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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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umher, schloss und verriegelte die Läden, bevor er sich in einen gewaltigen Lehnstuhl im Empirestil sinken ließ, seine Lehnen und Beine goldverziert, und mich frustriert musterte. »Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß, Sitt. Was willst du noch?«
    »Erwartest du jemanden, Aslimi?«
    »Nein, Sitt, ich schwöre es.«
    »Ich auch. Vermutlich wird er bald hier sein.«
    Wir schwiegen. Schweißperlen rollten über Aslimis Gesicht; sie schimmerten wie poliertes Elfenbein. Ich wollte ihm schon mein Taschentuch anbieten, als ein leises Geräusch von der Tür zum Hinterzimmer des Ladens drang.
    Aslimi bewahrte seine wertvollsten Artefakte in diesem Hinterzimmer auf, von wo aus es zu einem engen Durchgang neben dem Geschäft hinausging. Seine Augen weiteten sich dermaßen, dass ich das Weiße rings um die dunklen Pupillen sah. Für Augenblicke kämpfte seine Feigheit mit Besitzgier. Die Besitzgier siegte; ächzend richtete er sich auf. Als er seine Fettmassen in Bewegung setzte, war ich schon durch die Tür gestürmt, meinen gezückten Schirm in der Hand.
    Der Eindringling fixierte mich. Durch die geöffnete Tür hinter mir fiel genügend Licht ein, um seine große, stattliche Gestalt und seinen schwarzen Vollbart zu erkennen. Es war derselbe Mann, den Aslimi mir bei meinem Besuch beschrieben hatte! Der Hehler der gestohlenen Artefakte war zurückgekehrt! Aslimi schrie und plumpste ohnmächtig zu Boden. Ich drehte am Griff meines Schirms und zog die darin verborgene Schwertklinge heraus.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind!«, schrie ich auf Arabisch. Mit einer unvermittelten Armbewegung stieß der Mann die Klinge beiseite und nahm mich in seinen schmerzhaften Klammergriff.
2. Kapitel
    Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst einen Gegner nicht mit diesem verdammten Schirm angreifen?«, schnaubte Emerson.
    »Ich habe dich nicht angegriffen, sondern du mich!«
    Emerson schob mich in die Droschke und setzte sich neben mich. Er trug noch immer den Bart und die Kleidung, die er sich aus Ramses’ Kostümfundus geliehen hatte.
    »Es war Selbstverteidigung, Peabody. Ich kann einfach nie vorher ahnen, was du in einer deiner kämpferischen Stimmungen tun wirst. Du hast mich nicht erkannt, stimmt’s?«
    »Selbstverständlich wäre ich ohne Provokation nie zum Angriff übergegangen«, versetzte ich.
    »Ach komm, Peabody, sei ehrlich. Gib zu, dass du mich nicht erkannt hast.«
    »Ich habe dich in dem Augenblick erkannt, als du mich packtest.«
    »Das will ich doch hoffen!« Er legte seinen Arm um mich, was ich billigte; als sich aber sein Gesicht dem meinen näherte, bog ich den Kopf zur Seite.
    »Das ist ein ausgesprochen kratziger Bart, Emerson.«
    »Ja, verflucht, aber ich kann ihn nicht einfach abnehmen; der Kleber löst sich erst in Verbindung mit Wasser.« Emerson erfreute sich weiterhin bester Stimmung, und ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er mir eins auswischen wollte. »Ich habe dir doch gesagt, dass Aslimi dich belogen hat.«
    »Hast du dich deshalb so verkleidet wie der Mann, den er mir beschrieben hat?«
    »Nein, ich habe es gemacht, weil ich es so wollte«, kicherte Emerson. »Die Beschreibung, die ich ihm letztlich entlockt habe, war das genaue Gegenteil von der, die er dir gegeben hat: mittelgroß, schlank, jung.«
    »Und Aslimi unbekannt.«
    »Die Beschreibung passt auf keinen der mir bekannten Diebe oder Mittelsmänner. Nun, was soll’s!«
    Der Bart gab ihm einen besonders arroganten Anstrich, das musste ich zugeben. Nachdem ich Aslimi aus seiner Bewusstlosigkeit aufgerüttelt hatte, kam er nicht gleich darauf, wer der Eindringling war: ein Dieb, der ihn ausrauben und töten wollte; oder der Vater der Flüche, der etwas ähnlich Unangenehmes vorhatte; oder beides in Personalunion. Mit Sicherheit war er zu benommen und entsetzt, um zu lügen.
    Wir erreichten das Hotel ohne irgendwelche interessanten Zwischenfälle und mussten feststellen, dass die Kinder noch nicht von ihrem Dinner zurückgekehrt waren. Emerson hatte zwar Turban und Kaftan abgelegt, doch der Vollbart stiftete eine gewisse Verwirrung an der Rezeption; bei jedem anderen außer mir hätte man vermutlich die Identität des Burschen angezweifelt, den ich mit in meine Suite nahm.
    »Der Portier hat mich auch nicht erkannt«, erklärte Emerson süffisant.
    »Haha.«
    Emerson saß vor einer Waschschüssel, Kinn und Mund in das Wasser getaucht, atmete er durch die Nase, und ich genoss einen belebenden Whisky-Soda, als es klopfte. Ich

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