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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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damit Bassams Redeschwall, der wie üblich Köstlichkeiten anpries, die er gar nicht zur Hand hatte.
    Wir bekamen unseren gewohnten Tisch, in der Nähe der geöffneten Restauranttür. Ich war mir gar nicht bewusst, dass ich den Eingang beobachtete, bis Emerson mir auf den Fuß trat und mich anwies – im Flüsterton, wie er meinte –, nicht so offensichtlich zu sein. Nach einem hervorragenden Mahl lud Emerson Bassam auf einen Kaffee und eine Pfeife ein. Letztere war eine Angewohnheit, die ich mir nie zu Eigen gemacht hatte, und während die Männer das Mundstück hin- und herreichten, überlegte ich, wie um alles in der Welt Emerson so viele zweifelhafte Substanzen zu sich nehmen konnte, ohne jemals die leichteste Lebensmittelvergiftung davonzutragen.
    Bassam lieferte ihm den entsprechenden Aufhänger, indem er sich nach Nefret und Ramses erkundigte. »Wie ich hörte, sind sie nach Luxor gereist.«
    Emerson spähte zu mir. Wenn Mr Bassam davon wusste, dann wusste es ganz Kairo. Es war überaus erstaunlich, wie sich die Gerüchte in der Stadt verbreiteten. »Ja«, sagte er. »Sie haben uns erzählt, wie hervorragend sie hier zu Abend gegessen haben. Hast du zufällig ihren Freund gesehen?«
    »Sie waren allein.« Bassam schien verwirrt. »Nicht einmal die Katzendame war bei ihnen.«
    »Er ist ihnen kurz nach ihrem Aufbruch über den Weg gelaufen«, führte Emerson aus. »Ramses bat mich, ihn aufzusuchen und ihm eine Nachricht auszuhändigen, aber er scheint umgezogen zu sein. Ich dachte, er wäre vielleicht einer deiner Stammkunden.«
    »Aha. Wie heißt er?«
    Emerson blieb keine Wahl, als den ihm bekannten Namen zu nennen, obwohl es unwahrscheinlich war, dass der Bursche ihn weiterhin benutzte. Bassam schüttelte den Kopf. Die von Emerson gelieferte Beschreibung half ihm auch nicht auf die Sprünge.
    »Brille, jung, mickriger Bart«, sinnierte Bassam und strich sich liebevoll über seine eigene prachtvolle Manneszier. »Die Beschreibung könnte auf mehrere zutreffen, die gelegentlich herkommen. Soll ich nach ihm Ausschau halten und ihm sagen, dass der Vater der Flüche mit ihm zu reden wünscht?«
    »Sag ihm, dass der Vater der Flüche eine Nachricht für ihn hat. Eine gute Nachricht, über die er sich freuen wird.«
    »Gut gemacht, Emerson«, lobte ich ihn, nachdem wir uns von unserem Gastgeber verabschiedet und die Lokalität verlassen hatten.
    »Ich bezweifle, dass etwas dabei herauskommt. Wenn Asad von seinem zeitweiligen Führer gelernt hat, dann hat er vermutlich sein Aussehen verändert.«
    Nichts geschah in jener Nacht, obwohl wir im Schneckentempo durch die dunklen Gassen krochen. Wir konnten nur hoffen, dass sich die Kunde verbreiten würde. Das würde sie vermutlich; Emersons Aktivitäten interessierten die Bewohner von Kairo immer brennend. Am Abend darauf machte er einige weitere Andeutungen, in mehreren Cafés rund um die Universität.
    »Die Leute neigen dazu, in ihre vertraute Umgebung zurückzukehren«, erklärte er. »Er war Student an der AlAzhar und kennt die Gegend.«
    Auch nach diesem Ausflug tat sich nichts, obwohl wir jeden Abend noch lange im Garten saßen und Ali angewiesen hatten, nicht Alarm zu schlagen, sondern uns heimlich zu informieren, sollte sich jemand in Verdacht erregender Weise dem Haus nähern. Schließlich schlug ich vor, einen direkteren Versuch zu unternehmen, indem wir die Polizei über Asads Wiederauftauchen informierten und uns erkundigten, was sie über ihn wussten.
    Emerson hielt nichts von dieser Idee. »Ich würde es vorziehen, nicht mehr mit dem britischen Beamtentum in Berührung zu kommen, Peabody. Bislang haben sie uns in Ruhe gelassen. Warum sollten wir ihr Interesse wecken?«
    »Was sollen wir dann tun?«
    »Warten«, meinte Emerson. »Irgendjemand wird dich früher oder später angreifen, so war es doch noch jedes Jahr. In der Zwischenzeit werden wir unsere Arbeit fortsetzen, sofern du dich mit schnöden Mastaben zufrieden gibst.«
    Ich verzieh ihm seinen Zynismus, machte die Arbeit doch nicht so rasche Fortschritte, wie er gehofft hatte. Wir waren ohnehin etwas eingeschränkt, seit Ramses und Nefret fehlten. Das Grabmal, an dem wir gerade arbeiteten, war eine Doppelmastaba für ein Ehepaar, und im Umkreis befand sich ein wildes Durcheinander von Ruinen späterer Grabstätten; es hatte nicht weniger als sechs Grabschächte und eine Kapelle mit den Überresten eines gemalten Reliefs. Eines Morgens, ich versuchte gerade, Selim bei den Fotoaufnahmen zu helfen –

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