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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mitreißend. Begriffe wie Unterdrückung und Unrecht – und der Name des ausgewiesenen Patrioten Saghlul – zogen wütendes Gemurmel nach sich. David bahnte sich fluchend einen Weg durch die dicht gedrängte Menschentraube.
    Ramses folgte ihm kurz entschlossen und auf die Menge einredend. »Geht nach Hause, ihr Tollköpfe. Verschwindet. Denkt an eure Frauen und Kinder. Wollt ihr, dass sie euch erschießen?«
    Sie machten ihm Platz, und einige nahmen sich seinen Rat zu Herzen, aber der Redner brüllte weiterhin, und die ersten Reihen drängten nach vorn. Die Polizisten waren nicht bewaffnet, aber die Soldaten. In der Hoffnung, dass man ihn und David nicht irrtümlich für Aufständische hielte, wehrte Ramses einen aufgebrachten Demonstranten ab, der ihm an die Gurgel wollte. Die Männer in der ersten Reihe waren die mutigsten oder, anders betrachtet, die mit dem wenigsten Verstand. Gewohnt schlagkräftig setzte David etliche davon außer Gefecht. Diejenigen, die den Opfern am nächsten waren, wichen zurück und überließen Ramses und David das Feld vor den belagerten Polizisten.
    »Wo ist dieser Mistkerl?«, keuchte David und meinte damit, wie Ramses annahm, den Redner.
    »Der scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Vielleicht kannst du lauter brüllen als er.«
    David hob beide Hände und überbrüllte das Chaos.
    Schon nach wenigen Sätzen lauschte das Publikum andächtig. Die Ägypter waren für gewöhnlich friedfertig und schätzten eine gute Rede. Nicken und schuldbewusste Blicke untermalten Davids eindringlichen Appell. Ramses hatte keine Zweifel, dass er von Herzen kam. »Gewalt wird euch und euren Familien nur schaden, meine Brüder.
    Untersagt Gott nicht das Töten, es sei denn in Notwehr?
    Habt Geduld. Die Freiheit ist nah. Ich weiß es. Ich habe dafür gekämpft und werde weiter kämpfen.«
    Er war der Held des Augenblicks. Wankelmütig, wie Menschen nun einmal sind, strömten sie zu ihm hin; die Männer, die ihn vorher geschmäht hatten, wollten ihn jetzt umarmen. Ramses, der nie abstritt, dass er misstrauischer war als sein Freund, hatte die hektischen Gestalten, die entseelten Gesichter argwöhnisch beäugt. Er gewahrte, wie ein erhobener Arm ausholte, sah den durch die Luft fliegenden Stein und warf sich auf David. Er war eine halbe Sekunde zu spät.

    Nach reiflicher Überlegung beschloss ich, die Arbeit für diesen Tag einzustellen. Es bestand keine Eile. Die kostbaren Objekte waren fast alle verpackt. Ich hatte mich noch nicht entschieden, was ich mit der perlenbestickten Robe und den Totenbuch-Schriftrollen anstellen sollte. Das Gewand hatte ohnehin stark gelitten, nachdem Martinelli es ausgebreitet und präpariert hatte; die Farbe war erheblich nachgedunkelt, und der Stoff wirkte morsch. Ich hatte es von Anfang an befürchtet: die Robe war unrettbar verloren, egal, was wir machten. Warum also nicht Lacau die ultimative Entscheidung überlassen? Wenn er darauf drängte, dass wir diese für den Transport vorbereiteten, dann sollte er sich in Kairo ruhig mit losen Perlen und Leinenfetzen amüsieren.
    Was das Totenbuch anging, so hoffte ich, Monsieur Lacau zu überzeugen, uns dieses auf unbestimmte Zeit zu überlassen. Das Glätten und Entrollen von brüchigem Papyrus war Walters Spezialität. Ich hatte meine Zweifel, ob es in Kairo einen ähnlich erfahrenen Experten gäbe, ganz zu schweigen davon, dass mein Schwager zu den weltbesten Wissenschaftlern auf dem Sektor altägyptische Texte gehörte.
    Nachdem ich diesen Entschluss gefasst und den anderen mitgeteilt hatte, verspeisten wir eines von Katherines exzellenten Mittagsdiners und zogen uns zurück – Evelyn zu einem kurzen Nickerchen, Walter zu seinem Papyrus und Lia in unser Haus.
    »Und was haben Sie vor?«, erkundigte sich Cyrus, als ich Handschuhe überstreifte und meinen Hut aufsetzte.
    Ich beschloss, ihm reinen Wein einzuschenken. »Ich will einen kleinen Abstecher zu Abdullahs Grab machen, bevor ich heimgehe.«
    »Aber nicht allein«, erklärte Cyrus. Er bat den Stallknecht, Queenie zu satteln.
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich einen Begleiter brauche, Cyrus? Lia ist auch allein unterwegs.«
    »Ihr vertraue ich, Ihnen nicht.« Cyrus zupfte an seinem Bärtchen. »Ist das alles – eine Stippvisite bei Abdullah? Wollen Sie dort vielleicht Rat einholen?«
    »Den brauchen wir dringend, finden Sie nicht? Ich versichere Ihnen, ich habe nichts anderes vor.«
    »Ich komm trotzdem mit«, versetzte Cyrus.
    Ägypten hat ein sehr heißes,

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