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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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bevölkerten.
    »Wir wussten, dass die verdammten Engländer eine Razzia machten und die Frauen ins Gefängnis steckten«, hub Musa an. »Sie errichteten ein Lager in Hilmija. Aber mein Gebieter hat nur gelacht. Er hätte ausreichend Freunde in hohen Ämtern, sagte er. Keiner könnte ihm etwas anhaben. Und so war es auch – bis eines Abends zwei Männer kamen, vom Mudir der Polizei persönlich geschickt, die meinen Herrn fortholten, in seinen wunderschönen weißen Gewändern. Es heißt, dass Harvey Pascha bei seinem Anblick sehr wütend geworden ist und ihn beschimpft hat.«
    »Das überrascht mich nicht«, murmelte Ramses. Harvey Pascha, der Chef der Kairoer Polizei, war grundehrlich, extrem zugeknöpft und ziemlich borniert. Vermutlich wusste er nicht einmal von el-Gharbis Existenz, bis jemand – Russell? – ihm dargelegt hatte, dass er den größten Fang verpasst hatte. Ramses konnte sich Harveys Miene bildhaft vorstellen, als el-Gharbi hereingewatschelt gekommen war, in Frauenkleider gehüllt und mit Schmuck behängt.
    Musa fing einen Floh und knackte ihn fachmännisch zwischen seinen Daumennägeln. »Jetzt ist er in Hilmija, mein bedauernswerter Gebieter, und ich, sein unseliger Diener, bin so tief gesunken. Diese Welt ist grausam, Bruder der Dämonen.«
    Noch grausamer für die Frauen, deren einzige Verfehlung darin bestanden hatte, ihren Zuhältern und ihren Kunden zu Willen zu sein – viele von ihnen Soldaten aus England und dem Empire. Offen gestanden hätte Ramses nicht zu sagen vermocht, ob er el-Gharbi bedauerte, gleichwohl war ihm schmerzlich bewusst, dass sich die Situation nach der Festnahme des Zuhälters vermutlich verschlimmert hatte. El-Gharbi hatte das Rotlichtviertel mit eiserner Hand regiert und seine Frauen verhältnismä ßig gut behandelt; zweifellos hatten einige andere, kleinere Zuhälter, deren Methoden weniger human waren, sein Geschäft übernommen. Dieses schmutzige Gewerbe ließ sich einfach nicht ausmerzen.
    »Mein Herr möchte mit dir reden«, sagte Musa. »Hast du eine Zigarette?«
    Also hatte Musa bewusst nach ihm Ausschau gehalten.
    Leicht abgelenkt hielt Ramses ihm das Zigarettenetui hin.
    Musa nahm es, fischte eine Zigarette heraus und steckte das Etui klammheimlich in die Falten seiner Robe. »Und wie soll ich das anstellen?«, erkundigte sich Ramses.
    »Sicherlich brauchst du Harvey Pascha nur darum zu bitten.«
    »Ich habe keinen Einfluss auf Harvey Pascha, und selbst wenn, würde ich ihn nicht nutzen, um el-Gharbi einen Gefallen zu tun. Möchte er etwa, dass ich seine Freilassung arrangiere?«
    »Ich weiß es nicht. Hast du noch eine Zigarette?«
    »Du hast alle eingesteckt, die ich hatte«, sagte Ramses.
    »Ah. Möchtest du eine?« Er holte das Etui hervor und bot es ihm an.
    »Danke, nein. Behalte sie«, versetzte er.
    Die Ironie entging Musa, der ihm überschwänglich dankte und vielsagend die Hand aufhielt. »Was soll ich meinem Herrn sagen?«
    Ramses drückte ihm ein paar Münzen in die Hand und überging schnöde Musas weiteres Betteln. »Dass ich nichts für ihn tun kann. Lass el-Gharbi ruhig ein paar Monate in dem Lager schmachten. Er ist ohnehin zu fett. Wie ich ihn kenne, hat er selbst in Hilmija Anhänger und Lakaien und Methoden, all das zu bekommen, was er will. Wie hat er sich eigentlich mit dir in Verbindung gesetzt?«
    »Es gibt immer Mittel und Wege«, murmelte Musa.
    »Da bin ich mir ganz sicher. Na, dann richte ihm mein …«Er suchte nach dem treffenden Begriff. Was ihm in den Sinn kam, war indes zu freundlich oder zu höflich. Andererseits war der Zuhälter in der Vergangenheit eine nützliche Informationsquelle gewesen und würde es vielleicht auch wieder werden. »Sag ihm, dass du mich getroffen hast und dass ich mich nach ihm erkundigt habe.«
    Er gab ihm noch ein paar Münzen und machte sich auf den Rückweg ins Krankenhaus. Dr. Sophia begrüßte ihn wie üblich freundlich-reserviert. Ramses bewunderte sie sehr, fühlte sich aber nie recht wohl in ihrer Gegenwart, obwohl er erkannt hatte, dass ihre unterkühlte Haltung nichts mit ihm persönlich zu tun hatte. Sie musste sich Tag für Tag mit den üblen Folgen auseinandersetzen, wie Männer Frauen ausbeuteten. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn sie allen Männern negativ gegenüber gestanden hätte.
    Er traf auf die neue Chirurgin, eine stämmige, grauhaarige Amerikanerin, die ihn aus kühlen braunen Augen maß, bevor sie ihn mit einem so festen Händedruck begrüßte wie mancher Mann. Ramses

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