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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ließe sich aber hübsch verewigen auf den Fotos, die er für seine Mutter machen wollte.
    Die ganze Familie, Männer und Frauen und Kinder, strömte aus dem Haus, um sie zu begrüßen. Dann zogen sich die Frauen zurück und ließen sie auf der Veranda mit Yusuf und den anderen Männern allein.
    Die Jahre hatten Yusuf verändert, und nicht zum Besten. Er war recht füllig geworden. Eine Speckrolle umrahmte sein bärtiges Kinn, und wenn er lachte, verdeckten seine Wangen fast die Augen. Nach dem üblichen Austausch von Höflichkeiten setzten sie sich mit Kaffee, Zigaretten und mehreren Platten voller Köstlichkeiten auf die Veranda, und Yusuf fragte, womit er dienen könne.
    »Wo werdet ihr graben? Ich kann alle Männer finden, die ihr braucht, gute Männer, die früher für den Vater der Flüche gearbeitet haben.«
    Ramses erklärte ihm, dass sie nicht zu Exkavationszwecken gekommen waren, und es tat ihm Leid, als sich Yusufs rundes, freundliches Gesicht verdunkelte. Die Zeiten waren hart für die Männer von Gurneh.
    »Aber der Vater der Flüche hat gesagt, ihr würdet im Tal der Affen graben«, protestierte Yusuf.
    »Oh, hat er das?«
    Ramses verkniff sich die Verwünschungen, die ihm auf der Zunge lagen. Die Ägypter nannten das Westtal auch Tal der Affen wegen der Wandmalereien in einem der Gräber. Es war Teil von Lord Carnarvons Firman, und keiner hatte das Recht, dort zu graben. Emerson hatte beiläufig erwähnt, sie könnten einen Blick auf das Grabmal von Amenophis III. werfen – um Howard Carter einen Gefallen zu tun. Carter würde es vermutlich gar nicht als einen Gefallen ansehen. Emerson war wieder bei seinen alten Tricks angelangt; er versuchte, Leute zu Handlungen zu bewegen, die er von ihnen erwartete, und dazu war ihm jedes Mittel recht.
    »Wir werden irgendwann hingehen und uns einmal umsehen«, erwiderte Ramses. »Als Erstes möchte ich Tetisheris Grab inspizieren. Ihm gilt Vaters vorrangige Sorge.«
    »Ja, ja.« Yusuf nickte mit wabbelndem Kinn. »Wollt ihr jetzt hingehen? Jamil wird euch begleiten. Er ist euch zu Diensten, solange ihr in Luxor seid, für alles, was ihr braucht. Ihr werdet ihn immer mitnehmen. Wenn ihr weitere Männer braucht, wird er sie für euch anwerben.«
    Nefret schaute zu der offenen Haustür. Ramses spähte in dieselbe Richtung und bemerkte eine kleine braune Hand. Die Finger zuckten hektisch.
    »Ach richtig«, sagte Nefret halb zu sich und halb zu dem fast unsichtbaren Lauscher. »Yusuf, wie ich gehört habe, hat deine Tochter Jumana die Schule besucht. Wir sähen es gern, wenn sie während unseres Aufenthalts hier für uns arbeitete.«
    »Gewiss, ihr werdet ein Dienstmädchen benötigen«, meinte Yusuf verständnisvoll. »Sie ist ein gutes Mädchen, geschickt mit den Händen. Ich werde sie zu eurer Dahabije schicken …«
    »Nein!« Nefret mäßigte ihre Stimme. »Ich brauche kein Dienstmädchen, Yusuf. Ich habe gehört, dass sie auch sonst sehr geschickt sein soll, dass sie lesen und schreiben kann. Wir können sie als … als Sekretärin einsetzen.«
    »Sekretärin? Du meinst, um Briefe für euch zu schreiben? Auf dem Hausboot?«
    »Nicht dort«, entschied Nefret rasch. Das Letzte, was ihr vorschwebte, war ein gewieftes, neugieriges junges Mädchen, das mit ihnen die Dahabije teilte. »Wir möchten, dass sie uns begleitet, wenn wir die Grabstätten inspizieren.«
    »Ihr wollt sie mitnehmen?« Jamil runzelte die Stirn. »Sie wird euch nur im Weg sein. Sie ist ein Quälgeist, sie folgt mir auf Schritt und Tritt und will ständig das tun, was ich gerade mache.«
    Die kleine braune Hand hatte sich zur Faust geballt. Unbehaglich spähte Yusuf zu seinem Sohn, der ihm zu Füßen saß. Aus einem Reflex heraus hatte Jamil seinem Vater die Antwort vorwegnehmen wollen, doch es war offensichtlich, dass Yusuf ihm das nicht übel nahm.
    »Ich weiß nicht«, murmelte Yusuf. »Davon habe ich noch nie gehört. Der Platz einer Frau ist im Haus.«
    »Nicht immer«, sagte Ramses mit einem belustigten Blick zu seiner Frau. »Denk darüber nach, Yusuf. Wir wären dankbar für ihre Hilfe. Und wir würden gut bezahlen für eine geübte Schreiberin.«
    »Ah. Hmmm.« Yusuf zupfte an seinem Bart. »Soso. Ich werde nachdenken. Bokra (morgen) vielleicht.«
    Yusuf beharrte darauf, sie zu Tetisheris Grab zu begleiten. Ramses suchte ihn umzustimmen; im Gegensatz zu seinem Cousin Abdullah, der bis in seine Siebziger rüstig und beweglich gewesen war, kam Yusuf nur unter Ächzen und Keuchen vom Stuhl

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