Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Sahin, ein alter Hase in diesem Spiel, verfolgte womöglich jeden seiner Schachzüge. Ramses’ Theorie, Sethos könne das Mädchen als Geisel genommen haben, für den Fall, dass er verhaftet werde, klang ausgesprochen überzeugend; in der Tat vermochte ich mir keinen anderen Grund vorzustellen, warum er dieses Risiko eingegangen sein sollte. Sahin Pascha war ein weiterer Unsicherheitsfaktor. Was würde er tun, wenn er das Verschwinden seiner Tochter bemerkte?
    Gegen Morgen hatte ich meine Pläne umrissen. Ich erklärte sie den anderen beim Frühstück.
    »Ich bezweifle ernsthaft, ob es ratsam ist hier zu bleiben. Lasst uns wenigstens so tun, als würden wir umgehend abreisen.«
    »Du meinst Koffer packen und so«, erkundigte sich Nefret nachdenklich.
    »Es wäre gewiss nicht verkehrt, wenn wir das Nötigste zusammenpacken würden. Was ich damit eigentlich sagen wollte, ist, dass wir bummeln gehen und Artikel besorgen sollten, wie man sie für eine Reise braucht, und dass das Automobil gewartet werden muss, damit es auch in Ordnung ist.«
    »Es ist in Ordnung«, entrüstete sich Selim.
    »Da bin ich sicher, Selim. Aber du könntest doch bestimmt so tun, als wäre es das nicht – und einige Reparaturen durchführen? Das würde uns einen plausiblen Vorwand liefern, um noch einen weiteren Tag zu bleiben.«
    »Ja, das könnte ich.« Selim nickte. Seine Augen glänzten bei dem Gedanken an eine interessante Herausforderung in Sachen Automobil. »Diese Leute haben keine Ahnung von Autos. Entfernen könnte ich beispielsweise die –«
    »Nein, nein, du darfst um Himmels willen nichts entfernen! Wenn es erforderlich wird, möchte ich in Windeseile startklar sein.«
    »Du hast doch nicht etwa eine deiner berühmten Vorahnungen, oder?«, erkundigte sich Emerson, seine Augen wurden schmal. »Wenn dem so wäre –«
    »Wolltest du ohnehin nicht, dass ich sie dir enthülle, Ich versuche nur, jede Eventualität einzukalkulieren, Emerson. Das ist nicht Aberglaube, sondern schlicht gesunder Menschenverstand. Wir müssen auf jeden Fall bis morgen hier bleiben, um uns mit Sethos austauschen zu können, und wir wollen doch nicht, dass irgendein hilfsbereiter Militäroffizier bei uns hereinschneit und uns auf den Zahn fühlt, oder?«
    »Wie weit wollt ihr fahren?«, warf Selim ein. »Wenn es mehr als fünf Meilen sind, brauchen wir Benzin.«
    »Was brauchen wir noch?«
    Ich machte eine kleine Liste. Unser Gast, der außer einem Morgengruß nichts gesagt hatte, murmelte: »Werde ich euch begleiten?«
    Ich wandte mich ihr zu. Ein Bad und frische Garderobe – ein Seidenkaftan von der »Lieblingsfrau« – hatten sie sehr zum Vorteil verändert, und ich hatte ihr persönlich das Haar geflochten. Sie war keine Schönheit, dafür waren ihre Züge zu herb, aber auf ihre Art ein anziehendes Geschöpf. Selim warf ihr ständig verstohlene Blicke zu. »Noch sind wir hier«, erwiderte ich. »Und ob wir Sie mit nach Kairo nehmen, hängt von einer Reihe Faktoren ab, die noch unbestimmt sind.«
    »Wir können gar nicht anders«, warf Emerson ein. »Sie hat sich in unsere Obhut begeben und steht unter unserem Schutz – wir schulden es ihr.«
    Mit einem schmachtenden Blick kommentierte Esin seine noble Haltung, die – das darf ich hinzufügen – völlig aufrichtig war. Ganz so einfach war es allerdings nicht; Männer sind auf Begriffe wie Ehre und Anstand und noblesse oblige fixiert und verlieren schnell den Blick für das Wesentliche. Mein ritterlicher Gatte würde einem Austausch niemals zustimmen, selbst wenn das Leben seines eigenen Bruders auf dem Spiel stünde. Ich hatte noch nicht entschieden, was ich in einem solchen Fall tun würde. Auf keinen Fall würden wir das Mädchen in die Sklaverei verkaufen, sondern sie höchstens an ihren Vater herausgeben, der sie immer nachsichtig behandelt hatte …
    Einmal ist immer das erste Mal, sinnierte ich. Wir konnten nur hoffen, dass der Ernstfall nicht eintrat. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sahin irgendeinem Austausch zustimmen könnte, war gering, dachte ich bei mir. Stolz und Pflichterfüllung – zwei weitere Schlagwörter des starken Geschlechts – würden es mithin verbieten, und er würde nicht um ihre Sicherheit fürchten, solange sie in unserer Obhut wäre.
    »Wo wir gerade davon sprechen – ich meine die Äußerung meines Mannes, dass Sie sich in unsere Obhut begeben haben«, führte ich aus. »Stimmt das? Wussten Sie, dass man Sie zu uns bringen würde?«
    »Oh ja.« Ihr bewundernder Blick

Weitere Kostenlose Bücher