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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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etwas angespannt.«
    Ihr Tisch war vorbereitet, und Emerson bestand darauf, dass sie etwas zu sich nahm und ein Glas Wein trank, bevor sie erzählte. Eine Dame in Nöten brachte stets die galante Seite seines Charakters zum Vorschein. Er nannte sie sogar Margaret. Seine Gattin nicht.
    »Wenn Sie sich wieder gefasst haben, Miss Minton, würden wir eine kurze, zusammenhängende Schilderung begrüßen.«
    Ein halbes Glas Wein und ein Brötchen hatten Margarets Selbstbeherrschung und ihren Sinn für Humor wiederhergestellt. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht lieber warten wollen, um sich meine schriftliche Darlegung auszuborgen ?«
    »Erzählen Sie es uns einfach«, sagte Ramses rasch. »Ich bitte darum«, bekräftigte seine Mutter.
    »Sie mögen sich fragen, warum ich erst mit Nefret sprechen wollte, bevor ich die Tür geöffnet habe. Gestern Nachmittag, als ich gerade zum Tee hinuntergehen wollte, klopfte es an meine Tür und eine Stimme ertönte. Ihre Stimme, Ramses.«
    Ramses verkniff sich eisern einen Fluch. Sein Vater nicht.
    »Hölle und Verdammnis! Was hat er gesagt?« »›Ich bin’s, Margaret. Alles in Ordnung?‹ Es klang exakt wie Ihre Stimme, Ramses.«
    »Wen wundert’s«, stieß Ramses zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Natürlich habe ich aufgeschlossen und wollte die Tür behutsam öffnen. Er hat sie mir praktisch ins Gesicht geschlagen und mir befohlen, abzuschließen und nicht mehr zu öffnen. Da klang er nicht mehr wie Sie! Er fing an, mich zu beschimpfen, was für eine Idiotin ich wäre, und dass mindestens drei Leute im Hotel logierten, er eingeschlossen, die mir an den Kragen wollten, wenn ich meine Nase zur Tür herausstecken würde, und dass er nicht der Einzige wäre, der Ihre Stimme imitieren könnte und …«
    Sie lächelte gequält. »Wenn er mir damit Angst einjagen wollte, so ist es ihm gelungen. Als er alles aufgezählt hatte, was mir zustoßen könnte, stellte ich ihm ein paar Fragen – Sie können sich vorstellen, welche –, aber er hat sie nicht beantwortet.«
    Der Kellner servierte ihre Suppe und nach einer gemurmelten Entschuldigung fing sie an zu essen.
    »Zwei weitere Leute«, brummte Emerson. »Wer zum Teufel …«
    »Das muss nicht stimmen«, warf Ramses ein.
    »Ich konnte das Risiko nicht eingehen, nicht wahr?«, wollte Margaret wissen. »Und am späten Abend, nachdem ich zu Bett gegangen war, machte sich jemand an der Türklinke zu schaffen. Ich hatte kurz zuvor das Licht gelöscht und mich so weit beruhigt, dass ich halb eingeschlafen war. Ich schrie: ›Wer ist da?‹ Niemand antwortete. Dann, kurz vor Sonnenaufgang …«
    »Gütiger Himmel!«, rief Emerson. »Noch einer?«
    »Er sagte, er wäre der Zimmerkellner, mit meinem Frühstück. Ich hatte aber keins bestellt.«
    »Drei insgesamt«, murmelte Nefret. »Ich frage mich, wie viele davon Sethos sind.«
    »Freut mich, dass Sie das belustigend finden, Nefret«, versetzte Margaret.
    Rasch wurde Nefret wieder ernst. Ramses verstand ihre Erheiterung ebenso wenig; Sethos’ Absichten mochten ehrbarer Natur gewesen sein, seine Methoden hingegen waren schändlich.
    »Vermutlich blieb ihm gerade noch Zeit zum Vorbeischauen, ehe er den Zug nach Assuan nahm«, erwog Nefret.
    Margaret ließ ihren Suppenlöffel sinken. »Er ist nach Assuan gefahren?«
    »Verfl …, sehr unwahrscheinlich«, erwiderte Emerson. »Aber er hat das Hotel verlassen, dieser Mist …, dieser undankbare Bursche. Ramses brachte ihn gestern her, nachdem bekannt geworden war, dass ein Fremder an Bord der Amelia weilte. Gute Idee, wirklich. Hat die Spuren verwischt.«
    »Danke, Vater«, murmelte Ramses.
    »Hmm, ja. Sie können nicht hier bleiben, Margaret – Miss Minton …«
    »Bitte, nennen Sie mich ruhig mit meinem Vornamen, Professor. Unter den gegebenen Umständen erscheint mir Förmlichkeit irgendwie absurd.«
    »Äh … vielen Dank. Wie ich schon sagte, wir müssen Sie von hier fortbringen. Peabody?«
    »Ganz recht, Emerson. Sie wird uns zum Schloss begleiten. Ich habe bereits mit Cyrus gesprochen.«
    Natürlich hat sie das, dachte Ramses im Stillen. Vermutlich hatte sie auf ihrer Liste notiert: »Umzug Miss Minton.« Keiner der Vandergelts hätte ihr widersprochen.
    Sie und Nefret gingen mit Margaret, um ihr beim Packen zu helfen, während Ramses und sein Vater das von Sethos bewohnte Hotelzimmer inspizierten. Es befand sich auf derselben Etage wie Margarets, nur wenige Türen weiter entlang des Ganges. Das Personal war an jenem Morgen dort

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