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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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war die Überwachung von Geschlechtskrankheiten. Es gab keinen Platz für die Frauen, die Misshandlungen oder verpfuschte Abtreibungen oder andere Krankheiten erlitten hatten. Noch schwieriger war es, die Bordelle in dem angrenzenden Gebiet von Wagh el-Birka zu kontrollieren, die von europäischen Frauen bevölkert und von europäischen Zuhältern betrieben wurden. Diese waren Ausländer und unterstanden deshalb einzig der Amtsgewalt ihrer Konsulate. Ramses hatte gehört, dass Thomas Russell, der stellvertretende Kommandeur der Kairoer Polizei, die Vorschriften verfluchte, die ihm untersagten, diese Etablissements zu schließen.
    In den Gassen von El-Wasa war es um diese frühe Stunde noch recht ruhig. Es stank permanent; selbst ein heftiger Regenschauer wühlte den Straßenmüll nur auf und trieb ihn zu schmierigen Pfützen zusammen, wo er liegen blieb, sobald das Wasser verdunstete. Es gab keine Abwasserkanäle. Ramses spähte zu seiner Frau, die entschlossen durch den Unrat schritt, wobei sie darauf achtete, den übelsten Stolperfallen auszuweichen, und er wunderte sich nicht zum ersten Mal, wie sie das aushielt. In seinen Augen war sie immer wunderschön, doch in diesem Licht erstrahlte sie wie ein gefallener Stern, ihr rotgoldenes Haar am Hinterkopf zu einem Knoten aufgesteckt, ihre Miene fröhlich.
    Anfangs war die Klinik von den Bewohnern des Rotlichtbezirks argwöhnisch gemieden worden, und Nefret und die mit ihr befreundete Ärztin Sophia hatten es für ratsam gehalten, keine Werbung zu machen. Jetzt stand sie unter dem Schutz der Kairoer Polizei. Russell schickte häufiger Streifen vorbei und verfolgte jeden, der Probleme machte. Auch Emerson war einigen Gegnern aufs Dach gestiegen, die nicht gewusst hatten, dass die Erbauerin die Tochter des berühmten Vaters der Flüche war. Seitdem wussten sie es. Nefret hatte einen weiteren, unerwarteten Befürworter in Ibrahim el-Gharbi gefunden, dem nubischen Transvestiten, der die Freudenhäuser von El-Wasa kontrollierte. Mittlerweile prangte der Zweck der expandierten Räumlichkeiten in polierten Bronzelettern über dem Eingangsportal und der Bereich ringsum wurde regelmäßig von Müll und Tierkadavern gesäubert.
    »Diesmal komme ich nicht mit rein«, sagte Ramses, als sie das Gebäude erreichten.
    Nefret bedachte ihn mit einem provozierenden Lächeln. »Gefällt dir wohl nicht, Sophia und mir hinterher zu trotten, was?«
    Das traf exakt zu; er fühlte sich nutzlos und unfähig und häufig ärgerlich, weil er dem Elend nicht abhelfen konnte. Diesmal hatte er eine glaubwürdige Entschuldigung.
    »Ich habe jemanden gesehen, mit dem ich reden möchte«, erklärte er. »Ich hol dich später ab.«
    »In Ordnung.« Sie fragte nicht, wen; sie war in Gedanken bereits bei den Aufgaben, die sie im Krankenhaus erwarteten.
    Er nahm den Rückweg durch die Gasse, trat eine tote Ratte beiseite und versuchte, den tieferen Dreckspfützen auszuweichen. Der Mann, den er gesehen hatte, saß auf einer Bank vor einem der gepflegteren Häuser. Er schlief mit offenem Mund, sein Kopf war in den Nacken zurückgesackt. Die über sein Gesicht krabbelnden Fliegen störten ihn nicht in seinem Schlummer; er war daran gewöhnt. Ramses rüttelte ihn sanft, und er spähte schlaftrunken auf.
    »Salam aleikum, Bruder der Dämonen. Also bist du zurück, und es stimmt, was sie sagen – dass der Bruder der Dämonen ohne Warnung aus dem Nichts auftaucht.«
    Ramses machte Musa nicht darauf aufmerksam, dass dieser bei seiner Ankunft tief und fest geschlafen hatte, kam ihm doch sein Ruf, mit den Dämonen auf Du und Du zu stehen, sehr gelegen bei den abergläubischen Ägyptern. »Du bist gesellschaftlich abgestiegen, seit ich dich zuletzt gesehen habe, Musa. Hat el-Gharbi dich entlassen?«
    »Hast du nicht davon gehört?« Der verschlafene Blick des Mannes wurde etwas lebhafter. Es erfüllte mit persönlichem Stolz, wenn man der Erste war, der eine gute oder eine schlechte Nachricht überbrachte, überdies rechnete er mit einem Bakschisch. Er sah aus, als könnte er Geld gebrauchen. Als Liebling von el-Gharbi war er gepflegt und wohlgenährt und elegant gekleidet gewesen. Die Lumpen, die er jetzt trug, verhüllten kaum seinen abgemagerten Körper.
    »Ich werde es dir erzählen«, fuhr er fort. »Setz dich her, komm, setz dich zu mir.«
    Er rutschte beiseite, um Ramses Platz zu machen. Letzterer lehnte jedoch dankend ab. Fliegen waren nicht die einzigen Insekten, die Musa und seine Kleider

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