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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Emerson, wenn du mit einem derartigen Zwischenfall gerechnet hast, hättest du mir das sagen sollen.«
    »Ich habe mit nichts dergleichen gerechnet. Einer der Gründe, warum ich es auf mich genommen habe, Maxwell zu treffen, war, ihm nachdrücklich unsere Haltung gegenüber Salisbury und diesem Mistkerl Smith zu verstehen zu geben. Ich war angenehm überrascht, als Maxwell mir zustimmte, dass Ramses sich aus den Spionagespielchen heraushalten soll, auch wenn seine diesbezüglichen Erwägungen vermutlich anderer Natur waren als meine.« »Nein. Die Militärs interessieren sich nicht für die Sicherheit der Männer, die sie in den Krieg schicken. Bedenke meine Worte, Emerson: Wenn er eine Möglichkeit sähe, wie Ramses sich nützlich machen könnte, würde er versuchen, ihn erneut zu rekrutieren. Was haben die Senussi überhaupt damit zu tun?«
    Emerson liebt Vorträge, also ließ ich ihn gewähren, auch wenn mir seine Ausführungen in weiten Teilen bekannt waren. Die Senussi tariqa oder »Bruderschaft« war eine religiöse Bewegung zur Erneuerung des Islams; gegründet von einem Nachfahren des Propheten, leitete sich der Name von seiner Familie ab. Sidi Mohammed ben Ali ben Es Senussi (er hatte noch eine Reihe weiterer Namen, die mir entfallen sind) war ein Mann von hohen Prinzipien und moralischer Stärke gewesen, der Toleranz predigte und der Gewalt abschwor.
    Es waren die ausländischen Invasoren, die eine spirituelle Bewegung in eine politische und militärische Kraft verwandelten. Die Franzosen, die von Süden und Westen einfielen, und die Italiener, die Cyrenaika im Norden angriffen, schürten die Flamme des Widerstands in den Bewohnern dieser Region. Um das Jahr 1914 hatten sich die Enkel des berühmten geistigen Führers mit dem Sultan verbündet. Türkische Offiziere und Arabisch sprechende Deutsche unterstützten die Senussi bei ihren Bemühungen, Italien aus ihren Stellungen an der Küste zu vertreiben, und gut unterrichtete Kreise glaubten, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis sich Sidi Ahmet überzeugen ließe, einen bewaffneten Angriff an der ägyptischen Westküste durchzuführen. Auch wenn England aufgrund der hohen Verluste bei Gallipoli einer solchen Konfrontation nicht gewachsen wäre, lag die wirkliche Gefahr darin, dass selbst ein vorübergehender Erfolg der Senussi dazu führen könnte, dass sich ihre Sympathisanten in der Westwüste und im Niltal erheben würden.
    »Nicht noch einmal!«, stöhnte ich.
    »Nein, mein Schatz. Ramses hat es zwar geschafft, eine kleine Gruppe von Möchtegern-Revolutionären zu kontrollieren, aber nicht einmal Kitchener wäre so töricht zu glauben, dass er völlig auf sich gestellt den Einfluss von Scheich el-Senussi unterhöhlen könnte. Ich weiß nicht genau, welchen hanebüchenen Plan er sich überlegt hatte, doch ich nehme an, dass dieser vorsah, Ramses in einer seiner bizarren Tarnungen als Spion zu den Senussi zu schicken. Dennoch besteht kein Anlass zur Besorgnis, denn es wird nicht passieren.«
    »Das ist zwar überaus interessant, Emerson, aber es erklärt nicht, wer diesen Burschen Asad auf Ramses gehetzt hat.«
    »Da hast du Recht«, räumte Emerson ein. »Ehrlich gesagt ist diese ganze Geschichte irgendwie sonderbar. Sidi Ahmet wusste von Ramses’ Maskerade, und es könnte genauso gut einer seiner Leute gewesen sein, der Asad aus Kharga herausholte, dennoch leuchtet mir nicht ein, warum er Vergeltung suchen sollte. Ramses hat sich tapfer geschlagen und die Senussi bewundern einen mutigen Gegner. Das Gleiche gilt für Sahin Bey, der wirklich professionell arbeitet und einen ebensolchen Profi ganz offensichtlich zu schätzen weiß, auch wenn er auf der anderen Seite steht. Du hast doch die Komplimente gehört, die er über Ramses …«
    »›Er ist ein mutiger Mann und verdient einen raschen Tod.‹ Ich kann nicht sagen, dass ich diese Haltung besonders aufbauend finde, Emerson.«
    »So denken diese Burschen eben.« Emerson zuckte die Schultern. »Das alles ist Teil des Spiels. Er würde dem Jungen von einer Sekunde auf die nächste die Kehle aufschlitzen, wenn sie sich erneut bekämpften, aber ich glaube nicht, dass er versuchen würde, sich für eine vergangene Niederlage an Ramses zu rächen.«
    »Das tröstet mich ungemein.«
    »Du kannst mir glauben, Peabody, ich nehme das nicht auf die leichte Schulter. Ich habe eine Idee.«
    »Würde es dir etwas ausmachen, sie mir zu verraten?« »Gütiger Himmel, bist du heute Abend zynisch. Ich würde

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