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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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könnte, oder?«
    »Sehr gut, Emerson.« Ich nickte anerkennend. »Deshalb wollte ich ja, dass alle kommen, um sicherzustellen, dass wir nichts vergessen haben. Lasst eurer Fantasie freien Lauf. Spekuliert nach Herzenslust, egal, was dabei herauskommt.«
    Weitere Anregungen ließen nicht lange auf sich warten: Der Schuss, der Selim um ein Haar verfehlt hatte, Daouds Verletzung von dem Hegab, die Skorpione in seinem Haus – sogar die Kobra in Deir el-Medina.
    »Gute Güte«, bemerkte ich nach Durchsicht der überarbeiteten Liste. »Entweder ist unsere Fantasie mit uns durchgegangen, oder wir waren fürchterlich begriffsstutzig. Ich gestehe allerdings, dass ich kein logisches Handlungsmuster erkennen kann.«
    »Nein?« David hatte seine Pfeife herausgeholt. »Immer vorausgesetzt, all diese Vorfälle stehen in Zusammenhang, dann ist doch eines auffällig: Die Einzigen, die man tätlich angegriffen hat, sind Daoud, Selim und Maryam.«
    »Wie sonderbar«, entfuhr es mir. »Für gewöhnlich zielen solche Angriffe direkt auf uns. Natürlich berühren uns die Gefahren, die unsere Lieben bedrohen …«
    Werte Leser, kennen Sie das Gefühl, wenn man einen unterschwelligen Gedanken fassen will – etwas, das noch nicht recht ins Bewusstsein vorgedrungen ist? Ich war eben dabei, als Emerson sich zu Wort meldete.
    »Ein schwerer Schlag, was, Peabody? Deine Lieblingsmethode, Kriminelle zur Strecke zu bringen, besteht schließlich darin, sie zu Attacken auf dich zu provozieren. Wir sind völlig ungeschoren aus dieser Sache herausgekommen; selbst die verschleierte Hathor wollte nur – äh – ich meine …«
    »Aber was kann die Verbindung zwischen Maryam, Daoud und Selim sein?« Ramses, der betreten zu seiner Frau spähte, wechselte geistesgegenwärtig das Thema.
    »Jedenfalls finde ich keinen gemeinsamen Nenner«, gestand ich. Der vage Gedanke hatte sich erneut in die Tiefen meines Unterbewusstseins geflüchtet. Ich verfolgte ihn nicht weiter. »Lasst uns eine andere Methode anwenden. Was wissen wir über den Widersacher?«
    »Er hat eine Waffe und er ist ein guter Schütze«, entgegnete Ramses. »Das lässt auf einen Mann schließen, aber die verschleierte Hathor war offenkundig eine Frau. Ich fürchte, das führt zu nichts; schließlich können wir es mit mehreren Beteiligten zu tun haben.«
    »Eine Bande«, murmelte ich. »Wie ärgerlich. Ich ziehe Einzeltäter allemal vor.«
    »Wie könnt ihr nur so abgeklärt reden?« Maryams Blick wanderte von einem zum anderen. Sie saß dicht neben ihrem Vater, eine Haltung, die die meisten Männer dazu bewogen hätte, tröstend den Arm um sie zu legen.
    Sethos allerdings nicht, trotzdem schienen sich die beiden näher zu kommen. Sie hatte sich an besagtem Nachmittag gut gehalten, Melusine (die auf dem Rückweg lammfromm gewesen war) erneut bestiegen und kein Wort über irgendwelche Schmerzen verloren. Mit stählernem Griff auf einen harten Sattel gepresst zu werden, hinterlässt nämlich Blessuren an den empfindlichsten Körperteilen.
    »Das ist so Mutters Art«, erklärte Nefret leichthin.
    »Sie erwartet, dass wir alle Contenance zeigen. Maryam, fällt dir wirklich niemand ein, der dir eins auswischen will? Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber …«
    »Nein.« Maryam schüttelte den Kopf und sah Nefret fest an. »Wenn ich die letzten zwei Jahre Revue passieren lassen soll …«
    »Nein«, sagte Sethos grob.
    »Nein«, bekräftigte ich. »Wir sind auf der Suche nach einem gemeinsamen Nenner, ein Motiv, das auch die Aktionen gegen Daoud und Selim erklären würde. Maryam war nicht mehr in Ägypten seit …«
    Da war es wieder. Es schoss mir blitzartig durch den Kopf und war wieder weg. Die anderen nutzten mein Schweigen und diskutieren weiter. David machte Vorschläge, wie die gesammelten Fakten miteinander in Bezug gebracht werden könnten. Ein solches »Raster« schloss mögliche Unfälle aus, gleichwohl blieb eine Reihe von scheinbar unzusammenhängenden Vorfällen, die sich nicht so einfach abhandeln ließen: die verschleierte Hathor, der Schmuckdiebstahl, der Mord an Martinelli und die mutwillige Zerstörung des Bootes – die, wie Emerson optimistisch formulierte, womöglich gar nicht gegen Daoud gerichtet gewesen war. Ein anderes Schema wertete Juwelenraub und Mord als zufällige, voneinander unabhängige Kriminaldelikte; ein weiteres entfernte Hathor von der Auflistung, weil dahinter, wie David süffisant betonte, persönliche Animositäten stecken könnten. Dies gefiel

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