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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Luxor ansässigen Familienzweigs. Es war kaum verwunderlich, dass sie sie nicht auf Anhieb erkannt hatten; vor fünf Jahren war sie eines aus einer fröhlichen Horde von Kindern gewesen, nicht unterscheidbar von dem Rest. Jamil war ihr Bruder.
    »Er ist ein Faulpelz«, sagte sie und spitzte ihren hübschen Mund. »Er sollte längst hier sein mit den Pferden. Aber für mich ist es von Vorteil, dass er so langsam ist. Ich bin den ganzen Weg gerannt.«
    »Den ganzen Weg von Gurneh?«, erkundigte sich Nefret.
    »Nein, vom Haus des Vaters der Flüche. Er bat meinen Vater, dort zu bleiben und nach dem Rechten zu sehen. Wollt ihr es jetzt wiederhaben?«
    »Nein«, entgegnete Nefret. Bevor sie Kairo verließen, hatten sie diese Sache mit den älteren Emersons erörtert. »Wir werden nur ein paar Wochen in Luxor bleiben und ziehen es vor, auf der Dahabije zu wohnen.«
    »Das ist ja gut und schön, aber man hätte es meiner Mutter sagen müssen. Sie stellt das ganze Haus auf den Kopf und ich muss ihr ständig helfen.«
    Ramses grinste. Er redete mit ihr wie mit Sennia. »Du magst Hausarbeit nicht?«
    »Nein, ich möchte auf den Exkavationen arbeiten, wie die Männer.« Sie neigte sich vor, die schmalen braunen Hände zusammengelegt, ihre Augen riesig und ernst. »Ich habe die Schule von Mrs Vandergelt besucht. Ich kann lesen und schreiben und Englisch; ich spreche es gut, wie ihr seht. Ich kann alles lernen, ich bin weitaus besser als Jamil. Er ist viel zu faul, um zu lernen. Dennoch sagt mein Vater, dass Jamil während eures Aufenthalts euer Rais ist. Warum nicht ich?«
    »Die Arbeit ist sehr anstrengend«, räumte Ramses ein.
    Nefret war klar, dass diese Taktik nicht funktionieren würde. Ramses nahm das Mädchen nicht ernst, sie hingegen ließ sich nicht von dem hübschen Gesicht und der kindlichen Figur täuschen. Jumana hatte mehr vorzuweisen als eine Ausbildung an Katherine Vandergelts Schule. Wäre sie Engländerin gewesen, hätte sie sich den Pankhursts angeschlossen, sich an Barrieren anketten lassen und das Wahlrecht für Frauen gefordert.
    »Wie alt bist du?«, fragte Nefret.
    »Sechzehn. Aber ich bin sehr stark. Ich klettere genauso flink auf die Klippen wie Jamil und ich kann schwere Körbe tragen.«
    Ramses lehnte sich zurück und blickte hilflos zu Nefret. Im Gegensatz zu anderen Männern besaß er genug Verstand, um zu wissen, wann er sich geschlagen geben musste.
    »Was du möchtest, ist unmöglich«, antwortete Nefret. »Zum einen würde dein Vater dem nie zustimmen. Zum anderen bist du zu jung für eine so verantwortungsvolle Position. Die Männer würden von dir keine Anweisungen entgegennehmen und du hast nicht die nötige Erfahrung.«
    Die braunen Augen füllten sich mit Tränen. »Ich dachte, du würdest mir helfen. Du beschäftigst dich mit all den Dingen, die ich auch gern machen würde. Und man sagt, dass du verständnisvoll bist.«
    »Ich habe viele Jahre gebraucht, um diese Dinge zu lernen. Als ich in deinem Alter war …« Sie gewahrte, wie Ramses’ Mundwinkel zuckten, und stockte. Gütiger Himmel, ich klinge wie eine dieser besserwisserischen alten Damen, die ich immer verabscheut habe, schoss es ihr durch den Kopf. »Ich mache dir einen Vorschlag«, fuhr sie fort. »Wir werden mit deinem Vater sprechen, und wenn er einverstanden ist, kannst du während unseres Aufenthalts einen Teil deiner Zeit mit uns verbringen. Wir werden sehen, wie du zurechtkommst, und dann lässt es sich vielleicht ermöglichen, dass du die gewünschte Ausbildung bekommst. Ich kann aber nichts versprechen, verstehst du?«
    Das Mädchen sprang auf und warf sich Ramses zu Füßen. Sie fasste seine Hände und bedeckte sie mit Küssen. »Gott segne dich, Bruder der Dämonen! Du wirst es tun? Du wirst mit meinem Vater sprechen?«
    »Ja, ja, sicher.« Vor Verlegenheit errötend, suchte er seine Hände zu befreien. »Äh … bitte lass mich los. Du gehst jetzt besser, ehe Jamil eintrifft.«
    Sie bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln – rang sich bei Nefret ein bedeutend weniger strahlendes ab – und schoss davon.
    »Du transpirierst«, bemerkte Nefret kritisch. »Wo ist dein Taschentuch?«
    Er hatte es noch nicht verlegt; der Tag war noch jung. Nachdem er sich die Stirn gewischt hatte, wollte er wissen: »Warum hat sie das getan? Ich habe keinen Ton gesagt! Du warst diejenige, die ihr Versprechungen gemacht hat!«
    »Weil du ein Mann bist. Sie denkt, dass ich deine hochherrschaftliche Erlaubnis benötige, um mein

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