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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unten versteckt hält, ist es kein Wunder, dass der Despot ihn nicht finden kann.«
    »Aber er kann da nicht raus«, meinte Selim scharfsichtig. »Da unten sind Soldaten. Jede Menge Soldaten.«
    Und eine solide gebaute Wachstation, die sich längs der Felswand im inneren Teil des Passes erstreckte. Selim hatte Recht. Keine Seite konnte das Geröll beseitigen, ohne unter Beschuss der Gegner zu geraten. Die natürlichen Felsformationen fielen auf beiden Seiten steil ab und die Männer des Heiligen Bergs waren geschickte Bogenschützen.
    Sie machten sich auf den Rückweg. Die Sonne sank allmählich und es waren wieder mehr Menschen unterwegs, teilweise in verhängten, von den muskulösen Rekkit getragenen Sänften.
    »Der Freund« hatten die Rekkit ihren heimlichen Kundschafter Tarek genannt, bevor er seinen Thronanspruch geltend machte. Er hatte ihre Lebensbedingungen verbessern und ihnen größere Freiheit einräumen wollen. Ramses zweifelte nicht daran, dass er das versucht hatte. Tarek stand zu seinem Wort und er war ein unbekehrbarer Idealist.
    Der Geschmack der Freiheit weckt den Appetit auf mehr. Jener schwelende Aufstand war ein positives Zeichen gewesen. Die Rekkit hatten sich bislang nie aufgelehnt, allerdings waren sie nicht die Einzigen, die das neue Regime ablehnten; in dem Menschenauflauf waren sämtliche Bevölkerungsschichten vertreten gewesen, Handwerker und Schreiber. Aber ohne Waffen und Anführer waren sie machtlos. Wäre es nicht möglich … Du unverbesserlicher Träumer, schalt er sich. Du bist kein Agitator, dafür fehlt dir der Mumm.
    Sein Vater wiederum …
9. Kapitel
    Jener Nachmittag brachte letztlich zutage, wie wenig wir über die Topographie des Heiligen Berges wussten. Bei unserem damaligen Aufenthalt hatten wir uns nicht näher umschauen dürfen und unsere Abreise war wie gesagt hastig und überstürzt gewesen. Es war ein faszinierendes Fleckchen Erde und die frühen Bewohner hatten Phantastisches geleistet! Die natürliche Erhabenheit der zerklüfteten Berge umschloss die Relikte einer reichen und entwickelten Zivilisation – wunderschöne Villen und gepflegte Gärten, gewaltige Tempel und die breite Allee, ein architektonisches Meisterwerk.
    Man durfte allerdings nicht außer Acht lassen, dass diese Zivilisation auf Sklaverei gründete. Wie viele Menschenleben waren allein geopfert worden, um der herrschenden Klasse jene Prachtstraße anzulegen?!
    Gleichwohl waren die Anzeichen des Verfalls nicht zu übersehen. Etliche der hübschen Anwesen standen leer. Als wir weitertrotteten und wohlwollend die respektvollen Grußgesten der Passanten erwiderten, folgte die Straße einer Kurve um die Klippen und fiel steil ab, bis sie ungefähr zehn oder zwölf Meter über der Talsohle verlief. Unvermittelt ging Emerson langsamer. »Dacht’ ich mir’s doch, dass wir auf dergleichen treffen würden«, grummelte er.
    »Dergleichen« war ein Trupp Soldaten, der militärisch, in Reih und Glied, über die Straße patrouillierte. Wir folgten dem Professor, der geradewegs zu ihnen steuerte, kurz stehen blieb und sie lässig begrüßte.
    »Seid gegrüßt. Und jetzt geht beiseite« – er gestikulierte. »Die Einzigartigen gehen zuerst weiter.«
    Eine gewisse Unruhe entstand. Einige Männer verneigten sich, andere tauschten skeptische Blicke aus, ein paar hoben unschlüssig die Speere. Schließlich trat einer von ihnen vor.
    »Die Einzigartigen können nicht weitergehen«, meinte er gedehnt. »Die Straße geht nicht weiter.«
    Keiner widersprach, als Emerson ankündigte, er wolle sich selbst ein Bild machen. Eine grob gezimmerte Barrikade kündigte das Ende des Straßenverlaufs an und das war nur gut so, denn er mündete in einen Steilhang. Emerson lehnte sich gefährlich weit über die Begrenzung und blickte in die Tiefe. »Tarek?«, fragte er und deutete auf den engen Pass, der etwa drei Meter hoch mit Geröll gefüllt war. Der Soldat musterte ihn missbilligend schweigend. Nach der Breite seines Goldarmreifs zu schließen, war er ein niederer Offizier. Wir hatten ihn in eine kritische Lage manövriert und er wollte keinen Fehler machen.
    »Da bin ich mir fast sicher«, raunte Emerson mir zu. Er nahm das Fernglas und inspizierte systematisch Pass und Umgebung.
    »Was ist das? Was macht ihr da?«, fragte der Offizier mit einer Mischung aus Neugier und Panik.
    Mit einem gönnerhaften Grinsen reichte Emerson dem Offizier den Feldstecher. Der Bursche wich erschrocken zurück. »Es ist Magie«, erklärte

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