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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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liegen«, maulte Selim. »Mir geht es gut. Sag Nur Misur, sie muss mich aufstehen lassen.«
    Nefret Vorschriften zu machen, stieß bei Ramses auf taube Ohren. Er ging wieder.
    Als Nächstes schlenderte er in den Garten, wo die Kinder spielten. Nach einer Viertelstunde verscheuchte Fatima ihn unter dem Vorwand, die Kinder müssten zu Mittag essen und er störe dabei nur. Der darauf folgende Protest klang heftiger als sonst. Nach Ansicht seiner Mutter reagierten Kinder sehr sensibel auf Stimmungen; die Nervosität der Erwachsenen belastete sie vermutlich auch.
    Schließlich kehrte er in das Arbeitszimmer zurück, und kaum dass er mit seinen Studien begonnen hatte, rauschte Gargery herein.
    »Hier sind Sie, Sir«, sagte er vorwurfsvoll. »Wir haben Sie überall gesucht. Mr. David …«
    »Sie brauchen mich nicht anzukündigen, Gargery«, warf David ein.
    »Bleiben Sie über Mittag, Sir? Wir haben Sie nicht erwartet. Darf ich fragen …«
    »Nein«, fiel Ramses ihm ins Wort. »Verschwinden Sie, Gargery, und richten Sie Fatima aus …«
    »Sie soll sich keine Umstände machen«, sagte David. »Ein Sandwich reicht völlig aus.«
    Gargery trollte sich mit bebenden Nasenflügeln. Ramses lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Darf ich fragen …«
    »Ich will nach Luxor. Uns ist das Verpackungsmaterial ausgegangen. Ich musste Tante Amelia versprechen, dass ich dich mitnehme. Aber wenn du beschäftigt bist …«
    »So leicht kommst du mir nicht davon.« Ramses schob seine Materialien beiseite. »Ich habe diesen Horoskoptext für Mutter übersetzt. Auf Anspruchsvolleres konnte ich mich nicht konzentrieren. Wie kommt sie darauf, dass ich dich begleiten soll?«
    »Ich will zum Bahnhof.«
    »Und?«
    »Nichts weiter. Hoffe ich wenigstens.«
    »Du denkst, es gibt Probleme?«
    David grinste schwach. »Ich habe da so meine Vermutungen.«
    Es war mehr als eine schnöde Vermutung, es war das Wissen darum, wie leicht sich eine Gruppe Schaulustiger in einen wütenden Mob verwandeln konnte. Es würden sich gewiss Scharen von Menschen einfinden, allein aus Neugierde und in der Hoffnung, noch irgendetwas Brauchbares zu finden. Ramses machte sich Vorwürfe, dass er nicht auf dem Laufenden war, anders als David. Die Situation hatte sich bereits zugespitzt. Die kleinste Provokation konnte einen Aufstand auslösen.
    Und David würde versuchen zu schlichten. Verdammt, dachte Ramses bei sich, das fehlte uns gerade noch. »Ich komme selbstverständlich mit«, sagte er.
    Als sie zum Bahnhofsgebäude gelangten, war es früher Nachmittag und extrem heiß. In einiger Entfernung vernahmen sie den Tumult.
    Die Polizei hielt die Menschenmassen von den Gleisen fern, wo etliche Männer in Khaki die Trümmer bewachten, Beschimpfungen ignorierten und mit bewundernswert britischem Schneid die Fäuste schwenkten. Wie die Soldaten so rasch hatten dort sein können, war Ramses ein Rätsel; Allenby hatte wohl zu Vorsichtsmaßnahmen gegriffen und an kritischen Punkten mobile Einheiten eingesetzt. Die Polizisten in ihren schäbigen Uniformen sahen nicht gerade begeistert aus. Viele sympathisierten mit den Demonstranten. Einer schwenkte ein Banner mit einer unverfrorenen (und falsch geschriebenen) Charakterisierung der Engländer. Die Sonne glühte wie ein Backofen, der von unzähligen Füßen losgetretene Staub vernebelte die Luft.
    »Eine Minute«, sagte Ramses und hielt David fest, bevor dieser sich ins Gewühl stürzen konnte. »Sie lassen gerade Dampf ab. Was ist passiert?«
    Der von ihm angesprochene Mann trug eine zerlumpte Galabija und einen schmutzigen Turban. Er schnellte zu Ramses herum, erkannte ihn und grinste zerknirscht. »Wir wollten doch bloß das zerborstene Holz, die Nägel und Ziegel fortschaffen, Bruder der Dämonen. Was ist schon dabei? Aber diese verfluchten – äh – die Engländer haben es uns verboten.«
    »Sie wollen herausfinden, was die Explosion verursacht hat«, erklärte David. »Ihr dürft den Schrott mitnehmen, wenn sie fertig sind. Sag deinen Freunden, sie sollen nach Hause gehen.«
    »Ich? Für wie dumm hältst du mich? Sie sind fürchterlich aufgebracht.«
    »Und amüsieren sich dabei prächtig«, sagte Ramses in Englisch zu David. »Nichts kann Langeweile besser vertreiben als ein kleiner Aufstand an einem heißen Tag.«
    »Jemand feuert sie an«, murmelte David, bemüht, über ein Meer wogender Turbane zu spähen, aufgelockert von dem einen oder anderen roten Fez.
    Der Bursche war kein Redner, aber trotzdem laut und

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