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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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seine verwegenen schwarzen Augen Ihre Gestalt verschlangen. Er bot an, Ihnen seine vertrauliche Korrespondenz mit den Spionen zu zeigen, die er auf seine Gegner und den türkischen Gouverneur angesetzt hatte. Mit dem Schlimmsten rechnend und doch wissend, dass Ihnen keine Wahl blieb, begleiteten sie ihn in eine kleine Kammer …«
    »Üppig ausgestattet mit weichen Ottomanen und seidenen Kissen.« Miss Minton grinste breit. »Trotzdem bewahrte er dort seine privaten Unterlagen auf.«
    »Und dort«, fuhr ich fort, »streifte der Emir seinen seidenen Umhang ab; und lediglich bekleidet mit Hose und ärmelloser Weste …«
    »… aus Seidenbrokat …«
    »… riss er Sie in seine Arme. Sie setzten sich in seiner Umarmung zur Wehr, wohl wissend, dass jeder Hilferuf vergeblich wäre, und als Sie am Rande einer Ohnmacht standen, ließ er sie plötzlich los und schnellte herum, eine Hand am Knauf …«
    »… am juwelenbesetzten, goldenen Knauf …«
    »… seines Schwerts. Sie sanken zitternd in die seidenen Kissen auf dem Diwan und gewahrten unvermittelt die Gestalt eines Mannes, der den Raum durch eine verhangene Tür betreten hatte. Ist er ein Retter oder ein weiterer Rohling?, fragten Sie sich (eine Hand auf Ihren bebenden Busen gepresst, soweit ich mich recht entsinne). Er trug die einfache Baumwollkleidung (ich muss sagen, das war eine angenehme Abwechslung) der Bauern und seine Hand umschloss ein blitzendes Messer. In todbringendem Schweigen stürzte er sich auf den Emir, der sein Schwert zog. Die Klingen klirrten. Ein grimmiges Grinsen umspielte die wohlgeformten Lippen des Eindringlings …«
    Miss Minton ließ sich gegen die Kissen sinken und schüttelte sich vor Lachen. Sie wischte sich mit ihrer Serviette die Augen und bemerkte: »Ich wusste, dass es nicht sonderlich gelungen war, aber nicht, dass es so schlecht ist. Ersparen Sie mir den Rest, Mrs Emerson.«
    »Das Ende stand nie in Zweifel«, fuhr ich gnadenlos fort. »Mit seinen prachtvollen Muskeln (also wirklich, Miss Minton!) und seiner raubtierhaften Geschmeidigkeit überwältigte Ihr Verteidiger schon bald den Emir, der verletzt und ohnmächtig zu Boden sank. Ihre geschwächte Gestalt mit einer Leichtigkeit aufhebend, als wären Sie ein Kind, trug der Fremde Sie zum Fenster und – nun, um eine unnötig ausgeschmückte Geschichte kurz zu machen – ließ sie zu Boden mit einem Seil – einem seidenen Seil, war es nicht so? – und führte sie durch die dunklen, verlassenen Straßen, dorthin, wo Ihre Männer kampierten und Ihrer Rückkehr harrten. Dann umarmte er Sie lange und leidenschaftlich, ehe er Sie auf Ihr Kamel hob und in der nächtlichen Finsternis verschwand.«
    »Gütiger Himmel«, murmelte Miss Minton. »Nun gut, Mrs Emerson, Sie hatten Ihren Spaß. Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen.«
    »Warum schreiben Sie solchen Schund? Sie sind zu Besserem befähigt; einige Passagen in diesem Buch sind hervorragend formuliert und treffend geschildert.«
    »Warum? Weil es sich verkauft, natürlich. Sie wissen um meine finanzielle Situation; mein Vater hat mir nichts hinterlassen außer dem albernen Titel ›Ehrenwerte‹ und ich bin von meinem Einkommen abhängig.« Wieder bildeten sich Lachfältchen um ihre Mundpartie. »Meine Schundprosa muss Sie fasziniert haben, sonst könnten Sie sich nicht an die einzelnen Sätze erinnern.«
    »Es ist alles erfunden, oder?«
    »Die Geschichte stimmt bis zu dem Punkt, als der Emir mich mit in seine Privatgemächer genommen hat. Möchten Sie wissen, was danach tatsächlich passiert ist?«
    Meine vornehme Zurückhaltung kämpfte mit meiner Neugier und verlor. »Also …«
    Miss Minton erhob sich und schritt zu dem Tisch. Sie nahm einen kleinen Stapel Blätter von einem der Haufen und reichte ihn mir. »Das ist die richtige Version. Ich habe sie unmittelbar nach dem Vorfall zu Papier gebracht.«
Aus Manuskriptsammlung M (Vermischtes)
    Der Emir war noch ein Halbwüchsiger, höchstens 17 oder 18 Jahre alt. Schwarzer Schnauz- und Kinnbart gaben ihm etwas Draufgängerisches, seine Wangen hingegen waren so glatt wie die eines Mädchens. Er duftete nach Rosenbukett und war mit Juwelen behängt. Ich fragte mich, ob er überhaupt seine Hände heben könnte; jeder Finger und beide Daumen waren beringt. Emaillierte Broschen mit Smaragden und Rubinen hielten seinen Umhang zusammen; durch seine Robe schimmerte ein Kunstwerk von einem Dolch – der Knauf war derart übersät mit Edelsteinen, dass er unmöglich gut in der Hand liegen

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