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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sind, muss ich wissen, warum.«
    Er lächelte, seine Zähne weiß in dem schwarzen Bart. »Wenn ich das wüsste, würde ich es dir sagen, auch wenn ich damit die hier herrschenden Regeln übertrete. Ich sehe Gefahren für euch alle – das ist nichts Neues! –, aber sie können sich nicht wehren. Pass gut auf sie auf.«
    »Das werde ich mit Sicherheit. Und du … wirst du auch über sie wachen?«
    »Über euch alle. Ihr habt mein Grab noch nicht besucht.«
    »Stimmt«, erwiderte ich, verblüfft über den Themenwechsel. »Wenn wir wieder in Luxor sind …«
    »Wirst du die anderen mitnehmen. Bring auch meinen Urenkel, meinen Namensvetter, mit. Ich denke, du wirst erstaunt sein über das, was dich dort erwartet, Sitt.«
    Sanft löste er sich aus meiner Umklammerung und wandte sich ab. Seine letzten Worte waren nicht an mich gerichtet; es war dieses vertraute, verdrossene Grummeln, als redete er mit sich selbst. »Sie sieht sich nicht vor, sie spielt immer auf Risiko. Ich werde mein Bestes tun, aber sie würde selbst die Geduld eines Scheichs auf eine harte Probe stellen.«
    Ich stand, wo er mich verlassen hatte, und blickte ihm auf seinem Weg ins Tal nach. »Was meinst du damit?«, rief ich, wohl wissend, dass ich keine Antwort bekommen würde. Abdullah drehte sich zu mir um und grinste. Er hob einen Arm, bedeutete mir zu folgen – nicht ihm über jenen vertrauten Pfad, sondern zurück nach Theben.

    Die übrigen Familienmitglieder akzeptierten einhellig meine Entscheidung, die ich freilich als Vorschlag ausgab. Bevor wir aufbrachen, trafen wir Vorkehrungen für die Rückreise unseres jungen Kindermädchens nach England. Schon auf der Hinfahrt hatte sie über Heimweh geklagt, und Ägypten gefiel ihr überhaupt nicht. Mag sein, dass dies auf das Chaos und den Geräuschpegel am Bahnhof zurückzuführen war, denn sie hatte so gut wie nichts von dem Land gesehen. Schließlich fand ich eine angesehene Familie, die nach England zurückreiste und froh über eine Betreuerin für ihre Kinder war. Das Letzte, was wir gebrauchen konnten, war nutzloser Ballast, und sobald wir Luxor erreichten, würde Lia jede Hilfe bekommen. Alle weiblichen Familienmitglieder – ich spreche von unserer ägyptischen Familie – brannten darauf, Davids kleine Schätzchen zu betreuen.
    Wir nahmen den Abendzug, in der Hoffnung, dass die lieben Kleinen einen Teil der Reise verschlafen würden. Aus den erschöpften Mienen ihrer Eltern am nächsten Morgen las ich, dass Evvie das wohl nicht getan hatte. Ich hatte ohnedies rasch begriffen, dass in diesem hübschen, zierlichen Persönchen ein launischer kleiner Vogel steckte. Zweifellos war sie entsetzlich verwöhnt; ihre Eltern und ihre Großeltern mütterlicherseits waren viel zu sanftmütig. Ich fragte mich bereits, wie sie mit den Zwillingen zurechtkommen würde, die bestimmt nicht sanftmütig waren. Irgendwie machte ich mir Sorgen um Dolly, der die Rolle des Beschützers seiner kleinen Schwester übernommen hatte und dessen ausgeglichenes Naturell sicher noch auf eine harte Probe gestellt werden würde. Aber so ist das Leben. Ich würde alles tun, um ihn zu verteidigen.
    Abdullahs Warnung hatte ich den anderen verschwiegen. Sie hätten sie ohnehin nicht ernst genommen, sondern lediglich als Ausdruck einer natürlichen Besorgnis gewertet, wie sie ein verantwortungsbewusster Erwachsener empfindet. Offen gestanden atmete ich auf, als die gesamte Familie uns am Bahnhof von Luxor erwartete. Daoud und Selim waren da, aber auch Kadija und Basima. Sennia und Gargery winkten und brüllten zur Begrüßung. Diese zuverlässigen Gehilfen und die anderen, die uns zu Hause erwarteten, würden jeden Schritt der Kinder überwachen.
    »Wo sind die Zwillinge?«, war Evelyns erste Frage.
    »Wir nehmen sie nur mit, wenn es unbedingt sein muss«, bemerkte Gargery düster.
    Evelyn schien leicht schockiert. »Und sicher nicht in ein Gemenge wie dieses«, versetzte ich. »Himmel, was für ein Aufruhr. Ich habe hier noch nie so viele Leute gesehen.«
    Mein erster Impuls war, den Menschenauflauf zu zerstreuen, um die Kinder nicht unnötig zu verschrecken. Aber schließlich war ich nicht verantwortlich für sie. Sie wurden von einem zum anderen weitergereicht, fanden dies aber wohl nicht weiter schlimm. Evvie kicherte einen zweifellos hingerissenen Daoud an, und Dolly erwiderte mit einem schüchternen Augenaufschlag Kadijas Umarmung. Ich trat etwas beiseite und fand mich neben Bertie wieder, der seine Familie würdig

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