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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Spontanität, und ich glaube, es trat kaum eine Gesprächspause ein, bevor ich antwortete: »Natürlich begleiten Sie uns, William. Cyrus wird sich freuen, wenn Sie mitkommen.« »Sie sind so nett«, entfuhr es dem jungen Mann. Emerson hatte irgendwas in sein Gurkensandwich geknurrt. Normalerweise dauert es eine Weile, bis er den Gedanken an seine Arbeit verdrängt. Unser Gespräch weckte seine Aufmerksamkeit. Stirnrunzelnd sah er auf.
    »In der für sie typischen Art und Weise. Verflucht, Peabody, bist du allein gekommen?«
    »Gewiss doch. Aber ich habe meinen Sonnenschirm dabei.«
    Emerson verfolgte das Thema nicht weiter. Er hatte ein anderes gefunden, was ihm einen Grund zur Beschwerde lieferte. »Du hättest Sennia nicht zurücklassen sollen.« »Emerson, im Haus befinden sich acht Leute, der Kater nicht eingerechnet. Ich für meinen Teil denke, dass du die Arbeit für heute einstellen solltest. Wir müssen noch einige kleinere Angelegenheiten klären.«
    »Ja, und eine davon befindet sich hier in Gizeh«, erwiderte Emerson. »Ich möchte, dass du dir den Schauplatz des gestrigen Verbrechens noch einmal genauer anschaust.«
    »Was denn, den Schauplatz des Mordes?«
    »Ich dachte eher an die Entführung unserer kleinen Schutzbefohlenen. Aber du hast Recht; wir sehen uns besser einmal an, was, so überhaupt, von Saleh noch übrig ist.«
    Er grinste mich herausfordernd an. Überflüssig zu erwähnen, dass mich das völlig ungerührt ließ. William hingegen wurde blass. »Noch übrig ist …«
    »Die Schakale und die wilden Hunde werden sich an ihm gütlich getan haben«, bemerkte Emerson.
    »Es erstaunt mich, dass du dich noch nicht um diese Sache gekümmert hast«, versetzte ich, dieweil Williams Gesicht eine grünliche Färbung annahm. Was zum Teufel war mit diesem Mann nur los? Nach all den Jahren in Ägypten war man doch nicht mehr so zimperlich! »Ich habe auf dich gewartet, mein Schatz. Um nichts in der Welt würde ich dir das Vergnügen nehmen, einen zerfleischten Leichnam zu untersuchen. Kommt mit. Amherst, das werden Sie nicht versäumen wollen!« Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Emersons Motiv Boshaftigkeit war. Er vertritt lediglich die Auffassung, dass man eine Schwäche am besten überwindet, indem man sich ihr beherzt stellt.
    Eine Untersuchung der Stelle, wo Sennia entführt worden war, lieferte uns keine neuen Anhaltspunkte. Nach der Rückkehr zum Hotel holten wir unsere Pferde und mieteten eins für William, seine vagen Ausflüchte ignorie rend.
    Allerdings wäre nur eine überaus zart besaitete Person schockiert gewesen über den Fund, den wir schließlich machten. Raubtiere hatten sich über den verendeten Hund hergemacht. Die Knochen lagen überall verstreut, ließen sich aber eindeutig identifizieren. Von der Leiche des Besitzers fehlte jede Spur, einmal abgesehen von einer Menge eingetrockneten Blutes, das der Treibsand bereits verwehte.
    »Jemand muss eingesammelt und beerdigt haben, was die Schakale von ihm verschmähten«, bemerkte Emerson.
    »Eine anrührende Vorstellung. Vermutlich hat selbst ein Schwein wie Saleh einen Freund. Kommt, wir wollen sehen, ob wir ihn finden.«
    Gemeinsam mit William, der uns widerstrebend folgte, marschierten wir über den Felsgrat hinunter ins Dorf. Da wir davon ausgehen mussten, dass man uns ohnehin bemerkt hatte, kündigte Emerson unser Eintreffen lautstark an und mit Worten, die die Zuhörerschaft beruhigen sollten. »Wir wollen den Unschuldigen nichts Böses. Ihr kennt uns, ihr wisst, dass wir Wort halten. Wir werden gut zahlen für Informationen. Bakschiiisch!«
    Aus den scheinbar leeren Häusern strömten vereinzelt Leute, insgesamt weniger als 20, vom Kleinkindalter bis hin zu einem zahnlosen, gebeugten Alten, der sich als der Scheich dieses armseligen Dorfes vorstellte.
    »Wir haben dein Wort, o Vater der Flüche?«, murmelte er. »Wir sind unschuldig. Wir haben nichts Böses getan.« Emerson griff in seine Jackentasche. Münzen klingelten. Das Publikum kam näher.
    Wir erhielten kaum zweckdienliche Hinweise, auch wenn Emerson großzügig sein Bakschisch verteilte. Alle im Dorf wussten, dass Saleh ein böser Mensch war, aber vorher hatte er seine ruchlosen Taten stets woanders begangen. Sie hatten nichts von jenem letzten kriminellen Vorstoß geahnt, bis er mit einem Kind ins Dorf zurückgekehrt sei, dessen Strampeln und Schreien eindeutig bewiesen, dass es nicht freiwillig bei ihm war. Sie waren zu verängstigt gewesen, um sich einzuschalten.

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