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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Erklärung wegstehlen wollen, was Nefret vereitelte. Ich schlug mich natürlich auf ihre Seite und zitierte aus diversen Kompendien über Kindererziehung, bis Emerson mir mit seinem üblichen Stoßseufzer »Lass mich mit deinem psychologischen Halbwissen in Frieden, Peabody!« das Wort abschnitt.
    Nach einem überschwänglichen Abschied wandte ich mich als Letztes Selim zu. Ein schmerzhafter Stich durchzuckte mich, war er seinem Vater doch sehr ähnlich – vielleicht etwas schlanker und nicht so groß, aber mit ebenso feinsinnigen Zügen und der gleichen würdevollen Ausstrahlung. Er war der Einzige, den wir ins Vertrauen gezogen hatten.
    »Vergiss nicht, Selim«, sagte ich leise, »du kannst alle Telegramme einsehen und die Neuigkeiten an uns ins Shepheard’s weiterleiten, wenn sie von … ihm sind. Halt uns doch bitte auf dem Laufenden!«
    Emerson brüllte mich an, ich solle endlich einsteigen, worauf Selim grinste. »Ja, Sitt, das hast du bereits gesagt. Ist dein Wunsch mir nicht immer Befehl gewesen? Gute Reise. Ma’assalama!«
    Der Zug fuhr in die Nacht – wie üblich mit Verspätung – und wir begaben uns umgehend in den Speisewagen, wo ich Nefret ein Glas Wein verordnete.
    »Ich weiß, es ist schlimm für dich, die Kinder allein zu lassen«, sagte ich mitfühlend. »Aber du darfst mir glauben, Liebes, ein kleiner Urlaub von den bezaubernden Geschöpfen wird dir gut tun. Bald schon wirst du es richtig genießen.«
    Nefrets angespannte Züge verzogen sich zu einem Lächeln, und Ramses meinte: »Nefret, Mutter weiß, wovon sie spricht. Hast du deine Ferien von mir auch genossen, Mutter?«
    »Und ob«, versicherte ich ihm, worauf alle lachten.
    Die Lampe auf dem Tisch flackerte, das Geschirr klirrte, und es war ratsam, die Gläser festzuhalten. Wir verharrten schweigend bei unserem Wein, denn der Wagon war voller Leute, und wir hätten uns nicht vertraulich unterhalten können. Bevor wir uns zur Nacht zurückzogen, hielten wir noch einen kleinen Kriegsrat in Emersons und meinem Abteil ab.
    »Denkt an meine Worte«, erklärte ich. »Mr. … Was hast du gesagt, Emerson?«
    »Dass wir das ständig tun«, knirschte Emerson, das Pfeifenmundstück zwischen den Zähnen.
    »Oh. Danke, liebster Emerson. Wie ich schon sagte, wenn Mr. Russell erfährt, dass wir in Kairo sind, wird er sich an unsere Fersen heften, weil er wissen will, warum er harmlose Reisende observieren sollte. Wir müssen uns überlegen, wie viel wir ihm enthüllen – und ob überhaupt.«
    Emerson öffnete den Mund. Ich fuhr fort, meine Stimme leicht erhoben, er sollte mich bitteschön ausreden lassen! »Noch wichtiger ist, was wir Walter und Evelyn erzählen. Sie wissen nichts von unserer Verwandtschaft – ähm – ihrer Verwandtschaft mit Sethos, denn er ist auch Walters Bruder, und meine Meinung …«
    »Ist auch meine Meinung.« Emerson nutzte die Gelegenheit, da ich soeben Luft holte.
    »Wie bitte?«
    »Meinst du, ich würde es wagen, dir zu widersprechen?« Emerson griente mich an. »Ich stimme dir zu, dass die Zeit der Heimlichtuerei vorüber ist. Wir bekommen zwar vermutlich Schwierigkeiten mit dem Kriegsministerium, wenn wir Sethos’ Rolle als britischer Geheimagent erwähnen, aber was bleibt uns denn anderes? Solange das nicht klar gesagt wird, macht der Rest wenig Sinn, und wie ich Walter kenne, ist der gutmütige Naivling hellauf begeistert darüber, dass er noch einen weiteren Bruder hat.«
    »Tante Evelyn ist vielleicht nicht so begeistert«, gab Ramses zu bedenken. Wie sein Vater hatte er inzwischen die Krawatte gelockert und den Hemdkragen aufgeknöpft. »Die Ärmste hat jahrelang gehofft, dass wir uns endlich der Archäologie zuwenden und uns nicht ständig mit irgendwelchen Kriminellen herumschlagen.«
    Nefret, die sich an Ramses kuschelte, murmelte schläfrig: »Dann sollte es sie erleichtern, dass der größte Halunke von allen nicht mehr unser Widersacher, sondern ein Freund und Verwandter ist.«
    »Das ist genau der richtige Ansatz«, pflichtete ich ihr bei. »Sehr gut, mein Schatz. David weiß bereits von Sethos’ Geheimdiensttätigkeit, ich nehme an, er hat Lia davon erzählt – er erzählt ihr alles.«
    »Das glaube ich gern«, bekräftigte Nefret und unterdrückte ein Gähnen.
    »Ramses, bring deine Frau in – äh – euer Abteil, sie schläft schon halb.«
    Nach ihrem Aufbruch verkündete Emerson, dass auch er müde sei, also läutete ich dem Schlafwagenschaffner, dass er unsere Kabine für die Nacht vorbereitete. So

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