Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
ließ. »Sie würde nicht viel einbringen von den Bordellbesitzern, aber vielleicht zahlen die Engländer.«
    Ibn-Rashid fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, seine Stirn war mit Schweißperlen übersät. Ich hoffte, er sah allmählich ein, dass er in Schwierigkeiten geraten könnte, falls jemand mich suchte und er zugeben müsste, dass mich sein unflätiges Verhalten in die Flucht geschlagen hatte. Der andere Mann deutete ironisch einen Abschiedsgruß an, beide Hände unter seinem Kinn, den Kopf gesenkt, und kam dann langsamen, zögernden Schrittes auf mich zu. Ich wich zurück. Ich würde nur zu gern behaupten, dass meine Bewegungen einkalkuliert waren und dass ich begriff, was er vorhatte, aber meine Aufrichtigkeit zwingt mich zu dem Eingeständnis, dass mein Rückzug unwillkürlich geschah. Seinen Rücken dem Emir zugewandt, entblößte er weiße Zähne zu einem – wie ich hoffte – Lächeln und schwang seine Faust.
    Sachte streifte sie mein Kinn. Nur für den Fall, dass ich immer noch uneinsichtig war, verpasste er mir einen gezielten Tritt vors Schienbein, und als meine Knie unter mir nachgaben, packte er mich und warf mich über seine Schulter. Ich wollte die Augen schließen und mich entspannen, aber meine Haltung war verdammt unbequem. Er trug mich durch den Türvorhang und stellte mich auf die Füße. Der Raum wurde lediglich von Mondlicht erhellt, dennoch bemerkte ich Schränke entlang der Wände. Die Tür von einem stand offen; Schriftstücke lagen auf dem Boden verstreut. Ich hob eines davon auf.
    »Was machen Sie da?« Seine Stimme war kaum hörbar. »Legen Sie das hin und kommen Sie her.«
    »Es ist seine private Korrespondenz.« Genau wie er versuchte ich, meine Stimme zu dämpfen. »Was für eine Geschichte ich schreiben könnte, wenn ich nur ein paar von diesen Briefen hätte!«
    »Und was für einen schönen Anblick Sie abgäben, wenn Sie kopfüber an den Palasttoren hingen und die Krähen Ihnen die Augen auspickten.« Er riss mir das Papier aus der Hand, sortierte es zu den anderen auf dem Boden und legte alles wieder in den Schrank zurück.
    »Onkel Ismail und Mama würden keine wertlose Frau verfolgen, die sie ohnehin ihrer Wege geschickt hätten, aber wenn Sie besagte Schriftstücke hätten, würden sie nicht ruhen, bis sie diese – und Sie – einkassiert hätten.« Er trat ans Fenster und drehte sich dann um, einen Gegenstand in den Händen, den ich in der Dunkelheit nicht zu erkennen vermochte. »Ich nehme nicht an, dass Sie an einem Seil hinunterklettern können? Die jungen Frauen heutzutage haben so wenig nützliche Fähigkeiten. Ich werde Sie hinunterlassen. Sobald Sie am Boden sind, knoten Sie sich los und gehen aus dem Weg.«
    Er befestigte das Tau um meine Taille und setzte mich kurzerhand auf den Fenstersims. Das Fenster blickte auf einen ummauerten Garten, mit Schatten spendenden Bäumen und blühenden Sträuchern; der süße Duft einer nachts blühenden Blume stieg mir in die Nase. Der Boden schien mir sehr weit unten.
    Ich atmete tief ein und drehte mich so, dass ich auf dem Sims zu liegen kam, meine Füße baumelten in der Luft, meine Hände umklammerten den Fensterrahmen.
    »Sie haben den Schmuck nur gestohlen, damit er glaubt, Sie wären ein gewöhnlicher Dieb«, flüsterte ich.
    »Mein liebes Mädchen!«, schmunzelte er. »Ich habe den Schmuck gestohlen, weil ich ein Dieb bin, wenn auch kein gewöhnlicher. Die Turbannadel ist allein mehrere Tausend Pfund wert. Hören Sie auf zu reden und lassen Sie los. Ich halte Sie fest.«
    In dem Bewusstsein, dass, wenn ich zögerte, er mich hinausstoßen würde, fasste ich mir ein Herz und lockerte meine Umklammerung. Das Seil straffte sich; es fühlte sich an, als würde es mich in zwei Hälften teilen. Er senkte mich mit einigen atemberaubenden, ruckartigen Bewegungen hinab. Meine Füße trafen so hart auf dem Boden auf, dass ich in die Knie ging. Er war schon halb unten, ehe ich den Seilknoten gelöst hatte und zur Seite gesprungen war.
    »Wie sind Sie hinaufgekommen?«, fragte ich völlig außer Atem.
    »Ich bin am Mauerwerk hochgeklettert. Und weil es gelegentlich ratsam ist, rasch den Rückzug anzutreten, habe ich ein Seil mitgenommen. Gütiger Himmel, Sie reden fast so viel wie sie. Folgen Sie mir und seien Sie still.«
    Er bahnte uns den Weg durch das dunkle Geäst bis zu der Außenmauer. Sie bestand aus Mörtelverputz und war über drei Meter hoch. Mondlicht glitzerte auf einer unebenen Oberfläche.
    »Das sind Glassplitter«,

Weitere Kostenlose Bücher