Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Arabisch. »Nehmt die Sitt und brecht auf. Hier ist Geld, um die Wachen zu bestechen.«
    Er warf den Lederbeutel zu Ali, der ihn in seinen Händen wog und dann grinste. »Es ist genug, um den Großvisier zu bestechen. Wir sind fast fertig, Effendi. Wir müssen nur noch den Badezuber der Sitt auf das Packkamel laden.«
    Er stapfte davon und ließ mich allein mit meinem Retter zurück.
    »Badezuber?«, fragte dieser mit angehaltenem Atem. »Kein Wunder, dass in England die Sonne niemals scheint.«
    »Wenigstens reise ich nicht mit Kristallkelchen und Chinaporzellan und Damastdecken wie Miss Gertrude Bell.«
    »Oh, dann wollen Sie also Miss Bell übertreffen, was? Tut mir Leid, aber die würde vermutlich annehmen, dass Sie nicht mehr alle Tassen im Schrank haben.« Er trug nur ein weites Hemd und ein Paar knielange Hosen. Der Mond hüllte sie in sein bleiches Licht, ließ sein Gesicht jedoch im Dunkel, mit Ausnahme seiner vorstehenden Nase. Er wollte sich abwenden. »Gute Nacht.«
    »Warten Sie. Äh … wollen Sie nicht Ihren Umhang zurückhaben?«
    »Behalten Sie ihn. Und leihen Sie sich ein Tuch oder einen Schal von einem Ihrer Männer.«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Worauf warten Sie dann? Oh. Darauf?«
    Er zog mich in seine Arme und küsste mich.
    Es war ein langer, zärtlicher Kuss, und ich denke, er genoss ihn mehr, als er erwartet hatte; dennoch löste er sich von meinem Mund, schüttelte meine Hände ab und schob mich wenig sanft zu meinem knienden Kamel. Ali half mir beim Aufsitzen; als ich mich umblickte, war er fort.

    Ich drehte die letzte Seite um. Ihre Hände fest zusammengepresst, ihre Lippen leicht geöffnet, wartete sie auf meine Reaktion.
    Ich räusperte mich. »Diese Version ist ja noch absurder als die andere.«
    »Aber jedes Wort ist wahr. Sie wissen es genau. Sie waren die Frau, die er meinte. Ich war damals zu verwirrt, um logisch zu denken, aber als ich es mir später durch den Kopf gehen ließ – immer und immer wieder –, begriff ich, dass nur Sie gemeint sein konnten. Wer …«
    Ich unterbrach sie. Das war unhöflich von mir, aber ich war noch nicht bereit für diese Frage. »Warum haben Sie nicht diese Version veröffentlicht?«
    »Ich hatte ihm mein Wort gegeben, ihn nicht zu brüskieren.«
    »Ach du meine Güte, wie edelmütig!«
    Sie sprang auf. »Seien Sie nicht so herablassend zu mir, Mrs Emerson! In jenem Sommer, dem Sommer vor dem Krieg, waren die Entscheidungen der Stammesführer von entscheidender Bedeutung. Durften wir davon ausgehen, dass sie neutral blieben, oder verhandelten sie heimlich bereits mit den Türken? Genau deshalb war er dort, um das in Erfahrung zu bringen, und er gefährdete seine Mission und sich selbst, indem er mir half. Und dieses Wissen quält mich seitdem. Ich muss herausfinden, was mit ihm geschehen ist. Wenn er wegen mir zu Schaden gekommen ist …«
    »Verstehe. Sie setzen sich besser, Miss Minton, und trinken Ihre Tasse leer. Ihr nervöses Auf und Ab wird Sie nur ermüden.«
    Sie warf sich auf das Sofa. »Verdammt, ich will keinen Tee mehr. Wollen Sie mir nun antworten oder nicht?«
    »Sobald Sie meine Neugier in einem weiteren Punkt befriedigt haben. Wie kamen Sie darauf, dass Ramses Ihr Retter gewesen sein könnte? Ich nehme an, dass Sie ihn deshalb umarmt haben?«
    Ihre zusammengekniffenen Lippen entspannten. »Ich habe es genossen, auch wenn seine Frau mich mit Blicken durchbohrte. Ihr Sohn, Mrs Emerson, genießt einen gewissen Ruf in gewissen Kreisen. Diese Aktion hätte zu ihm gepasst und mein Retter hatte etwas an sich – seine Stimme, seine Gesten … Ich kann es nicht erklären, aber es war so seltsam vertraut. Ramses ist seinem Vater sehr ähnlich, aber sobald ich ihm … äh … sehr nahe war, wusste ich, dass er nicht der Fremde gewesen sein kann. Jetzt sind Sie an der Reihe. Ich war ehrlich zu Ihnen; bitte erzählen Sie mir die Wahrheit. Er kannte Sie und er kannte Sie gut; von daher ist es unmöglich, dass Sie ihn nicht kennen.«
    Ich hatte mit meiner Antwort gezögert, um in Ruhe abzuwägen, was ich sagen wollte. Wie viel konnte ich – sollte ich – enthüllen? Einen Teil der Geschichte musste ich offenbaren; wenn ich ihr bekannte Tatsachen schlichtweg geleugnet hätte, hätte das nur ihre Neugier geschürt, und ich fürchtete ohnehin, dass mein Mienenspiel mich während des Lesens jener bizarren Episode mehrfach verraten hatte. Miss Mintons Beharrlichkeit kannte ich zur Genüge. Und in diesem Fall war ich mir sicher, dass sie von einem

Weitere Kostenlose Bücher