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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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vielleicht bei ein paar versprengten Radikalen.«
    »Genau wie Rashad.«
    »Rashad ist kein Revolutionär«, versetzte David heftig. »Der kann nur Reden schwingen und dann kneifen. Wardani ist immerhin intelligent genug, um zu wissen, dass er jetzt in Politik machen muss und nicht etwa Aufstände formieren. Oh, er lässt Leute wie Rashad herumtönen, gleichwohl würde es mich wundern, wenn Rashad noch Wardanis Organisation angehörte.«
    »Dann hast du also nicht vor, dich zu engagieren?« Abwehrend hob David die Hände, seine Stirn verdrossen gewölbt. »Verflucht, Ramses, ich bin so etwas wie ein Künstler und kein Kämpfer. Ich habe Lia versprochen, dass ich mich nicht auf Wardani einlassen werde. Ihm habe ich das Gleiche gesagt und seitdem nichts mehr von ihm gehört. Können wir die Politik jetzt abhaken und uns drängenderen Dingen zuwenden?«
    Er legte ein paar Münzen auf den Tisch und stand auf. »Los, komm. Wir werden dein mysteriöses Gefängnis suchen.«
    »Reine Zeitverschwendung«, warnte Ramses. David hatte seine Frage nicht beantwortet. Er würde seinen Freund nicht belügen, trotzdem verschwieg er ihm etwas, und es wäre sinnlos und unhöflich, ihn zu drängen.
    »Mag sein. Lass uns mit dem Sabil Khalaoun anfangen und geh nicht so schnell.«
    Die Türen des Cafés waren einladend geöffnet, der winzige Platz voller Menschen. Drei Gassen zweigten von ihm ab. »Womit fangen wir an?« David nickte einem alten Bekannten zu, der auf dem Platz saß.
    Sie durchforsteten das Viertel so methodisch, wie es die verwinkelten Straßen und Gassen erlaubten. Die hohen alten Häuser verwandelten die Gassen in von Menschenhand geschaffene Schluchten, dämmrig und von Balkonen überragt. Frauen lehnten aus den Fenstern, feilschten mit den fliegenden Händlern; Esel und Menschen drängten an ihnen vorbei. Diese schwarz gähnenden Stolperfallen waren so ganz anders als die breiten Geschäftsstraßen von Kairo, dass sie sich in einer anderen Stadt wähnten.
    Irgendwann seufzte David: »Hast du denn keinen einzigen Orientierungspunkt – eine Moschee oder ein Geschäft vielleicht?«
    »Ich habe alles Mögliche gesehen, unter anderem eine Pyramide und die Segel einer Feluke«, versetzte Ramses. »Das macht das Opium. Immerhin hatte ich noch so viel Hirn zu wissen, dass es reine Einbildung war, außerdem musste ich verdammt schnell rennen, um meinem Verfolger zu entkommen, sodass ich zwischen Realität und Halluzination nicht unterscheiden konnte. Aber ich habe das gegenüber der Familie nicht erwähnt. Es hätte lediglich ihre Vermutung gestützt, dass alles andere auch ein Produkt meiner lebhaften Fantasie wäre.«
    »War es aber nicht.«
    »Nein … Menschenskind, David, ich bin mir selbst nicht mehr sicher, wie viel davon real war.«
    »Eins steht fest«, resümierte David. »Du warst stundenlang weg und nicht an der Stelle, wo die Nachricht dich hinbeordert hat. Für mich klingt das nach einer Entführung.« Er duckte den Kopf unter ein Tablett mit Broten, das in Ohrhöhe vorbeigetragen wurde. »Es war den Versuch wert. Komm, wir machen einen Abstecher in den Suk.«
    »Wenn du den Antiquitätenhändlern wegen Cyrus’ Schmuck auf den Zahn fühlen willst, das haben meine Eltern schon probiert – ergebnislos. Und sie sind um einiges besser im Einschüchtern als wir.«
    »Aber wir sind viel netter.« David grinste und klopfte ihm auf die Schulter.
    Sie gingen einzeln weiter, unter Balkonen mit frisch gewaschener Wäsche, bis sie auf den Platz vor der Hossein-Moschee gelangten.
    »Was ist eigentlich aus el-Gharbi geworden?«, erkundigte sich David unvermittelt.
    »Wer?«, fragte Ramses verblüfft.
    »Dieser aufgetakelte Zuhälter, der das Rotlichtviertel kontrolliert hat, bis die Engländer ihn in dieses Gefangenenlager gesteckt haben, das bei …«
    »Ich weiß, wen du meinst«, fiel Ramses ihm ins Wort. »Wer könnte el-Gharbi vergessen? Wie kommst du denn auf den?«
    »Er hatte seine Hände in allem, was illegal war in Kairo, und er hat dir mehrfach Informationen zugespielt.«
    El-Gharbi war in der Tat unvergesslich: parfümiert, in wallende weiße Frauengewänder gekleidet und mit Schmuck behängt. Man konnte einen Mann, der in diesem Gewerbe tätig war, weder mögen noch bewundern, dennoch war er nachsichtiger als etliche andere Zuhälter. »Ja, auf seine Weise war er nützlich«, gestand Ramses. »Leider hat er hier nichts mehr zu melden. Nachdem Vater ihn aus dem Gefangenenlager herausgeholt hatte, wurde er in

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