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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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eine vernünftige Diskussion – soll heißen über die Ägyptologie – anzuregen, denn er konnte es kaum erwarten, Sethos auf den Zahn zu fühlen. Allerdings hielt er sich – dank meiner krampfhaften Grimassen – zurück, bis der letzte Gang abgeräumt worden war, dann schmetterte er: »Das war zweifellos der angenehme Teil, aber jetzt wollen wir zum Geschäftlichen übergehen. Ich möchte wissen … Oh. Ähm. Amelia, hast du Walter gegenüber zufällig erwähnt …«
    »Wenn du den Diebstahl von Cyrus’ Artefakten meinst, ja«, schmunzelte Walter. »Wirklich schlimm. Aber Amelia wird den Fall in null Komma nichts lösen.« Er leerte sein Weinglas und winkte dem Kellner.
    »Hmpf«, schnaubte Emerson. »Walter, du hast schon genug getrunken. Entweder du gehst jetzt ins Bett oder du konzentrierst dich auf das Wesentliche.«
    »Dann gehe ich ins Bett.« Das vom Alkoholgenuss gerötete Gesicht zu einem Grinsen verzogen, erhob er sich, und Evelyn folgte seinem Beispiel. »Gute Nacht. Ich danke dir für einen überaus reizenden Abend, äh-hm … Bruder.«
    Nach ihrem Aufbruch gab ich zu bedenken, dass wir Emersons Anliegen vielleicht besser nicht in Gegenwart der Kellner besprechen sollten. Sethos blieb noch sitzen und zuckte nur die Schultern.
    »Ich habe nichts Wichtiges zu berichten.«
    Emersons Stirnrunzeln signalisierte, dass er ihm das nicht abnahm, also führte Sethos aus: »Ich habe heute Nachmittag die Runde gemacht. Wie ich mir schon dachte, sind die führenden Köpfe in meiner Organisation nicht mehr da.«
    »Nicht mehr da!«, entfuhr es mir. »Meinst du …«
    »Etliche sind in Frankreich gefallen. Erinnert ihr euch noch an René? Er wurde in der ersten Kriegswoche getötet.«
    Ich machte keinen Hehl aus meiner Bestürzung. Ich hatte den jungen Franzosen gemocht. Er war zwar ein Gesetzesbrecher gewesen, aber auch ein Gentleman.
    »Dein Bewunderer, Sir Edward, erfreut sich bester Gesundheit«, versicherte mir Sethos. »Die meisten anderen sind sowieso aus dem Rennen. Ohne meine Führung wurden sie nachlässig und mussten Lehrgeld zahlen. Einige der mit mir befreundeten Antiquitätenhändler sind zwar noch im Geschäft, aber sie waren nie feste Mitglieder der Organisation. Kurzum, ich wüsste niemanden in Kairo, dem Martinelli die Objekte überlassen haben könnte.«
    »Sollen wir dir das abnehmen?«, fragte Emerson schroff.
    »Das werdet ihr wohl müssen«, lautete die ebenso schroffe Antwort. »Es gibt gewisse Personen, mit denen ich auf privater Basis verhandelt habe, aber die sind weit verstreut, in Europa, Amerika und im Mittleren Osten. Ich werde meine Nachforschungen fortsetzen, aber morgen muss ich erst einmal zurück nach Konstantinopel. Meine Geschäfte dort waren noch nicht abgeschlossen.«
    »Ich nehme nicht an, dass du uns selbige auf die Nase binden wirst«, sagte ich spitz.
    »Du hast wie immer Recht, Amelia.« Sethos grinste breit.
    »Dann bleibt mir nur, allen eine gute Nacht zu wünschen«, erklärte ich, Emersons heftigen Protest abwürgend.
    Tatsächlich hatte ich nicht vor, Sethos so einfach davonkommen zu lassen. Da ich annahm, dass er offener reden würde, wenn die anderen nicht zugegen wären, schickte ich sie in ihre Zimmer – womit ich mir einen vernichtenden Blick von Ramses einhandelte – und wandte mich meinem Schwager zu.
    Er kam mir, wie so häufig, zuvor. »Ja, Amelia, wir haben uns einiges zu sagen.«
    »Und mir auch«, sagte Emerson, der tatenlos zugesehen hatte, wie ich die Kinder hinausbefördert hatte.
    »Gewiss«, bekräftigte Sethos. »Kommt, wir suchen uns ein stilles Eckchen.«
    Wir fanden es in der Maurischen Halle. Das Ambiente war reizvoll, dämmrige Nischen und gedämpftes Licht, gleichwohl kam Sethos direkt zur Sache. »Wenn ich euch einen Rat geben darf, dann verlasst Kairo so schnell wie möglich.«
    »Ich bin zu demselben Schluss gekommen«, pflichtete ich ihm bei.
    »Verflucht«, zischte Emerson, der mit irgendjemandem Streit zu suchen schien. Sethos’ Gegenwart hat diese Wirkung auf ihn. »Wann bist du denn darauf gekommen, Peabody? Sag jetzt nicht, du hast schon wieder mit Abdullah gesprochen.«
    Sethos’ wohlgeformte Augenbrauen schossen nach oben. »Wie bitte?«
    »Sie träumt von ihm«, sagte Emerson. »Ich bin ein aufgeschlossener Mensch; ich habe nichts dagegen, wenn meine Frau lange, vertrauliche Gespräche mit einem Mann führt, den sie – äh – tief bewundert hat. Teufel noch, ich mochte den alten Knaben doch auch. Aber ich kann es nun mal

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