dann könnte ich ihn genauso quälen.«
    Das war ihr Ernst. Ihr Gesicht strahlte die seltsam befremdliche Ruhe einer Göttin aus, die den Urteilsspruch verkündet. Manchmal vergaß er, dass seine kluge und schöne englische Gattin Hohepriesterin der Isis gewesen war, in einem entlegenen Gebiet, wo man noch den altägyptischen Gottheiten huldigte.
    »Wenigstens hattest du die Genugtuung, ihn zu töten«, erwiderte er und biss sich auf die Zunge. »O Gott, tut mir Leid. Wie konnte ich so etwas sagen!«
    »Warum? Es trifft zu. Das ist es doch, was in deinem Kopf herumgeistert, oder? Nach all den Jahren, in denen er dich quälte und du ihn ebenso gehasst hast wie er dich, bot sich dir nie die Chance, es ihm heimzuzahlen. Du wä rest kein Mensch, wenn du mir das nicht ein bisschen übel nehmen würdest.«
    »So ein Blödsinn. Dir übel nehmen, dass du mir das Leben gerettet hast?«
    »Und dass ich dich neben der Brüskierung zu allem Überfluss auch noch verletzt habe.« Sie lächelte, doch ihre Lippen zitterten. »Ich bin froh, dass wir endlich darüber reden. Herzallerliebster, begreifst du denn nicht, dass du ihn niemals hättest strafen können, wie er es verdiente, selbst wenn er in deiner Gewalt gewesen wäre, wenn niemand zugesehen oder dich zurückgehalten hätte? Verdammt, du bist viel zu anständig, um dich auf einen wehrlosen Widersacher zu stürzen.«
    »Du stellst mich dar, als wäre ich der schlimmste Tugendbold«, murmelte Ramses. Gleichwohl spürte er, wie seine Muskulatur entspannte. Vielleicht hatte sie Recht.
    Gelegentlich erinnerte sie ihn auch daran, dass sie ihn besser kannte als er sich selbst.
    Nefret beugte sich über ihn und umschloss sein Gesicht mit ihren Händen. »Du hast sicherlich einige Fehler.« »Danke. Jetzt geht es mir schon viel besser.«
    »Und einer davon«, fuhr Nefret fort und drehte den Kopf, als er seinen hob, sodass seine Lippen statt ihres Mundes ihre Wange berührten, »ist, dass du zu hart zu dir bist. Lass das, ich bin noch nicht fertig.«
    Er fasste ihre Schultern und zog sie auf seine Brust. Sie lachte oder weinte – er hätte es nicht zu sagen gewusst, er spürte nur ihren erbebenden Körper. »Mein Schatz, weine nicht. Was ist denn?«
    Sie richtete sich auf, stützte ihre Ellbogen schmerzvoll auf seine Brust. Zwei Tränen schimmerten in ihren Augen und rollten unendlich langsam über ihre Wangen. »Ich wollte das nicht«, schluchzte sie. »Ganz bestimmt nicht.
    Aber ich habe viel zu viel Angst, um objektiv sein zu können. Versprich mir

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