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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Hakennase.
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, wollte er wissen.
    Zu erstaunt, um zu antworten, starrte ich ihn nur an. Seine Hautfarbe, seine Robe und was ich von seinem Gesicht sehen konnte, ließen auf einen Araber schließen, doch er hatte perfekt Englisch gesprochen, ohne den leichtesten Akzent.
    Zwei rasche Schritte und er war an meiner Seite. Er fasste mein Kinn und hob mein Gesicht ins Licht. »Die Ähnlichkeit ist letztlich doch nicht so frappierend«, bemerkte er. »Sie müssen die verflucht idiotische englische Journalistin sein, über die in den Basaren getuschelt wird.«
    Die mir vertraute Sprache und die Worte eines Mannes meiner Nationalität und Gesellschaftsschicht ließen mich wieder Mut schöpfen. Ich versuchte, mich ihm zu entziehen, doch er verstärkte lediglich seinen Griff. Mein Kinn fühlte sich an, als würde es von einem Schraubstock zermalmt. »Wer zum Teufel sind denn Sie?«, erkundigte ich mich. »Wurden Sie zu meiner Rettung hergeschickt?«
    »Sie sind aus freien Stücken hergekommen, nicht wahr? Was führt Sie zu der Annahme, dass man Sie retten muss?«
    »Er hat versucht, mich zu verführen!«
    »Tatsächlich?« Der Unbekannte lockerte seinen Klammergriff und grinste. »Das ist wieder einmal typisch für Ibn-Rashid. Er kann keinem Scherz widerstehen.«
    »Ein Scherz? Wie können Sie es wagen? Er stand im Begriff, mich zu … zu …«
    »Oh, das bezweifle ich. Er weiß es schließlich besser. Da sein Onkel ermordet wurde – Attentate sind hier an der Tagesordnung –, sind seine Mutter und seine Onkel mütterlicherseits die wahren Machthaber hinter dem Thron, und er würde es nicht wagen, sich ihnen zu widersetzen. Vergewaltigung und/oder Mord an einem englischen Subjekt würde sie in ernsthafte Schwierigkeiten bringen, und dieses Risiko einzugehen sind sie nicht willens. Sie sind viel zu sehr damit beschäftigt, eine Seite gegen die andere auszuspielen.« Er nahm eine schwere Messingvase, beugte sich über den Emir, der allmählich wieder zu sich kam, und schmetterte ihm diese gekonnt über den Schädel. »Sie haben die Sachlage erheblich kompliziert«, meinte er leicht aufgebracht. »Es wäre besser, wenn Sie mit mir kämen. Rashid wird ein bisschen erbost sein und er könnte es an Ihnen auslassen. Wenigstens sind Sie vernünftig gekleidet. Dieser praktische Aufzug war ein weiterer Punkt, der mich irregeführt hat; sie zieht Hosen ebenfalls vor.«
    »Sie? Wer? Was haben Sie vor?«
    »Als Erstes werde ich ihn fesseln.« Er entledigte den Emir seiner hübsch bestickten Schärpe und band ihm damit die Hände auf den Rücken. »Wenn Sie mich nicht abgelenkt hätten, hätte ich meine Mission erfüllt und wäre verschwunden, ohne dass er jemals von meiner Anwesenheit erfahren hätte.«
    »Warum sollte ich mit Ihnen gehen? Ich weiß nicht einmal, wer Sie sind. Ich könnte vom Regen in die Traufe gelangen.«
    »Mag sein. Ich an Ihrer Stelle würde es dennoch riskieren. Der Regen wird heftiger.« Nachdem er den Emir gefesselt und mit einem Stück Stoff geknebelt hatte, erhob er sich. »Sie können freiwillig mitkommen oder unbequem über meine Schultern drapiert. Zuvor würde ich Sie bewusstlos schlagen müssen, verstehen Sie. Das tut weh. Also?«
    »Ich …«
    »Oh, um Himmels willen, hören Sie auf, sich so zu zieren.« Er fasste mein Handgelenk und hob seinen anderen Arm. Seine Faust war geballt. Er würde mich schlagen! »Nein, nein. Ich komme mit.«
    »Verflucht, ich hatte auch nichts anderes erwartet.« Ein gedämpftes Stöhnen aus dem Munde des Emirs lenkte sein Augenmerk von mir. Ibn-Rashid war wieder bei Bewusstsein. Seine Augen waren das Einzige, was er bewegen konnte, aber sie sprachen Bände. Ich zweifelte nicht mehr an den Worten des Fremden.
    Mein Retter – sofern er das wirklich war – straffte die Schultern und stemmte die Hände in die Hüften. Diese Haltung – der leicht geneigte Kopf und einige winzige Veränderungen, die ich unterschwellig wahrnahm – verwandelten ihn wieder in den anfänglichen Raufbold, als er sich an den Emir wandte. »Vergebt mir mein grobes Gebaren, mein Gebieter«, erklärte er in fließendem Arabisch. »Aber Ihr seht ja, wie es ist. Ihr seid ein reicher Mann und ich nur ein armer Tor. Lehrt nicht der Prophet, dass es gottgefällig sei, den Armen zu helfen?« Über den Emir gebeugt, löste er rasch die Broschen und Ketten und den funkelnden Turbanschmuck. »Ich werde auch die Frau nehmen«, sagte er, während er die Stücke in seinen Beutel gleiten

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