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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ramses eine Woche lang das Bett hüten musste, habe ich mich schon gewundert, woher seine Verletzungen stammten. Bestimmt nicht von einem Felsensturz, nicht bei ihm! David hatte es noch übler erwischt; er war dabei, stimmt’s? Ich habe geschwiegen, weil es mich nichts anging. Dann jene denkwürdige Episode im Jahr darauf, als Sethos wie aus dem Nichts auftauchte und einen deutschen Spion enttarnte. Aber selbst wenn er und Ramses Kollegen waren, erklärt das noch lange nicht, wieso Sie weiterhin Kontakt zu dem Burschen haben.«
    »Nein«, gestand ich.
    »Da kommt Vater«, zischte Ramses, der nach ihm Ausschau gehalten hatte. »Bring’s hinter dich, Mutter.« Um einem Tobsuchtsanfall meines Gatten vorzubeugen, sagte ich schnell: »Sethos ist Emersons Halbbruder. Unehelich, leider, aber trotzdem Verwandtschaft und uns in den letzten Jahren ans Herz gewachsen. Das mag komisch klingen …«
    »Ich fass’ es nicht«, stöhnte Cyrus mit erstickter Stimme. »Heiliges Kanonenrohr, Amelia! Ich will ja nicht sagen, dass da nicht eine gewisse Ähnlichkeit …«
    »Ich werde Emerson natürlich beichten, dass Sie informiert sind«, sagte ich hastig, denn Emerson stürmte die Stufen hoch. »Aber es ist einfacher, wenn man ihn vor vollendete Tatsachen stellt. Sonst versteigt er sich nur in langatmige …«
    »Mutter!« Ramses klang laut und bestimmt.
    »Ja, ja. Kein Sterbenswort an andere, Cyrus. Außer zu Katherine, natürlich. Sie ist genauso diskret wie Sie.«
    »Abgemacht«, versicherte Cyrus.
    Bertie hatte sehr wenig gesagt. Er war zu höflich und zu zurückhaltend, um unsere zugegeben häufig dogmatischen Gespräche zu unterbrechen. Jetzt äußerte er sich völlig verblüfft: »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich Ihr Vertrauen zu schätzen weiß, Ma’am.«
    »Sie haben es sich verdient, Bertie«, sagte ich warmherzig. »Und ich weiß, dass Sie die Sache für sich behalten.«
    »Selbstverständlich. Sie haben mein Wort.«
    »Wort, worauf?« Emerson ragte vor mir auf.
    »Ach, nichts Wichtiges, mein Lieber«, wich ich ihm aus. »Möchtest du Kaffee?«
    »Nein. Wir kehren besser um. Bis zur Antwort auf unsere Depeschen bleibt uns ohnehin nichts mehr zu tun. Auf mich wartet Arbeit.«
    »Aber ja, dein Artikel!«
    Emerson kratzte sich das attraktive Kinngrübchen (die Kinnspalte, wie er sie vorzugsweise nennt). »Ach, dieser Artikel. Das hat Zeit, Peabody. Ich dachte, ich könnte heute Nachmittag kurz im Grabungsgebiet vorbeischauen. Nefret, das Licht wird hervorragend für Fotos sein.«
    »Tut mir Leid, Vater.« Nefrets Lächeln war freundlich, ihre Stimme jedoch entschieden. »Ich habe den Zwillingen versprochen, dass wir heute Nachmittag Selim besuchen. Sie möchten mit seinen Kindern spielen und wären sonst enttäuscht.«
    »Mhm, tja. Ramses …«
    »Emerson, du weißt genau, dass sie Selim jeden Freitagnachmittag besuchen«, rügte ich. »Ramses freut sich auf Selim und die Kinder. Auf alle Fälle musst du diesen Artikel fertig schreiben, bevor wir die Familie in Kairo abholen. Du willst doch nicht etwa daran arbeiten, wenn sie bei uns sind?«
    »Wann brecht ihr auf?«, fragte Cyrus.
    »Wir nehmen den Sonntagabendzug.« Ich sammelte meine Habseligkeiten ein – Tasche, Handschuhe, Sonnenschirm – und erhob mich. »Bis dahin sollten wir von Mr. Russell Nachricht haben und möglicherweise auch von … nun ja. Wie dem auch sei, wir werden unsere Befragungen in Kairo fortsetzen.«
    Ich fasste Emersons Arm, dann stiegen wir die gewundene Treppe hinunter. »Ziemlich viel los hier in Luxor«, bemerkte ich. »Schön, dass sich alles wieder normalisiert. Oh … da ist Marjorie. Einen Augenblick, Emerson, sie winkt uns.«
    »Wink zurück und komm weiter«, brummte Emerson. »Von mir aus kannst du nach Herzenslust der Gerüchteküche frönen, aber nicht, wenn ich dabei bin.«
    Energisch zog er mich weiter. Wir hatten das Ende der Treppe fast erreicht, als ich einen kleineren Aufruhr bemerkte. Lautes Stimmengewirr und hektische Betriebsamkeit deuteten auf einen unliebsamen Zwischenfall hin. Aufgrund einiger mir fehlender Zentimeter konnte ich den Auslöser nicht ausmachen, aber Ramses, der mit Nefret vorgegangen war, fackelte nicht lange. Er ließ seine Frau los und stürzte sich ins Gedränge.
    Wir anderen blieben ihm freilich auf den Fersen. Emerson drängte sich durch den Kreis der Gaffer, die vorsichtshalber zurückgewichen waren, als die beiden Hauptdarsteller aufeinander losgingen. Der Kampf war kurz; mit einer

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