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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Fantasie zu kontrollieren. Man hat einen Leichnam gefunden. Besser gesagt, die Überreste davon.«
    »Ah«, sagte ich erleichtert. »Also niemand, den wir kennen.«
    »Das ist die Frage«, erwiderte Emerson. »Die Polizei geht davon aus, dass der Bursche kein Ägypter ist. Sie haben Nefret gebeten, auf die Wache zu kommen und ihn zu untersuchen. Sie … ich meine, die Knochen.«
    »Wo hat man sie gefunden?«
    »In der Wüste, östlich von Luxor.«
    »In dem Fall«, ich erhob mich, »werde ich Fatima bitten, rasch das Abendessen zu servieren. Dabei hatte ich so gehofft, mich heute nicht mehr in den Sattel schwingen zu müssen.«
    »Kannst es wohl kaum erwarten, eine Leiche zu sehen, was?« Emerson entblößte seine großen weißen Zähne. »Vergiss es, Peabody. Das hat Zeit bis morgen. Der geht nirgends mehr hin.«
    Während des Essens erläuterte Ramses, dass Geschlecht und Abstammung mithilfe der bei den Knochen gefundenen Stofffetzen bestimmt worden seien. Ich äußerte mein Erstaunen über das Ermittlungsergebnis des Polizeibeamten, und dass er um Nefrets Assistenz ersucht hatte. Er hätte sich einiges an Ärger ersparen können, wenn er die sterblichen Überreste kommentarlos den britischen Behörden überstellt hätte.
    »Neue Besen kehren gut«, murmelte Ramses. »Sein früherer Chef ist seit ein paar Monaten im Ruhestand. Der junge Ibrahim Ayyad ist ehrgeizig, energisch und schlau genug, sich Ärger vom Hals zu halten, bis er sich seiner Sache sicher ist.«
    Ich war mir meiner Sache auch recht sicher, aber genau wie der dynamische Mr. Ayyad schlau genug, nichts preiszugeben. Ob die anderen meine Vermutungen teilten, behielten sie für sich.
    Ich hatte einen kurzen Abstecher zur Dahabije eingeplant, bevor ich Nefret nach Luxor begleiten wollte, doch das war nicht nötig. Sethos traf am frühen Morgen bei uns ein. Von Gargery informiert, kleidete ich mich rasch an und ging auf die Veranda, wo Fatima ihm bereits Kaffee servierte. Er wirkte ziemlich honorig in Flanellhose und Tweedsakko, das Nasir für ihn geplättet haben musste. Die Prellungen verblassten zu einem Grüngelbton, der Bartwuchs war wieder normal.
    »Das Frühstück wird gleich aufgetragen«, erklärte ich ihm.
    »Das hat Fatima mir bereits gesagt und sich für die Verzögerung entschuldigt. Setz dich, Amelia, und lass uns zusammen den Sonnenaufgang bewundern. Zweifellos weißt du die Symbolik zu schätzen.«
    Bleiche Wolken, zartrosa und quarzgolden überhaucht, wuschen über das Himmelsblau hinweg. Es war der gleiche Anblick, den ich so oft mit Abdullah genossen hatte, nur aus größerer Höhe. Die Symbolik entging mir nicht. »Dann hast du also deinen Frieden mit Maryam gemacht?«
    »Wir hatten einige emotionsgeladene Stunden«, sagte Sethos launig. »Sie hat recht nah am Wasser gebaut, oder? Ich kann mich nicht entsinnen, dass sie so oft geweint hätte.«
    »Sie hat allen Grund dazu.«
    Meine Stimme verriet einen leisen Vorwurf, und er wich meinem Blick aus. »Ich gebe zu, meine Bemerkung war taktlos. Du magst mich für einen schlechten Vater halten, aber ich habe wirklich viel Zeit mit dem Kind verbracht. Ich weiß nicht … Die Wahrheit ist … Zum Kuckuck, Amelia, ich kam mir vor, als würde ich mit einer Fremden reden. Diese hübsche, adrette junge Frau ist so ganz anders als das aufsässige Kind von früher, kaum zu glauben, dass es sich um dieselbe Person handelt.«
    »Eine positive Veränderung, oder?«
    Er nickte wortlos, sein Gesicht weiterhin abgewandt. »Kinder verändern sich sehr, wenn sie erwachsen werden«, gab ich zu bedenken. »Man könnte fast meinen, sie entwickeln sich zu völlig anderen Menschen. Sieh dir doch Ramses an!«
    Er blickte auf, seine eigenwillig getönte Iris verwandelte sich mit zunehmendem Tageslicht von einem hellen Braun in ein blasses Grau. »Ein ermutigendes Beispiel, stimmt. Oh, wir sind recht gut miteinander ausgekommen, da wir so heikle Themen wie die Mörderinnenkarriere ihrer Mutter beide gemieden haben.«
    »Du wirst dich dieser Thematik früher oder später stellen müssen«, versetzte ich ziemlich scharf. Zynismus war seine Waffe gegen Emotionen, dabei war es – nach meiner Ansicht – höchste Zeit, dass er diese Selbstschutzmechanismen gegenüber seiner Tochter ablegte. »Geh offen damit um und sag ihr, wie es wirklich gewesen ist. Ich bezweifle, dass sie die wahre Geschichte kennt.«
    »Sie schien mir verunsichert. Und sie sprach durchaus positiv von dir.«
    »Umso mehr Grund, die Karten auf den

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