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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sein Dorf in Oberägypten verbannt. Schätze, er ist immer noch dort, wenn er noch lebt.«
    »Zu schade.«
    Sie machten die Runde bei den renommierteren Händlern. David erklärte, er suche ein Armband für seine Frau, und landete schließlich bei diversen Silberreifen, alle aus neuerer Beduinen-Produktion. Man zeigte ihnen Schnüre mit verblassten Fayenceperlen, »Mumienperlen«, die, so der Verkäufer, allesamt zu Armbändern verarbeitet werden könnten. Er hatte die beiden erkannt und war sich ziemlich sicher, dass sie die schlechten Kopien nicht kaufen würden, aber man konnte es immerhin versuchen. Diese Engländer waren unberechenbar.
    »Ich hätte dir gleich sagen können, dass sie uns Cyrus’ Armbänder nicht anbieten«, murrte Ramses. »Sie wissen, wer wir sind.«
    »Schätze, uns bleibt nicht die Zeit für unsere originelle Touristentarnung«, seufzte David. Lachend schüttelte Ramses den Kopf. »Vergiss es, David.«
    »Wie du meinst. Dann lass uns bei Bassam’s essen.«
    »Er wird uns auch nichts sagen können.«
    »Aber er wird uns ein köstliches Mittagessen servieren. Das baut mich wieder so weit auf, dass ich den Abend mit Onkel Sethos ertragen kann.«

    Ich vermute, dass Sethos der Einzige war, der sich auf besagtes Diner freute. Ich hatte Walter nach bestem Ermessen vorbereitet und fand, dass er die Enthüllungen gut verkraftete, obschon er etwas verstört wirkte. Die Nachricht von der Untreue seines Vaters nahm er besser auf als von mir erwartet – vermutlich weil auch er unter der fehlenden Herzenswärme seiner Mutter gelitten hatte –, doch trotz meiner Beteuerungen, dass Sethos sich infolge seiner Ruhmestaten für sein Land geläutert habe, schien Walter gewisse Ressentiments zu haben. (Ich übrigens auch, vielleicht war ich deshalb nicht besonders überzeugend.)
    Es war ein ziemlich anstrengender Tag gewesen – vor allem für diejenigen von uns, die die Kinder ins Museum begleiteten. Ich hatte mich entschlossen mitzukommen, da ich wusste, dass Emerson und Walter – tief versunken in irgendwelche kunstgeschichtlichen Betrachtungen – die lieben Kleinen sich selbst überlassen würden. Ich verlor Davy zweimal aus den Augen und musste ihn beim zweiten Mal aus dem Innern eines gewaltigen Granitsarkophags fischen. (Ich war versucht, ihn für eine Weile darin schmoren zu lassen, aber das wollte Emerson nicht.)
    Auf mein Betreiben hin trugen wir unsere eleganteste Garderobe und versuchten uns so zu verhalten wie bei einer formellen Zusammenkunft von lange getrennten Verwandten und Freunden. Tadellos gekleidet mit weißer Fliege und Dinnerjackett, erwartete Sethos uns am Aufzug und geleitete uns in einen separaten, von ihm gebuchten Speiseraum. Die blumengeschmückte Tafel erstrahlte in Silber und Kristall. Artige Komplimente kamen über seine Lippen; er drängte Emerson, am Kopf der Tafel Platz zu nehmen, und als wir alle saßen, knallten Korken, und der Champagner perlte in unsere Gläser. Da selbst der Dümmste gemerkt hätte, dass Emerson keinen Toast ausbringen würde, hob Sethos an: »Auf den König und die getreuen Herzen, die ihm dienen; auf die Liebe und Freundschaft!« Selbst Emerson konnte sich dem nicht verschließen.
    Mit Fortschreiten des Mahls fiel es mir zunehmend schwer, meine Erheiterung zu unterdrücken. Mag sein, dass es am Champagner lag. Allerdings belustigte es mich außerordentlich, wie Sethos’ Manöver auf die einzelnen Personen wirkte. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, sie für sich zu gewinnen, und darin war er genial. Meine liebe Evelyn verfiel seinem Charme auf Anhieb, und auch Lia war sichtlich fasziniert. Er stellte Walters philologische Arbeit heraus, zitierte Beispiele zum Beweis für sein Fachwissen; er sprach bewundernd von Emersons Verdiensten – und meinen – und lobte die Tapferkeit der jüngeren Generation.
    »Es sind die Kinder des Sturms«, erklärte er. »Der Sturm hat sich gelegt, dank ihrer Opfer – nicht nur der jungen Männer, die ihr Leben riskierten und starben, sondern auch wegen der vielen Frauen, die langes Warten und herbe Verluste verschmerzen mussten.«
    Evelyns Augen füllten sich mit Tränen. Nichts ging ihr mehr zu Herzen als die nachträgliche Würdigung, dass ihr Sohn im Kampf gefallen war. Sogar Emerson schien gerührt. Nur Ramses’ Miene blieb unbeeindruckt, obschon Sethos’ Lobhudelei offenbar auch ihm und David galt. Er sah mich mit skeptisch gewölbten Brauen an.
    Nach einer Weile wurde Emerson unruhig. Es gelang ihm nicht,

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