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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte die ganze Zeit geschwiegen. Als ich ihm Sethos’ Kriegsmissionen geschildert hatte, hatten wir Smith nicht erwähnt, aber Walters analytischer Verstand stellte blitzschnell die Verbindung her. »Wie heißt er?«
    »Verzeihung?« Smith heftete seinen stechenden Blick auf ihn.
    »Ich gehe davon aus, dass er für Sie, mit Ihnen oder unter Ihrer Führung in irgendeiner Behörde arbeitet«, sagte Walter unbeeindruckt. »Ich glaube einfach nicht, dass die britische Bürokratie einen Mann beschäftigen würde, ohne vorher jedes Detail aus seinem Vorleben eruiert zu haben – einschließlich seines Namens.«
    Die Frage schien Smiths nur im Verborgenen schlummernden Sinn für Humor zu wecken. Winzige Fältchen bildeten sich in seinen Augenwinkeln. »Das wissen Sie alle nicht? Soso. Wenn er es Ihnen nicht gesagt hat, wäre es nicht in Ordnung, wenn ich sein Vertrauen missbrauchte.«
    »Wo ist er?«, fragte Ramses.
    »Einen Augenblick, bitte«, sagte ich mit einem mahnenden Blick zu meinem Sohn. »Sennia, Liebes, würdest du die Kleinen in ihre Ecke bringen und ihnen Papier und Buntstifte geben? Danke. Und jetzt, Mr. Smith, beantworten Sie Ramses’ Frage.«
    »Ich fürchte, ich kann nicht.«
    »Können Sie nicht oder wollen Sie nicht?« Nefret beugte sich vor, ihre Finger fest verschränkt. »Es interessiert mich offen gestanden nicht, was er getan hat. Der Krieg ist vorbei, und wenn Sethos wieder ins Antiquitätengewerbe zurückgekehrt ist, dann ist das seine Sache. Sie können nicht erwarten, dass Ramses …«
    »Entschuldigung, dass ich dich unterbreche, Nefret«, wandte Ramses ein.
    »Ich muss mich bei dir entschuldigen.« Sie lehnte sich zurück, knetete nervös ihre Hände.
    Darüber schien Smith belustigt. Er fand Meinungsverschiedenheiten amüsant – und äußerst konstruktiv. »Ich erwarte gar nichts von Ihrem Mann«, sagte er sanft.
    »Keine Frage, seine Talente könnten uns wieder von Nutzen sein; die Arbeit des Geheimdienstes endet nicht mit einem Waffenstillstand, und der östliche Mittelmeerraum und Ägypten sind potenzielle Pulverfässer.«
    »Dank unserer inkonsequenten Politik«, knurrte Emerson. »Das Prinzip der Selbstbestimmung, das wir theoretisch unterstützen, steht im krassen Widerspruch zu unserer politischen Praxis. Frankreich will Syrien, wir wollen Ägypten nicht aufgeben, und wir haben Palästina sowohl den Zionisten als auch den Arabern versprochen.«
    »Gewisse Gruppen vertreten die These, dass die Bewohner der fraglichen Gebiete nicht fähig sind zur Autonomie«, erwiderte Smith.
    Er versuchte, Emerson zu provozieren. Das ist nicht weiter schwierig. »Ha«, schnaubte mein Gatte. »Oh, ich gebe zu, dass wir es besser gemacht haben als manch andere Besatzungsmacht, trotzdem wird es höchste Zeit, dass wir verschwinden und den Ägyptern das Regieren selbst überlassen. Wer sind wir denn, dass wir auf sie hinabschauen? Unsere große westliche, christliche Zivilisation hat Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt, sie in Gettos zusammengepfercht, ihnen gewaltsam ihr Land entrissen – und wir haben gerade den blutigsten Krieg in der Geschichte geführt.«
    »Unser Gast ist nicht interessiert an deiner Sichtweise, Emerson«, sagte ich mit einem Blick zu Smith.
    »Oh doch, Mrs. Emerson. Sogar sehr interessiert. Ich hoffe nur, dass die Sympathien für gewisse nationalistische Tendenzen den Professor nicht daran hindern werden, Kairo zu informieren, sollte er von Plänen für einen Aufstand in Oberägypten erfahren.«
    »Keiner von uns verherrlicht den Einsatz von Gewalt«, sagte Ramses, dessen Augen genau wie meine auf Smiths distanzierte Miene geheftet waren. »Wie Sie sehr wohl wissen sollten. Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, Smith?«
    »Charla isst ihren Buntstift«, krähte Evvie.
    Das schien der Wahrheit zu entsprechen. Charlas Buntstift war nur noch ein Stummel, und ihr angewidert verzogener Mund deutete stark darauf hin, dass der verlockend rote Stift nicht so gut geschmeckt hatte, wie von ihr angenommen. Ramses stürmte zu seiner Tochter und hob sie hoch. »Spuck ihn aus«, befahl er. »Sofort!«
    »Ich habe ihr gesagt, sie soll es nicht tun«, meinte Evvie besserwisserisch.
    Ramses steckte Charla einen Finger in den Mund. »Was ist in den verfluchten Dingern? Sind sie giftig? Autsch! Mutter, kannst du nichts machen, dass sie …«
    »So geht man damit nicht um«, sagte ich. »Gib sie mir.«
    Ich legte Charla über meinen Arm und schlug ihr fest zwischen die Schulterblätter. Ein

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