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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Hemd und zog sein Messer aus der Scheide. Er hatte das meiste Blut entfernt, durfte aber nicht riskieren, dass es klebte. Sekundenbruchteile konnten eine Menge ausmachen.
    Die Kletterpflanzen an den Wänden raschelten. Ramses wirbelte herum und sah ein Gesicht, mit schreckgeweiteten Augen spähte es aus dem Laub hervor. Es war der Besitzer, Hussein Ali. Ramses packte ihn am Kragen und unterbrach sein Protestgeschrei und seine Unschuldsbeteuerungen.
    »Wo sind sie? In welchem Zimmer?«
    »Er hat mich mit seinem Langdolch bedroht. Wie sollte ich wissen, dass er den berühmten und mächtigen …«
    » In welchem Zimmer? «
    Es war im hinteren Teil – das beste Zimmer im Hotel, erklärte Hussein Ali. »Eine Suite, um genau zu sein! Zwei angrenzende Räume, ein Schlafzimmer, das andere …«
    Augenscheinlich kein Badezimmer. Ramses ließ ihn lamentierend und gestikulierend zurück und strebte zur Tür. Sie war einmal sehr schön gewesen, mit kunstvollen Ornamenten bemalt, wie so viele Haustüren in Gurneh, ehe der Zahn der Zeit und die Nachlässigkeit ihren Tribut gefordert hatten. Sie stand offen. Eine Erkundung war überflüssig, er wusste, wie solche Häuser aussahen; die Fenster auf der Rückseite waren hoch und schmal, zum Schutz gegen Einbrecher. Der Syrer musste wissen, dass er eingetroffen war. Er hatte sich nicht der Mühe unterzogen, seine Stimme zu senken, und Hussein Ali hatte noch lauter gebrüllt.
    Er trat die Tür gegen das Mauerwerk. Niemand dahinter. Die Türen, die den engen Gang säumten, waren geschlossen, außer einer am Ende. Der Wunsch, sie zu sehen, zu wissen, dass sie lebte, war so stark, dass er wie von Geisterhand gezogen in den Gang und zu der offenen Tür strebte.
    Das Sonnenlicht flutete durch die hohen Fenster ein. Es schimmerte auf ihrem Haar. Sie lag auf dem schmutzigen Diwan, ihre Hand- und Fußgelenke gefesselt. Ihre Augen waren offen, blau wie Kornblumen, und sie blitzten erleichtert auf. Sie hatte sich vor ihm gefürchtet.
    Mubashir saß neben ihr. »Willkommen, Bruder der Dämonen«, sagte er. »Tritt ein und lass dein Messer fallen.« Seine eigene Klinge ruhte auf ihrer Wange.

    Ich vermag mir nicht zu erklären, wie ich nur so gedankenlos sein konnte, dass ich die beiden fortließ. Ich hatte das Blut auf Ramses’ Hemd erst bemerkt, als er sich umdrehte, indes gab er vor, mein Rufen nicht zu hören. Als wir feststellten, dass Sethos ebenfalls entwischt war und dass er Emersons Wallach mitgenommen hatte, musste ich meiner Entrüstung Luft machen.
    »Dieser uneinsichtige Ignorant ist nicht in der Verfassung zu reiten«, entfuhr es mir. »Und wenn er hier wäre, könnte er uns begleiten und uns die Hilfe anbieten, die er augenblicklich leisten kann. Nach allem, was wir für ihn getan haben!«
    »Gebt mir ein Pferd«, zischte Emerson so zielstrebig wie Richard III.
    »Vielleicht brauchen wir keine weitere Hilfe«, schloss ich, als Selim auf den Stall zulief. »Selim und Daoud und wir beide müssten genügen. Immer vorausgesetzt, wir finden ihn, das ist es. Wir haben drei seiner Anhänger aus dem Feld geschlagen; er kann nicht mehr viele haben.«
    »Zum Teufel mit den Pferden«, brummte Emerson, der mir offenbar nicht zuhörte. »Wir können genauso gut zu Fuß gehen.«
    »Gehen, wohin?«, bohrte ich. »Du kennst die exakte Lage doch gar nicht.«
    »Es muss irgendwo zwischen Deir el-Bahari und Deir el-Medine sein – vermutlich weniger als 100 Meter von der Stelle entfernt, wo der Unfall passierte. Kuentz hatte Angst, ihnen könnte etwas auffallen, wenn sie weitergingen. Es ist weniger als einen Kilometer Luftlinie entfernt.«
    »Wir sind keine Vögel und es geht ständig bergauf und bergab! Um Himmels willen, Emerson, benutze deinen Verstand. Ramses hat gesagt, dass er uns bei Deir elBahari treffen will. Wenn wir dort beginnen und den Felsen süd…«
    »Wo ist mein verfluchtes Pferd?«, wollte Emerson wissen. »Selim!«
    »Hier, Vater der Flüche.«
    Emerson riss den Mund auf, und Selim, der mit seinem Protest rechnete, verteidigte sich mit den Worten: »Es gibt kein anderes.« Er führte Yusufs beleibte Stute.
    »Die kann ich nicht reiten!«
    »Wenn sie Yusuf tragen kann, hält sie auch dein Gewicht aus«, bemerkte ich. Im Grunde genommen war es besser so. Von einem intensiven archäologischen Fieberschub gepackt, hätte Emerson uns alle weit zurückgeschlagen, wenn er ein vernünftiges Reittier gehabt hätte. Bevor er einen Pferdewechsel vorschlagen konnte, wies ich Selim und Daoud

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