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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Versprechen umzusetzen, und«, versetzte Nefret grinsend, »sie weiß, dass Männer empfänglich sind für riesige braune Augen und kokette Schmeichelei.«
    »Ich nicht. Sollte das jedes Mal so sein, wenn sie hier auftaucht …«
    »Nun, vielleicht, aber jetzt, da sie ihren Willen durchgesetzt hat, wird sie nicht mehr ganz so anhänglich sein. Sie ist ein berechnendes kleines Geschöpf. Es war schon gut, dass ich hier war. Was hättest du ihr versprochen, damit sie aufhört zu weinen?«
    »Ich darf gar nicht daran denken. Hast du deine Worte ernst gemeint? Yusuf wird das gar nicht gefallen. Vermutlich hat er längst einen Ehemann für sie ausgesucht. Die meisten ägyptischen Mädchen sind mit 16 bereits verheiratet.«
    »Natürlich war es mein Ernst, und es interessiert mich nicht, ob es Yusuf gefällt oder nicht. Wir werden abwarten, wie sie sich entwickelt. Ausgerechnet du willst mir zu verstehen geben, dass sie keine Chance verdient, nur weil sie eine Frau ist?«
    »Nein, ich bestimmt nicht.« Er fasste ihre Hand und zog sie hoch. »Na endlich, da kommt Jamil. Sie hat Recht, er ist langsam.«
    Jamil sah seiner jüngeren Schwester sehr ähnlich – große braune Augen, anziehende Züge, ein strahlendes Lächeln –, mit Ausnahme seines Barts, der lang und prachtvoll war. Er war von mittlerer Größe und sich seiner schmächtigen Statur offenbar bewusst; als er Ramses die Hand schüttelte, stellte er sich nämlich auf Zehenspitzen und straffte die Schultern. Jumana erwähnte er mit keinem Wort, daraus schloss Ramses, dass das Mädchen noch vor seinem Eintreffen entkommen war.
    »Die Pferde sind gewaschen worden«, verkündete Jamil, liebevoll über seinen Bart streichend.
    Ramses nickte. Seine Mutter hatte diese Sitte bei ihrem ersten Ägyptenbesuch eingeführt, angefangen mit den angemieteten Eseln und später auch bei anderen Tieren. Eine seiner liebsten Erinnerungen war die, wie seine Mutter seelenruhig ein Kamel mit einem Schrubber abgebürstet hatte, während das Tier brüllte und trat und vier ihrer Männer seine auskeilenden Hufe zu packen versuchten. Er vermochte sich nur vage auszumalen, welche Fassungslosigkeit ihre anfänglichen Bestrebungen ausgelöst haben mussten, die inzwischen zu den angestammten Gebräuchen gehörten, denn Abdullahs Sippe war stolz darauf, dass sie ihre Tiere pflegte. Diese schienen in einem guten Zustand und kräftig, wenn nicht sogar elegant gebaut.
    Nefret begrüßte ihre Stute, flüsterte ihr etwas in das aufgestellte Ohr und streichelte ihren Nacken. Sie war wundervoll zu Tieren und unvergleichlich gutherzig; jedes Jahr scharrte sie eine Menagerie verletzter oder ausgesetzter Tiere um sich. Ramses hoffte nur, dass sie während ihres Luxoraufenthalts nicht wieder einige streunende Hunde, Katzen und Ziegen aufnehmen würde. Er half ihr beim Aufsitzen, schwang sich auf sein Pferd, einen kräftigen Rappen mit weißer Blesse und Brust.
    Sie nahmen die Straße, die durch die kultivierten Felder zu den Klippen des Hochplateaus führte. Die Luft war bereits warm. Aufgrund ihres unverhofften Besuchers und Jamils großzügigen Zeitverständnisses waren sie verspätet aufgebrochen; dennoch mussten sie Jamils Vater einen Höflichkeitsbesuch abstatten, bevor sie sich ihren Tagesaktivitäten widmen konnten.
    Das Haus, das seine Eltern gebaut hatten, befand sich in der Nähe der Klippen unweit des Dorfes Gurneh. Sieben Jahre lang hatten sie alle dort vergleichsweise harmonisch zusammengelebt; aber Ramses verspürte nicht den Wunsch, dort wieder einzuziehen. Wenn wir für länger nach Luxor zurückkehren, überlegte er, werde ich ein anderes Haus bauen – eines, das uns von Anfang an gehört. Die energische Persönlichkeit seiner Mutter drückte jedem Ort ihren Stempel auf, wo sie einmal als Hausherrin das Regiment geführt hatte. Wenigstens musste er nicht mehr ihrem durchdringenden Blick standhalten, wenn er den Salon des Hausbootes betrat. Nefret musste ähnlich empfunden haben; ohne mit ihm zu diskutieren oder ihn um seine Meinung zu fragen, hatte sie das Gemälde durch ein anderes von David ersetzt – durch die Kopie, die er von der Opferszene in Tetisheris Grab angefertigt hatte.
    Die Nachricht von ihrem Eintreffen war ihnen um Wochen vorausgeeilt, und irgendjemand – vermutlich alle – hatten emsig daran mitgewirkt, das Haus in Ordnung zu bringen. Es war frisch gestrichen, das Dach neu eingedeckt. Die Bepflanzung in den Blumenkästen auf der Veranda sah verdächtig frisch aus,

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