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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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bleiben, wie sie mich braucht?«
    »Wir werden einen Ersatz für dich finden.«
    »Und was dann?« Sie reagierte wie jede temperamentvolle Frau: mit blitzenden Augen und geröteten Wangen. »Soll ich mit dir und deiner derzeitigen Geliebten zusammenleben?«
    Ich rechnete mit einer jener schneidenden Antworten, für die Sethos berüchtigt war. Stattdessen erwiderte er seelenruhig: »Besagte Dame ist meine traute Gefährtin und wird meine Frau, sobald sie meinen Antrag annimmt.«
    »Hat sie dich abblitzen lassen? Wieso das?«
    Vermutlich war es nicht so beabsichtigt, doch ihr verblüffter Ton ließ es wie ein Kompliment klingen.
    »Sie hält mich für unzuverlässig. Keine Ahnung, warum.« Seinem zerknirschten Lächeln hätte kaum eine Frau widerstehen können, und – wie ich von Anfang an vermutet hatte – sie wollte es auch gar nicht. Härten und Entbehrungen hatten sie erweicht; einzig ihr törichter Stolz verhinderte, dass sie sogleich nachgab. Ihre Lippen bebten, ihre großen rehbraunen Augen schimmerten verdächtig feucht. Sie drehte sich zu ihm; zögernd, beinahe furchtsam, streckte er die Arme aus und umschlang sie.
    Es war ein anrührendes Bild. Emerson hätte geschnieft und sich geräuspert. Ich stellte meine Tasse auf den Tisch und stand auf. »Ich lasse euch jetzt allein. Ihr habt alles, was ihr braucht, glaube ich.«
    Über die braunen, an seine Brust geschmiegten Locken sah Sethos zu mir. »Alles«, murmelte er. »Danke, Amelia.«
    Die anderen erwarteten mich bereits auf der Veranda. Ich musste sechs oder sieben Gemälde bewundern, ehe die Kinder weitere produzierten, erst dann vermochte ich die Neugierde der Erwachsenen zu stillen. Ich winkte ab, als Evelyn mir eine Tasse Tee reichen wollte, worauf Emerson mir einen doppelstöckigen Whisky-Soda eingoss.
    »Alles bestens«, verkündete ich. »Als ich aufbrach, schluchzte sie in seinen Armen.«
    Die Reaktionen waren eher gemischter Natur. Evelyns sanftmütiges Gesicht glühte, Emerson seufzte tief, David und Lia lobten mich. Die Miene meines Sohnes zeigte keine Regung.
    »Schwierig, sich Sethos als liebevollen Vater vorzustellen«, gab er zu bedenken. »Was jetzt, Mutter?«
    »Ich habe an alles gedacht«, erwiderte ich, Emerson mein leeres Glas hinhaltend. Ich fand, dass ich mir diesen Genuss verdient hatte, nach einem solchen Tag! »Sie dinieren zusammen auf der Dahabije, wo Sethos logiert, und danach bringt er sie zur Isis zurück. Sie wird ihre Kündigung einreichen und dann … Dann kommt sie vermutlich besser zu uns, bis er endgültige Pläne für sie gemacht hat. Ich habe da eine Reihe von Ideen, wollte aber die Wiedersehensfreude nicht mit praktischen Vorschlägen trüben.«
    Es wurde zunehmend dunkel, da die Sonne hinter den westlichen Bergen verschwand; in der Dämmerung schimmerten die Lichter von Luxor wie gefallene Sterne. Das göttliche Getränk – in diesem Fall meine ich Whisky-Soda – hatte wie üblich entspannende Wirkung; ich merkte etwas spät, dass alle schwiegen, statt aufgeregt Fragen zu stellen, womit ich eigentlich gerechnet hatte.
    »Ich nehme an, dass Leutnant Wickins problemlos wieder gestartet ist?«, erkundigte ich mich.
    »Der Start verlief ruhig«, erwiderte Ramses. »Ob er wohlbehalten in Kairo eintrifft, ist eine andere Sache. Ich vermute es, da solche Flugzeuge einen Radius von dreihundert bis vierhundert Meilen haben. Und er hatte zusätzlichen Treibstoff an Bord. Nefret, gehören die Kinder nicht längst ins Bett?«
    Erfahrungsgemäß dauerte dieses Unterfangen eine ganze Weile. Als die jungen Eltern ihre Kleinen zu Umarmungen und Gutnachtküssen anhielten, schwante mir, dass etwas passiert sein könnte, das sie nicht vor den Kindern erörtern wollten. Zärtlichbesorgt malte ich mir die schlimmsten Szenarien aus: Selim zermalmt von dem Flugzeugpropeller, Cyrus Opfer eines Herzanfalls, Bertie tot nach Vergiftung, einen Abschiedsbrief in der leichenstarren Hand … Nein, das war völlig absurd. Er war ein realistischer junger Mann, auch wenn er bestimmt heimlich Gedichte schrieb.
    Sennia verließ uns als letzte – sie hielt das für ihr Privileg, da sie die Älteste war. Horus folgte ihr, und die Große Katze des Re sprang unter dem Sofa hervor, der dunkle Schwanz aufgerichtet wie eine Rauchsäule.
    »Und?«, erregte ich mich. »Spann mich nicht auf die Folter, Emerson. Irgendwas Schreckliches ist passiert, ich weiß es! Ist es Cyrus oder …«
    »Nichts dergleichen, Peabody. Himmel noch, lern endlich, deine wilde

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