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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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rasch wie möglich beruhigen, gleichwohl erschien ihm das übersteigerte Selbstvertrauen seiner Mutter bedenklich. Es war möglich – in der Tat sogar sehr wahrscheinlich –, dass Kuentz sich bereits an die Arbeit gemacht hatte und hektisch das Grab leerte, in der Hoffnung, dass seine Männer sie in Schach halten könnten.
    »Kuentz wird nicht allein sein«, warnte er.
    »Je mehr, desto besser«, frohlockte sein Vater und ballte seine Hände.
    »Vielleicht ist er bewaffnet.«
    »Wir auch«, erwiderte seine Mutter. Die an ihrem Gürtel befestigten Utensilien klirrten, als sie sich erhob.
    Er konnte Nefret nicht grübelnd und beklommen zurücklassen. Das hatte er zu oft gemacht. »Wartet eine halbe Stunde«, drängte er. »Ich werde in Deir el-Bahari zu euch stoßen.«
    »Nein, nein, mein Junge«, versetzte Emerson. »Er wird in Eile sein. Er könnte einige der Artefakte zerstören.« Seine Augen glänzten. Wenn es etwas gab, was er mehr schätzte als einen Kampf, dann war es ein neuer Fund. Er rechnete fest damit, beides zu bekommen.
    »Ich komme nach, sobald ich kann«, sagte Ramses. Die durchdringende Stimme seiner Mutter verfolgte ihn durch den Gang. »Ramses, komm sofort zurück! Du musst …«
    Die Stute stand dort, wo er sie zurückgelassen hatte, und zupfte an den Petunien in den Blumenkästen. Er war noch nicht weit gekommen, als er Hufschlag hinter sich vernahm und über seine Schulter blickte. Er straffte die Zügel und wartete, bis der andere Mann zu ihm aufschloss.
    »Warum hast du sie nicht begleitet? Mit etwas Glück hättest du Mutter wieder einmal retten können.«
    Sethos schüttelte den Kopf. »Vermutlich hätte sie mich retten müssen. Wie auch immer, Radcliffe würde es nicht gefallen. Ich habe sein Pferd stibitzt. Das dürfte sie ein wenig aufhalten.«
    Ramses wusste, dass, wenn er die Fragen stellen würde, die ihm im Kopf herumgeisterten, es auf eine jener langatmigen Diskussionen hinauslaufen würde. Das war ein Familienleiden. Ohne jede Antwort spornte er die Stute zum Galopp an. Sethos war nicht besonders gut im Umgang mit dem Messer, aber er ritt hervorragend, lenkte den riesigen Wallach mit geübter Hand. Der Herr stehe Margaret bei, dachte Ramses. Wenn sie ihn dramatisch verwundet und bandagiert sieht … Ist es das, was er will? Was will er eigentlich? Warum ist er nicht im Haus geblieben?
    Bei ihrer Ankunft standen die Tore zum Schloss offen und Cyrus sattelte im Hof gerade seine sanfte Stute. »Na, Gott sei Dank!«, rief er. »Alles in Ordnung? Ist das …«
    »Mr Cyrus Vandergelt, erlauben Sie, dass ich Ihnen Sethos vorstelle«, fiel ihm Ramses ins Wort. »Alias einer ganzen Reihe von anderen Identitäten.«
    »Einschließlich meiner.« Cyrus’ wettergegerbte Wangen legten sich in winzige Lachfalten. »Kommen Sie ins Haus. Sie sehen aus, als könnten Sie eine Stärkung vertragen.«
    »Ich kann nicht bleiben«, erwiderte Ramses. »Ich bin nur vorbeigekommen, um Nefret kurz zu informieren … Wo ist sie?«
    »Sie hat uns verlassen – es kann nicht mehr als eine halbe Stunde zurückliegen, vielleicht auch weniger. Dem kleinen Mädchen geht es gut, deshalb sind Nefret und Miss Minton aufgebrochen, zu eurem Haus. Sie wollten nicht auf mich warten.« Sein Lächeln verschwand. »Sie sind Ihnen nicht begegnet?«
    »Nein.« Ramses wandte sich an seinen Onkel. »Du hast es vorausgesehen!«
    »Ich habe es befürchtet. Die impulsiven Handlungen deiner Frau sind bestens bekannt, und wenn Kuentz eine Geisel nehmen konnte, hat er uns genau dort, wo er uns haben will. Offenbar verfügt er über mehr Männer, als wir dachten. Einer von ihnen muss die Dahabije beobachtet haben …«
    Ramses entriss dem Stallburschen die Zügel und schwang sich in den Sattel. Schmallippig und schweigend saß sein Onkel auf dem Wallach auf.
    »Wartet auf mich!«, brüllte Cyrus.
    »Nein, dabei können Sie uns nicht helfen. Wenn Sie etwas tun wollen, dann suchen Sie Mutter und Vater. Irgendwo im Gebirge südlich von Deir el-Bahari. Nehmen Sie eine Waffe mit.«
    Als er die Stute zum Tor lenkte, bemerkte er, wie Cyrus zurück ins Haus rannte.
    »Sollen wir im fliehenden Galopp in die Dunkelheit preschen, oder hast du irgendeinen Geistesblitz, wo wir sie suchen könnten?«, erkundigte sich Sethos.
    »Der Allmächtige sollte dich in den Abgrund der Hölle verfluchen«, schnaubte Ramses.
    »Ich denke, dass hat er bereits getan. Vor einer halben Stunde oder weniger … man hat ihnen den Weg abgeschnitten, bevor sie das Tal

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