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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Bad öffnend, rief Ramses hinein, dass sein Vater gekommen sei. Wasser plätscherte und Nefret rief zurück: »Ich bin in ein paar Minuten bei euch, Vater.«
    Es kam nicht oft vor, dass Ramses seinen Vater in Verlegenheit bringen konnte, und eigentlich genoss er diese Augenblicke. Emerson wurde rot im Gesicht. »Du warst verdammt lange weg«, beschwerte er sich. »Du weißt doch, dass wir in ein paar Stunden abreisen wollen.«
    »Das ließ sich leider nicht ändern.« Beim Ankleiden berichtete Ramses seinem Vater, was geschehen war. Er rechnete mit einem Wutanfall; Emerson verabscheute sämtliche Zuhälter und el-Gharbi ganz besonders. Statt zu brüllen wirkte Emerson plötzlich nachdenklich.
    »Ich frage mich, ob er etwas weiß über – ähm – Sethos.«
    »Ich hab ihn nicht gefragt. Ich möchte nicht in seiner Schuld stehen, und ich hatte es eilig, wieder fortzukommen. Es ist höchst unwahrscheinlich, Vater. Der illegale Handel mit Antiquitäten war nur ein Nebenerwerb, und er hat für viele Wochen in Hilmija eingesessen.«
    »Hmmm, ja.« Emerson grübelte.
    Die Tür zum Bad sprang auf und Nefret erschien, eingehüllt in Dampf. Sie trug einen langen Morgenmantel, der sie vom Kinn bis zu den nackten Füßen bedeckte, trotzdem flüchtete Emerson unter gemurmelten Entschuldigungen.

    Meine Familie in den Zug zu bekommen – egal in welchen – ist ein Unterfangen, das selbst meine sprichwörtliche Engelsgeduld auf eine harte Probe stellt. Emerson hatte Selim und Daoud schon einige Tage vorher nach Luxor geschickt; sie sollten das Ausgrabungsgebiet inspizieren und die entsprechenden Vorkehrungen treffen. Blieben wir noch zu siebt, die Katze nicht mitgezählt, die mehr Ärger machte als wir alle zusammen. Auf dem Bahnhof herrscht immer ein Riesenchaos: Menschen und Gepäck und Pakete und die eine oder andere meckernde Ziege, lautes Stimmengewirr, hektisch rudernde, winkende Arme. Dazu ein fauchender, randalierender Horus in seinem Korb, und Sennia, die sich von Gargery und Basima loszureißen suchte, um auf dem Bahnsteig nach Bekannten Ausschau zu halten, und Emerson, der misstrauisch jeden Mann, jede Frau, jedes Kind beäugte, die in seine Nähe kamen – meine Aufmerksamkeit war also im höchsten Maße gefordert.
    Der Zug hatte natürlich Verspätung. Nachdem ich alle in den Zug und in das richtige Abteil verfrachtet hatte, war ich mehr als bereit für einen Schluck Whisky-Soda. Ich nahm die Flasche, das Sodasiphon und die Gläser aus dem Picknickkorb und lud Emerson auf ein Glas ein.
    Wie ich ihm auf den Kopf hätte zusagen können – und das hatte ich in der Tat getan –, war es Zeitverschwendung gewesen, nach Sethos Ausschau zu halten. Er wendete nie zweimal den gleichen Trick an, und er hätte reichlich Zeit gehabt, mit uns zu kommunizieren, wenn er dies gewollt hätte.
    Emerson schnaubte nur »Pah« und goss sich einen weiteren Whisky ein.
    Ich hatte Telegramme an die Vandergelts und an Fatima, unsere Haushälterin, geschickt und sie über unseren geänderten Zeitplan informiert; da ich die gemächliche Arbeitsweise des Telegrafenamtes in Luxor aber zur Genüge kenne, war ich keineswegs erstaunt, als uns am Bahnhof niemand erwartete. Zweifellos würden die Telegramme erst im Laufe des Tages ausgeliefert. Unser Eintreffen blieb nicht unbemerkt. Auf dem Bahnhof tummeln sich immer Leute, die jemanden erwarten oder verabschieden oder schlichtweg ihre Zeit vertrödeln. Ein Wahnsinnsgebrüll erhob sich, als die Herumlungerer die unverwechselbare Statur von Emerson entdeckten, der – ich glaube, ich darf das unangefochten sagen – der berühmteste, meist gefürchtete und respektierte Archäologe in ganz Ägypten war. Manche rotteten sich zusammen, andere spurteten davon, in der Hoffnung, die Ersten zu sein, die die Neuigkeit verbreiteten. »Der Vater der Flüche ist zurückgekehrt! Ja, ja, ich habe ihn mit meinen eigenen Augen gesehen, und die Sitt Hakim, seine Frau, und sein Sohn, der Bruder der Dämonen, und Nur Misur, das Licht von Ägypten, und die kleine Taube!«
    Es dauerte eine gewisse Zeit, bis wir unsere »Siebensachen«, wie Emerson sie nannte, abgeladen und vom Bahnhof zum Ufer und auf die Boote transportiert hatten, die uns über den Fluss bringen sollten. Ich sorgte rasch dafür, dass Sennia in einem Boot war, zusammen mit Basima und Gargery als Aufsichtspersonen – sie musste mindestens zwei Leute um sich haben, die ihren Sturz über Bord verhinderten –, und Emerson und ich in einem anderen. Bei

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