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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unvergesslichen Kommentar veranlasst: »Er hört die Wasserflöhe im Nil husten.« Wir erstarrten, hielten den Atem an. Ramses erhob sich und glitt zur Tür, lautlos wie ein Schatten in seiner dunklen Galabiya.
    Jemand kam näher. Er ging leise, aber nicht völlig geräuschlos. Ich vernahm Blätterrascheln, dann tauchte eine Gestalt in der mondbeschienenen Türöffnung auf. Die Silhouette war die eines hoch aufgeschossenen Mannes mit Turban und langem Gewand. Er beugte sich vor, spähte in die Dunkelheit, seine Arme grüßend oder schützend gehoben. Ein Ärmel hing ab dem Ellbogen schlaff herunter.
    Ramses packte den Burschen brutal und presste ihm eine Hand auf den Mund. »Hölle und Verdammnis«, schnaubte Emerson und schoss hoch. »Bring ihn herein. Halt ihn ruhig. Das muss der Halunke sein, der Verwünschungen gegen die Ungläubigen ausgestoßen hat; die Stimme kam mir doch gleich bekannt vor! Wenn er dieses Lumpenpack hergeführt hat … Wir brauchen einen Knebel, Peabody. Zerreiß irgendeins von deinen überflüssigen Kleidungsstücken.«
    »Ich besitze keine überflüssigen Kleidungsstücke, Emerson. Brat ihm eins über den Schädel.«
    Der Überwältigte, bis dahin lammfromm, wurde schlagartig hektisch. Es gelang ihm, Ramses’ Hand von seinem Gesicht zu lösen.
    »Um Gottes willen, keine überstürzten Handlungen!«
    Er sprach Englisch. Mit einem vornehmen Akzent. Die Stimme war nicht die von Sethos.
    Ramses ließ seine Hand sinken, lockerte indes nicht seinen Griff. »Wer zum Teufel sind Sie?«, wollte er wissen.
    »Ein Freund. Das ist eine gängige Antwort, ich weiß. Aber ich bin es wirklich.«
    Es war lange her, aber seine gedehnte, leicht süffisante Artikulation ließ mich hellhörig werden.
    »Lass ihn los, Ramses«, sagte ich. »Du erinnerst dich an Sir Edward Washington, Sethos’ Helfershelfer und Verbündeten?«
    »Ich fühle mich geschmeichelt, Mrs Emerson.« Sir Edward befreite sich aus Ramses’ gelockerter Umklammerung und verbeugte sich höflich vor mir. »Wie schön, Sie wiederzusehen. Und den Professor …« Eine weitere Verbeugung. »Nefret – ich bitte um Verzeihung für meine Aufrichtigkeit – schön wie eh und je – Selim, mein Freund … Und wie ich sehe, ist die junge Dame in Sicherheit. Gut gemacht.«
    Ramses schaltete seine Taschenlampe ein und starrte die ramponierte Gestalt ungläubig an. Sir Edward verbeugte sich abermals, in der ihm eigenen, spöttischen Art.
    »Bei Gott, er ist es«, murmelte Ramses. »Wie zum Teufel –«
    »Das ist jetzt unwichtig, Ramses«, unterbrach ich. »Sir Edward, sind Sie im Auftrag Ihres Chefs hier?«
    »Gerade heraus wie immer, Mrs Emerson. Aber Sie haben Recht, wir dürfen keine Zeit verlieren. Die Antwort auf Ihre Frage lautet nein. Ich habe auf ihn gewartet.«
    »Verflucht noch mal«, wetterte Emerson, der sich von seiner verständlichen Verblüffung erholt hatte. »Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie je wiederzusehen, Sir Edward; zuletzt hieß es, Sie wären in …« Er stockte, den Blick auf den schlaff herabhängenden Ärmel geheftet.
    »Frankreich«, erwiderte Sir Edward frostig. »Wie Sie sehen, habe ich mich ins Privatleben zurückgezogen.«
    »Sind Sie uns gefolgt?«, erkundigte ich mich.
    »Erst nachdem Sie den Stadtkern unbehelligt verlassen hatten. Haben Sie nicht gehört, wie ich die Leute aufgewiegelt habe? Ich habe alle bei Laune gehalten und Ihnen aus dem Weg.«
    »Oh«, entfuhr es Emerson.
    »Darauf bin ich Ihnen umgehend gefolgt«, fuhr Sir Edward ungerührt fort. »Ich bin davon ausgegangen, dass Sie die Verabredung einhalten würden.«
    »Aber er nicht«, knurrte Emerson. »Warum nicht?«
    Mit einer leise gemurmelten Entschuldigung kratzte Sir Edward sich die Seite und sagte dann: »Vielleicht konnte er nicht weg. Sahin lässt ihn nicht aus den Augen, vor allem seit Ramses’ Flucht. Sinnlos, hier noch länger zu warten.«
    »Wo sollen wir denn hingehen?«, wollte ich wissen. »Nach meinem Empfinden wäre es nicht ratsam für uns, nach Khan Yunus zurückzukehren, solange wir nicht wissen, ob die Luft rein ist. Einige von Sahins Männern könnten uns auflauern. Oder waren diese Schreckgespenster nicht seine Leute?«
    »Ich vermute es. Sagen Sie jetzt nicht, dass Ihnen wieder einmal eine Horde Widersacher im Nacken sitzt!«
    »Das wäre doch nichts Neues«, seufzte Ramses. »Haben Sie einen Vorschlag, Sir Edward?«
    Sir Edward zögerte. Unter dem sorgfältig aufgetragenen Make-up und Schmutz und den Bartstoppeln gewahrte ich

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