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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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seine sorgenvolle, unentschlossene Miene. Dann zuckte er gewohnt lässig die Schultern. »Ich weiß einen Ort, ja. Er ist gut zehn Meilen von hier entfernt, zu weit, als dass die Damen dorthin laufen könnten. Wir brauchen ein Transportmittel.«
    »Ich mache kehrt und hole das Automobil«, schlug Selim vor.
    »Zu riskant«, wandte Emerson abrupt ein.
    »Und zu auffällig«, versetzte Sir Edward. »Wir werden uns ein paar Vierbeiner ausborgen müssen. Ramses, mein Junge, haben Sie schon jemals ein Pferd gestohlen?«
    »Das hat er in der Tat«, erwiderte ich.
    »Schwachsinn, dass ich überhaupt gefragt habe«, murmelte Sir Edward. »Eine Meile südlich von hier ist eine Feldwache. Ramses und Selim – nein, Professor, nicht Sie. Einer muss bei den Damen bleiben.«
    »Diese Dame hier geht auf jeden Fall mit«, konterte Nefret.
Aus Manuskript H
    Es gab nur einen Wachposten. Der Feind hatte nicht die Angewohnheit, Plündertrupps loszuschicken, und die heimischen Pferdediebe wussten aus Erfahrung, dass man sich mit den Männern der Wüstenschwadron besser nicht anlegte. Bäume und hohes Getreide boten reichlich Deckung, und der Mond hatte sich verdunkelt. Sie krochen so nahe heran, dass sie das Schnarchen der Männer hörten, die, in ihre Decken gewickelt, hinter den angebundenen Pferden lagen.
    Sir Edward raunte Ramses ins Ohr: »Allmählich finde ich, dass es keine gute Idee war.«
    Ramses hatte dies von Anfang an gedacht. Einige der zugeknöpften englischen Offiziere hielten die Australier und Neuseeländer für einen undisziplinierten Haufen, der nicht einmal anständig reiten konnte. Er persönlich hätte es indes vorgezogen, wenn ein ganzer Trupp Engländer ihn verfolgt hätte, statt eine Hand voll von diesen hartgesottenen Kolonialsoldaten.
    Ob die Idee nun gut oder schlecht war, sie musste umgesetzt werden. Das Mädchen konnte keine zehn Meilen laufen, und er war besorgt um seine Mutter, die eher zusammenbrechen würde als zuzugeben, dass sie der Aufgabe nicht gewachsen sei. Wie auch immer, noch vor dem Morgengrauen musste die Sache unter Dach und Fach sein. Für die behäbigeren Teilnehmer war die Strecke einfach zu lang.
    Sie hatten alles genau geplant, und er glaubte, dass sie es schaffen könnten, mit ein bisschen Glück – und Nefrets Unterstützung. Er hatte Sir Edward und seine eigenen Instinkte schnöde überfahren müssen, als sie unbedingt mitkommen wollte; sein gesunder Menschenverstand hatte ihm suggeriert, dass sie ihnen eine wertvolle Hilfe wäre. Sie war eine hervorragende Reiterin, und sie hatte ein Händchen für Tiere.
    Seine Aufgabe war es, mit dem Wachposten fertig zu werden. Das war einfach; der arme Teufel war müde und rechnete nicht mit einer nächtlichen Ruhestörung. Ramses nahm ihn von hinten in den Würgegriff, boxte ihm in die Magengrube und versetzte ihm einen Handkantenschlag ins Genick, als er vornüber taumelte. Während er die reglose Gestalt unter einen Baum schleifte, huschte Nefret über die Pferdekoppel, flüsterte den Tieren besänftigend ins Ohr und streichelte ihre Nüstern. Als sie das letzte erreicht hatte, löste sie das Seil, das ihre Zügel miteinander verband.
    Bislang hatte es kein Geräusch gegeben, mit Ausnahme des leisen Schnaubens der neugierigen Vierbeiner. Jetzt mussten sie schnell agieren. Nefret sprang auf eines der Pferde, während Selim Sir Edward behilflich war und dann selber aufsaß. Alle außer Nefrets Pferd stampften nervös auf. Einer der schlafenden Männer schrak hoch. Ramses warf die losen Zügel über den Kopf des Leitpferdes und schwang sich auf dessen Rücken. Es wandte den Kopf, sah ihn erstaunt an.
    »Ich weiß, ich bin der Falsche«, meinte Ramses einlenkend. »Sieh es als vorübergehendes Problem.«
    Ihm blieb keine Zeit, die Steigbügel anzupassen. Er presste seine nackten Fersen in die Flanken des Tieres und spornte es zum Trab an. Es reagierte auf die Berührung oder das englische Kommando, oder auch auf beides. Das gesamte Lager war inzwischen hellwach; Schreie und Verwünschungen hallten durch die Nacht, irgendjemand feuerte eine Flinte ab. Ein anderer traktierte den idiotischen Schützen mit einem Donnerwetter. Zu diesem Zeitpunkt waren sämtliche Pferde in Bewegung, sie folgten dem Leittier, angespornt von Nefret, die brüllend und mit leichten Gertenschlägen auf diverse Pferderümpfe das Schlusslicht bildete. Ihr Haar hatte sich unter dem Tuch gelöst; es wehte hinter ihr, schimmernd im Sternenlicht. Sir Edward hielt sich tapfer,

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