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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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damit in bester RamsesManier. »Aber Höflichkeit wäre reine Zeitverschwendung gewesen. Sie mochten mich erst, als ich sie anständig beschimpfte.«
    Ich ließ das Hörnchen fallen, auf das ich gerade Butter strich. Horus fuhr seine Krallen aus, zog es sich an Land und verspeiste es.
    »Du hast sie beschimpft?«, sagte ich schwach. »In klassischem Ägyptisch. Ich weiß eine Menge übler arabischer und englischer Schimpfworte, aber der Professor hat gesagt, ich soll sie nicht verwenden.« Sie griff nach einem Cremetörtchen und biss hinein.
    »Aber Emerson! Du hast ihr doch nicht etwa beigebracht …«
    »Gewiss doch. Kinder sind von Natur aus Tyrannen, mein Schatz, und mit denen wird man nur fertig, indem man sie überwältigt, physisch oder moralisch. Da ich es nicht für sinnvoll hielt, Sennia beizubringen, wie man jemanden zusammenschlägt …«
    »Das hat Ramses mir beigebracht«, gestand Sennia. Sie leckte sich die Sahnecreme von den Fingern. »Aber ich habe es nur einmal gemacht und erst, nachdem er mich geschubst hatte.«
    Entrüstet sah ich zu meinem Sohn, der meinem Blick auswich und murmelte: »Es war ein kleiner, harmloser Trick, wie man jemanden zu Fall bringt – wirklich nur zur Selbstverteidigung –, wenn man sich bedrängt fühlt …«
    Nefret fing an zu lachen. »Mach dir nichts draus, Liebes. Mutter mag deine Methoden verabscheuen, aber sie scheinen zu wirken. So, Sennia, und jetzt gefällt dir die Schule?«
    »O ja. Der Unterricht ist gar nicht so langweilig, und jeder will in meiner Mannschaft sein, wenn wir für Spiele aufgestellt werden.«
    So entwickelte sich alles in meinem Sinne. Sennia erklärte sich freiwillig bereit, weiterhin die Schule zu besuchen, und ich informierte die betroffenen Parteien, dass sie tags darauf die Segel setzen würden. Das war auch gut so, denn in der abendlichen Post befand sich ein Brief von Howard, der Luxor einen kurzen Besuch abgestattet hatte und Neuigkeiten mitteilte, die Emersons Blut zum Sieden brachten.
    Der letzte Diebstahl war ungemein dreist und wagemutig gewesen; die Missetäter hatten allen Ernstes einen Teil der riesigen schwarzen Granitstatue von Ramses II. aus dessen Grabtempel am Westufer weggekarrt. Die Statue war zwar zerborsten, der Kopf indes noch sehr gut erhalten. Und ebendieses Haupt war als Erstes verschwunden. Sein Fehlen war bemerkt worden, nicht von einem der Wärter, sondern von einem Touristen – einem jener unermüdlichen Zeitgenossen, die ihren Baedeker zwanghaft Zeile für Zeile lasen. Er hatte es den Behörden gemeldet, die Nachforschungen versprachen. Als sie sich endlich bequemten, das Ramesseum aufzusuchen, waren noch zwei weitere Fragmente des Monuments entfernt worden.
    »Zum Teufel, wie ist ihm das nur gelungen?«, wollte Emerson wissen, Howards Brief wie ein Schlachtbanner hin und her schwenkend. »Der verdammte Kopf muss Zentner gewogen haben. Dann besaß er auch noch die Frechheit, in der darauf folgenden Nacht zurückzukehren, nachdem der erste Diebstahl gemeldet worden war …«
    »Er?«, wiederholte ich.
    Emerson bekam einen Hustenanfall.
    »Wer immer es war«, bemerkte Ramses. »Vater, möchtest du ein Glas Wasser?«
    »Ich möchte … äh-hm … Nein danke, mein Junge. Ich vermute«, fuhr Emerson fort, »es könnte einer der Abd er Rassuls gewesen sein.«
    Die Männer aus Gurneh zählten zu den besten Grabräubern in ganz Ägypten. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass gewisse Erbfaktoren eine Rolle spielten; seit der Zeit der Pharaonen hatten ihre Vorfahren Gräber aufgespürt und geplündert. Die Abd-er-RassulBrüder besaßen eine beinahe unheimliche Begabung, verborgene Grabstätten zu lokalisieren; das Versteck der königlichen Mumien war nur eine ihrer Entdeckungen gewesen.
    »Dennoch entspricht das nicht ihrer Arbeitsweise«, gab Nefret zu bedenken. »Die Fragmente dieser Statue liegen schon seit Jahren dort verstreut. Man kann es den – so genannten – Behörden nicht verdenken, dass sie sie nicht entsprechend bewachen ließen. Schließlich brauchte man einen Flaschenzug, um die Stücke fortzubewegen, oder?«
    »Nicht unbedingt«, erwiderte ich. »Du hast selber gesehen, wie unsere Männer noch gewaltigere Objekte heben, nur aufgrund reiner Willenskraft und Erfahrung. Nun, das ist ein nettes kleines Geheimnis, das du und Ramses aufklären könnt, mein Schatz.«
    Nett und sicher, dachte ich im Stillen. Die GurnehGanoven waren zwar eine üble Bande, aber beileibe nicht gewalttätig.

    Wir

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