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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Stunden nicht mehr richtig ansprechbar. Reiß dich zusammen und denk nach. Vaters Theorie bietet uns erstmals ein rationales Motiv. Alles passt, findest du nicht? Selbst die Explosion am Bahnhof. Ein bewaffneter Überfall auf den Dampfer würde Terroristen zugeschrieben werden. Wir sollten es wenigstens versuchen. Wenn wir direkt umkehren, können wir Kena noch vor dem Dunkelwerden erreichen.«
    Ramses nickte. »Meinetwegen.«
    »Ich informiere Rais Hassan«, sagte Walter aufgeräumt und trottete davon.
    »Meinetwegen«, wiederholte Ramses.
    Mein Herz verkrampfte sich. »Wie wär’s mit einem stärkenden Whisky-Soda?«, schlug ich vor.
    »Wie du meinst, Mutter.«
    Ich fürchtete schon fast, ihm eine weitere therapeutische Backpfeife verabreichen zu müssen. Doch Ramses ist ein Kind seines Vaters (und von mir). Er fuhr sich mit der Hand über den Mund, gab sich einen Ruck und grinste mich an.
    Alle nahmen ein Glas, außer Selim, der sich nicht von seinen Maschinen trennen wollte. Rais Hassan wendete mit einem atemberaubenden Manöver. Das weiße Segel einer Feluke streifte uns fast, aber schließlich fuhren wir wieder in südliche Richtung.
    Am Spätnachmittag kam Bertie in den Salon und berichtete uns, irgendjemand nehme Kurs auf die Amelia. »Sieht aus wie ein Fischerboot mit Einheimischen.«
    »Vermutlich in der Hoffnung, uns etwas verkaufen zu können«, grummelte Cyrus.
    »Besser, wir sehen einmal nach, was sie wollen«, sagte ich. »Vielleicht haben sie Neuigkeiten.«
    Wir begleiteten Bertie an Deck. Die Sonne stand tief im Westen. Eine Flottille aus kleinen Booten brauste auf uns zu, ihre weißen Segel flatternd wie ein Vögelschwarm. Die Bootsleute suchten einander zu überbrüllen. Unmöglich, auch nur ein Wort zu verstehen.
    »Gute Güte«, seufzte ich. »Eine richtige Miniatur-Armada – das ganze Dorf scheint ausgerückt zu sein. Sag Selim, er soll die Maschinen stoppen. Bestimmt haben sie Neuigkeiten für uns.«
    In meiner verständlichen Aufregung umklammerte ich den Arm meines Sohnes, der neben mir stand. Ramses schüttelte mich zerstreut ab und hob beide Hände, um seine Augen vor dem flirrenden Licht des Sonnenuntergangs zu schützen. Plötzlich sackte sein zuvor angespannter Körper über die Reling, und er stieß einen langen, aufgewühlten Seufzer aus.
    Ich sehe nicht so gut wie er, dennoch glaube ich, dass ich sie gleich nach ihm erkannte. Sie stand auf dem Boot, das uns am nächsten war, gestützt von einem der Männer. Der goldene Haarkranz war unverkennbar, gleichwohl war das alles so unglaublich, dass ich meinen eigenen Augen nicht trauen mochte, bis die kleine Barkasse neben uns anhielt und die grinsenden Fischer sie in Ramses’ ausgebreitete Arme drückten.
    »Es ist ein Wunder«, murmelte Walter beinahe ehrfürchtig. Er nahm die Brille ab und wischte sie mit einem Hemdzipfel sauber.
    »Wunder hin oder her«, blaffte mein anderer Schwager. »Nefret, ich bin unsäglich erleichtert, dich zu sehen, aber …«
    »Lass ihnen eine Minute«, sagte ich. Ramses hielt sie fest umschlungen, das Gesicht in ihrem Haar vergraben.
    Nefret hob den Kopf und drehte sich in seiner Umarmung um. Sie streckte ihre Hände nach mir aus. »Er lebt, Mutter. Ich habe heute Früh mit ihm gesprochen. Ich wollte ihn nicht verlassen, aber er …«
    »Du hast das einzig Richtige getan«, seufzte ich. Die Situation blieb weiterhin kritisch, dennoch war mir eine Zentnerlast von den Schultern genommen. »Komm und ruh dich aus und iss etwas.«
    »Ich habe keinen Hunger«, erwiderte Nefret. »Sie haben mir zu essen gegeben und meine Sachen gewaschen und getrocknet. Sie …«
    David hatte sich mit den Bootsleuten unterhalten. Hochzufrieden mit dem Geleisteten, hatten sie keine Lust aufzubrechen, und erst als wir ihnen überschwänglich mit Worten und Bakschisch gedankt hatten, trollten sie sich. Die Lichter von Kena schimmerten in der Dunkelheit.
    Es dauerte eine Weile, bis wir unter Deck gehen konnten, denn die gesamte Crew der Amelia wollte Nefret sehen und anfassen, bevor man uns glaubte, dass sie wohlbehalten zurückgekehrt war. Nasir brach in Tränen aus und warf sich vor ihre Füße. Selims Anblick, schmutzig, erschöpft und grinsend, führte zu lautem Protest von seiner Ärztin, indes wollte er sich nicht untersuchen lassen.
    »Erzähl uns alles«, drängte er.
    Nachdem Nasir sich aufgerappelt hatte, stapfte er herum und zündete die Lampen an, wir anderen scharten uns um Nefret, die auf dem Diwan saß, Ramses’ Arm um

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