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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Emerson«, gab ich zurück, sobald ich zu Wort kam. Ich hatte es selber tun wollen, wusste jedoch, dass diese kleine Aufgabe ihn ablenken würde.
    »Was? Ach so.« Er trug kein Jackett. Nachdem er in seinen Hosentaschen gekramt hatte, fand er eine Hand voll Münzen, gab sie dem Kutscher, schlang seinen Arm um meine Taille und zerrte mich ins Haus.
    »Du hast ihm viel zu viel gegeben«, schimpfte ich. »Warum regst du dich so auf? Ich habe dir doch gesagt, wohin ich gehe.«
    »Hmhm.« Emerson stockte vor der Tür zum Salon. Er hielt mich immer noch fest. »Vielleicht hatte ich eine Vorahnung.«
    Die Tür zum Salon sprang auf und Emerson ließ mich los wie eine heiße Kartoffel.
    »Ah«, sagte ich, da Nefret und Ramses Seite an Seite im Türrahmen standen. »Guten Abend, meine Lieben. Esst ihr mit uns? Das wusste ich ja gar nicht.«
    »Ich habe es Fatima gesagt«, erklärte Nefret. »Sie bereitet immer so viel vor, dass es für eine ganze Kompanie reicht. Als du nicht kamst, habe ich sie gebeten, das Abendessen zurückzustellen.«
    »Mahmud wird das gar nicht gefallen«, meinte ich skeptisch. Unser Koch ist gewissermaßen temperamentvoll.
    »Ich habe ein Wörtchen mit ihm geredet«, erwiderte meine Schwiegertochter ungerührt. »Es wird Zeit für deinen Whisky Soda, Tante Amelia. Komm und setz dich und berichte uns, was diese Frau wollte.«
    Mir schwante, dass Ramses ihr unsere früheren Begegnungen mit Miss Minton geschildert hatte und dass sie – korrekterweise – folgerten, dass die Dame tiefere Beweggründe hatte, warum sie mich sehen wollte. Ich hatte ohnehin beabsichtigt, ihnen die ganze Geschichte zu erzählen. Nach einer Reihe unseliger Vorfälle, die aus den widersinnigen Bemühungen gewisser Personen resultierten, wiederum andere Personen vor einem Wissen zu schützen, das sie (die gewissen Personen) für gefährlich hielten, hatten wir vier uns feierlich geschworen, einander nichts mehr zu verschweigen. Zumindest hatten Nefret und ich uns darauf geeinigt. Emerson und Ramses hatten zwar prinzipiell zugestimmt, gleichwohl prägte sie wie alle Männer die irrige Überzeugung, dass sie naturgemäß die Beschützer hilfloser Frauen sind, und obschon beide wussten, dass Nefret und ich alles andere als hilflos waren, traute ich beiden nicht zu, dass sie Wort halten würden.
    Also setzte ich meinen Hut ab und mich mit einem Glas Whisky auf einen Stuhl und vertiefte mich in meine Schilderung. Ich war in der Lage, sie detailgetreu wiederzugeben, da ich die Originalseiten in meine Handtasche gestopft hatte, als Miss Mintons Blick von Tränen getrübt gewesen war. (Das war kein netter Zug von mir, aber wie ich bereits an anderer Stelle betont habe: In der Liebe, im Krieg und im Journalismus ist alles erlaubt. In diesem Fall trafen alle drei Punkte zu.) Ich war fest entschlossen, das Manuskript zurückzugeben, mit meinen Entschuldigungen – oder vielleicht auch ohne –, sobald ich eine Kopie angefertigt hatte.
    Nefret meldete sich als Erste zu Wort. »Also darum ging’s. Ich hatte schon Bedenken, sie hätte gerüchteweise erfahren, was Ramses im vorigen Winter gemacht hat. Das würde ihr eine sensationelle Geschichte liefern.«
    Dieser Gedanke war mir noch gar nicht gekommen. Vielleicht fiel Derartiges nur einer Frau ein, die ihren Mann so leidenschaftlich liebte, dass sie blind war gegenüber allem, was ihn nicht direkt betraf.
    »So dumm ist sie nicht«, räumte Ramses ein. »Alles, was sie über die fragliche Episode veröffentlichen könnte, würde das Amtsgeheimnis verletzen und sie in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.«
    Emerson hatte keinen Ton gesagt.
    »Nun, Emerson?«, bohrte ich.
    »Nun denn«, brummte mein Gatte. »Wir sollten uns zu Tisch setzen, bevor Mahmud noch die Suppe anbrennen lässt.«
    In jeder normalen Familie wäre die Diskussion an diesem Punkt beendet oder verschoben worden, bis wir vier allein waren. In dieser Hinsicht (wie auch in diversen anderen) waren wir keine normale Familie. Emerson hatte schon immer alles vor den Bediensteten diskutiert, was ihm auf der Seele brannte, manchmal bat er sie sogar um ihre Meinung oder um Unterstützung (für gewöhnlich gegen mich). Und ebendiese unangenehme Angewohnheit meines Gatten hatte Gargery ermutigt, seine Meinung auch dann kundzutun, wenn Emerson ihn nicht dazu aufforderte.
    Wir setzten uns zu Tisch, und ich wartete nur darauf, dass Emerson das Thema anschnitt, was sicherlich früher oder später der Fall sein würde. Ich war versucht,

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