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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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existiert, würde es nicht wagen anzugreifen, während ich eine Waffe auf Sie richte.«
    »Zweifelsohne, aber wie lange können Sie das noch tun?«, wandte ich ein. »Ein ganzes Grab zu leeren dauert …«
    »Grab?« Kuentz brach in schallendes Gelächter aus. »Sie werden überrascht sein, meine Freunde.«
    »Kein Grab? Was ist es dann?«, fragte ich. Emerson warf mir einen angesäuerten Blick zu. Er brannte ebenfalls vor Neugier, war aber zu stolz, um nachzufragen.
    »Spekulieren Sie doch.« Kuentz kicherte. »Das hilft, die Zeit zu überbrücken.«
    »Sei still, Peabody«, brummte Emerson. »Tu ihm nicht den Gefallen.«
    Also saßen wir schweigend da. Die Temperatur stieg genau wie die Sonne, und der Boden unter mir war hart wie Stein und voller Geröll. Das Umfeld war logischen Überlegungen nicht förderlich, dennoch ließ ich mich keinesfalls von physischen Unannehmlichkeiten ablenken. Meine Vermutung erwies sich als korrekt: Die Leiche (die bislang letzte Leiche, sollte ich wohl eher sagen) war die eines Unbeteiligten gewesen, den Kuentz kaltblütig umgebracht hatte, als der arme Kerl ihn zufällig bei seinen Aktivitäten ertappt hatte. Emersons ursprüngliche Theorie stellte sich als falsch heraus (obschon ich bezweifelte, dass er das jemals zugeben würde). Er hatte angenommen, dass der sagenhafte Fund hinter den Ekel erregenden Mumienteilen verborgen läge. Das war natürlich Unsinn; Kuentz musste gewusst haben, dass eine solche Petitesse uns nicht an weiteren Nachforschungen gehindert hätte. Dass es eine Grabstätte mit römischen Mumien gab, schien denkbar. Kuentz hätte deren Existenz nicht eingeräumt, wäre die Tatsache nicht allgemein bekannt gewesen.
    Ich verdrängte diese momentan irrelevanten Fakten und meine glühende Neugier hinsichtlich Kuentz’ Entdeckung und erwog die unterschiedlichen Optionen. Es waren nicht viele. Ramses und Nefret würden in dieselbe Falle tappen, da wir sie nicht warnen konnten. Kuentz würde uns nicht gehen lassen. Sehr wahrscheinlich würde er uns zwingen, in das Loch am Boden zu steigen, sobald er dessen Inhalt geborgen hatte (was zum Teufel mochte das sein?), das Geröll wieder darüber schaufeln und somit den Eingang verbarrikadieren.
    Ich wollte gerade unseren launigen Widersacher fragen, ob ich aus meiner Wasserflasche trinken dürfe, als ich das Knirschen von Gestein vernahm. Jemand nahte. Gewiss nicht Ramses, er bewegte sich nicht so ungeschickt. Es sei denn, seine Verletzungen waren gravierender, als ich geglaubt hatte …
    Emerson unterdrückte einen Fluch, als Cyrus auftauchte, ächzend und schwitzend und – so gewahrte ich vollends entsetzt – mit einer geschulterten Flinte.
    »Nicht schießen, Cyrus!«, kreischte ich. »Er hat seine Waffe auf uns gerichtet!«
    Nie hatte ich meinen alten Freund mehr bewundert. Ein Blick und er erkannte, dass jeder Widerstand zwecklos wäre, also fügte er sich meiner Anordnung. Er ließ das Gewehr zu Boden sinken und hob die Hände.
    Kuentz ließ eine weitere seiner nervtötenden Lachsalven los. »Also das ist Ihre Verstärkung? Seien Sie vernünftig, Mr Vandergelt. Gehen Sie und setzen Sie sich zu den anderen. Allmählich werden wir eine richtig nette, kleine Gesellschaft.«
    Cyrus sank schwerfällig zu Boden und rieb sich mit dem Hemdsärmel über sein schwitzendes Gesicht. »Schätze, ich wühle besser nicht nach einem Taschentuch«, bemerkte er frostig. »Was geht hier vor?« »Er sagt, es handelt sich gar nicht um ein Grab, Cyrus.«
    »Nun, in der jetzigen Situation sollte mir das ziemlich egal sein.« Dennoch wanderte sein Blick an Kuentz vorbei zu der kleinen Senke. Mittlerweile sahen wir die Öffnung, schwarz gähnend in dem Felsgestein. Wie tief war der Stollen, und wie lange würde es noch dauern, bis er ihn freigelegt hätte?
    Einer der Arbeiter rief etwas. Ich konnte die Worte nicht verstehen, aber Kuentz’ Reaktion klärte mich hinlänglich auf. »Ich komme schon. Wartet.«
    Er lachte nicht mehr. Sein Blick fixierte uns, einen nach dem anderen. Unser letztes Stündlein hat geschlagen, dachte ich nur noch.
    Wie sich herausstellte, irrte ich mich. Als er sah, dass meine Hand sich zu meiner Jackentasche vortastete, bemerkte Kuentz: »Seien Sie nicht dumm, Mrs Emerson. Für beide Seiten gibt es eine Alternative zur Gewaltanwendung. Ich habe ein Ass im Ärmel, verstehen Sie? Nefret.«
    Emerson wurde fuchsteufelswild. »Was soll das heißen?«
    »Mubashir hält sie als Geisel. Ich schätze, Sie haben von ihm

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