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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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»Warten Sie hier«, wies er uns an.
    Er war ein kräftiger, muskelbepackter Bursche, der uns ansonsten gewiss aufgehalten hätte. Verständlich, dass Mrs. Fitzroyce sich vor Eindringlingen schützen wollte, wusste ich doch aus eigener Erfahrung, wie skrupellos sich manche Zeitgenossen an Personen heranmachten, die sie für wichtig hielten.
    Wir warteten nicht lange. Als der zweite Diener zurückkehrte, wurde er von einem stämmigen Individuum begleitet, dessen pechschwarzes, dichtes Haar ein Fez zierte. Sein Gesicht war praktisch quadratisch. Es war ein junges Gesicht, hellhäutig und gutmütig, umrahmt von einem Rauschebart. Er trug formelle Kleidung, Schwalbenschwanz mit gestreifter Hose und dazu eine auffällig mit rosafarbenen Rosen bestickte Weste.
    »Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen, Sitt Hakim.« Er nickte bekräftigend und strahlte. »Ich bin Dr. Mohammed Abdul Khattab, Mrs. Fitzroyces Leibarzt.«
    Ich stellte ihm Nefret vor, was weiteres Nicken und Lächeln nach sich zog. »Ich hoffe doch, dass Mrs. Fitzroyce nicht krank ist?«, erkundigte ich mich. »Es ist lediglich das Alter«, sagte der Arzt höflich. »Sie wird Sie empfangen, aber ich darf Sie daran erinnern, dass sie leicht ermüdet.«
    »Sie dürfen«, erwiderte ich. »Wir bleiben nicht lang.« Die Vorhänge im Salon waren zugezogen, um direktes Sonnenlicht zu vermeiden. Gleichwohl war es hell genug, sodass ich alles erkennen konnte. Der Raum war elegant möbliert – übermöbliert, um ehrlich zu sein – mit einem Pianoforte, reihenweise Bücherregalen, Tischen und Stühlen und Sofas. Es war eine Reminiszenz an den Stil der Jahrhundertwende, genau wie die Dame, die uns erwartete. Sie saß kerzengerade in einem Armlehnstuhl, ihre Hände auf den Knauf eines Gehstocks gestützt, ihr Witwenschleier war so schwarz und dicht wie der jener verblichenen Königin, die ihrem Gemahl – meiner Ansicht nach – viel zu lange nachgetrauert hatte. Sie trug altmodische Halbhandschuhe aus schwarzer Spitze. Dr. Khattab trat dienstbeflissen zu ihr, fasste ihre Hand und fühlte ihren Puls. Sie schüttelte ihn ab.
    »Ich glaube, Mrs. Emerson wird verstehen«, krächzte sie mit ihrer Fistelstimme, »dass mir ihr Besuch willkommen ist, auch wenn ich nicht in Begeisterungsstürme ausbreche.«
    »Selbstverständlich.« Ich quittierte ihren kleinen Scherz mit einem höflichen Lächeln.
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz«, fuhr sie fort. »Darf ich Ihnen Tee anbieten?«
    »Nein, danke. Wir werden nur ein paar Minuten Ihrer kostbaren Zeit beanspruchen. Wir wollten uns …«
    »Über meinen Enkel beschweren«, fiel sie mir ins Wort.
    Sie schien ein offenes Wort zu schätzen, folglich kam ich gleich zur Sache. »Nein, wir sind hier, um uns über Justins Diener zu beschweren. Wegen ihm ist mein Gatte gestern von einer Klippe gestürzt.«
    »Ich gehe davon aus, dass er nicht ernsthaft verletzt ist.«
    Es waren nicht die Worte, sondern der Tonfall, der mich ärgerte. Das Alter genießt Privilegien, aber Taktlosigkeit zählt meines Erachtens nicht dazu.
    »Nein«, versetzte ich. »Halten Sie François für geeignet, einen so sanftmütigen Jungen wie Justin zu beaufsichtigen?«
    »Das ist wohl eher eine als Frage getarnte Kritik. Ganz offensichtlich tue ich das, sonst würde ich ihn nicht beschäftigen.« Weniger selbstherrlich fuhr sie fort: »Ich bedaure den Vorfall mit Ihrem Gatten, ich habe bereits mit François gesprochen. Es wird nicht wieder vorkommen. Warum haben Sie meiner Reisebegleiterin diesen Hut ge geben?«
    Der abrupte Themenwechsel verschlug mir kurzzeitig die Sprache, aber natürlich erholte ich mich rasch. »Sie hatte ihren verloren, und es wäre unschicklich gewesen, wenn sie sich ohne Kopfbedeckung in der Öffentlichkeit gezeigt hätte.«
    »Es ist ein schöner Hut«, murmelte Mrs. Fitzroyce.
    »Als ich jung war, hatte ich einen noch schöneren. Ein ausgestopfter Kakadu mit Augen aus Rubinen thronte darauf.«
    Ihr Kopf wippte auf und nieder, während sie mit leiser, sentimentaler Stimme erzählte, völlig anders als ihr herrschsüchtiger Ton von vorher. Fragend schaute ich zu dem Mediziner. Er zuckte lächelnd die Schultern. Offenbar hatte die alte Dame ebenfalls »Anwandlungen« und war unvermittelt in irgendwelche senilen Erinnerungen abgedriftet.
    »Ist sie hier?«, erkundigte ich mich.
    »Nein, sie ist seit zwanzig Jahren tot«, murmelte Mrs. Fitzroyce. »Sie war ein hübsches Mädchen, natürlich nicht so hübsch wie ich …«
    »Miss Underhill hat

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