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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Emerson. »Alle durch die Geheimtür.«
    »Zum Teufel noch mal nein!«, versetzte ich hitzig.
    »Doch«, beharrte Emerson. »Verflucht, Peabody, du weißt, was zu tun ist. Schaff die Mädchen hier raus.«
    Er setzte bereits über den Fenstersims und ließ sich mit einer Hand hinunter.
    Die Kampfinstinkte der Peabody s waren nicht so leicht zu kontrollieren; doch sein in mich gesetztes Vertrauen belehrte mich eines Besseren. Ich rechnete mit Einwänden von Nefret, aber sie hielt sich bedeckt. Wir schnappten uns die zuvor gepackten Notfallbündel, stürmten die Treppe hinunter und durch die Räume des Erdgeschosses in die kleine Kammer mit der Geheimtür. Esin fragte nur ein einziges Mal: »Ist es mein Vater?«
    »Ich weiß nicht. Seien Sie still und beeilen Sie sich.«
    Das Haus war menschenleer. Die Dienstboten, die dort lebten, hatten Reißaus genommen oder sich versteckt. Man konnte ihnen schwerlich verübeln, dass sie sich nicht in die Angelegenheiten von Fremden hineinziehen lassen wollten. Zweifellos dachten die örtlichen Behörden, so es sie denn gab, ähnlich. Ich hoffte, der Tumult am Tor würde die Militärpolizei auf den Plan rufen, aber wenn sie endlich kämen, wäre es vielleicht zu spät.
    Nefret hatte die ganze Zeit geschwiegen. Wir beide hatten Taschenlampen; sie leuchtete mir, während ich den Hebel suchte, den Emerson mir gezeigt hatte. Er klemmte, weil er so lange nicht benutzt worden war, bewegte sich aber schließlich doch. Das Paneel schwang auf, und wir schlüpften hindurch. Der Gang war in das dicke Mauerwerk des Hauses getrieben. Er war drei Meter lang und kaum einen halben Meter breit; wir mussten ihn einzeln passieren, wobei unsere Bündel gegen den Stein schabten. Am Ende befand sich eine Holztür. Sie war weder verriegelt noch verschlossen; man drückte lediglich eine Klinke, und sie sprang auf, was von der anderen Seite vermutlich nicht erkennbar war.
    Ich wusste nicht, was hinter dieser Tür lag. Weiter war ich mit Emerson noch nie vorgedrungen.
    »Geh voraus«, flüsterte Nefret. »Worauf wartest du noch?«
    Ihr Gesicht glänzte vom Schweiß. Esins Augen waren schreckgeweitet, ihr Atem aufgewühlt. Ich war genauso darauf versessen wie sie, dieser Enge zu entkommen; es war, als stünde man aufrecht in einem Sarg, Staub und ein widerlich beißender Gestank peinigten unsere Nasen. Viele Generationen von Nagern mussten in diesem Gang ihr Leben gelassen haben; ihre Gerippe knackten unter unseren Füßen.
    »Ich warte darauf, dass die Männer zu uns stoßen«, erwiderte ich. »Wir dürfen nicht riskieren, dass wir getrennt werden. Da ich nicht weiß, ob sie uns durch die Geheimtür folgen oder zu dem Hinterausgang kommen werden, bleiben wir besser, wo wir sind. Mach die Taschenlampe aus, Nefret. Ich rechne jede Minute mit ihnen.«
    Darauf vertraute ich wirklich. Mit Emersons tatkräftiger Unterstützung würden sie das Tor schließen und verbarrikadieren und strategisch den Rückzug antreten. Indes ist es schwierig, im Dunkeln die Zeit einzuschätzen; wir warteten – stundenlang, wie wir meinten, und atmeten gepresst, bevor die Angeln knirschten und sich ein schemenhaftes Rechteck in der Finsternis abzeichnete. »Nicht schießen«, sagte eine wohlvertraute Stimme. Ich stopfte meine Pistole zurück in die Jackentasche. »Ich war mir nicht sicher, ob du es bist«, erklärte ich. »Sind Ramses und Selim –«
    »Es sind alle da«, sagte Ramses mit angehaltenem Atem. »Hier können wir nicht bleiben, sie suchen uns. Lasst uns verschwinden.«
    »Wohin?«, wollte ich wissen, während ich mich durch eine schmale Öffnung und dorniges Gesträuch quetschte. »Wenn ich nicht irre, haben wir um Mitternacht eine Verabredung. Mittlerweile bin ich noch erpichter darauf zu erfahren, was der … Bursche zu sagen hat. Diese verdammten Kakteen«, blökte Emerson.
    Ein paar Schritte entfernt von uns bildeten sie eine Hecke. Hinter uns die schroffe, fensterlose Hausfassade. Nefret und Esin folgten mir hinaus, und Emerson schloss das Paneel aus angestrichenem Holz, das sich hervorragend in das Ziegelmauerwerk einpasste und nicht weiter auffiel.
    »Geh du voraus«, sagte ich.
    Die enge Gasse, in die wir gelangt waren, führte zurück zu dem Platz, aber diesen Weg durften wir freilich nicht nehmen; nach der Geräuschkulisse zu urteilen, war ein Mordswirbel im Gange. Eine Feuersalve erhellte die Nacht. Zum Glück kannten wir uns in der Stadt aus. Kaktushecken und hohe Mauern mussten überwunden werden, zwei Mal

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