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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Blitzlichtpulver.«
    Blausamtenes Dämmerlicht erfüllte den Raum, als die ersten Gäste eintrafen. Mag sein, dass sie sich in der Gruppe sicherer fühlten, denn es war gleich ein halbes Dutzend, allesamt Priester. Unter ihnen auch die Hohepriester von Isis und Aminre. Weniger später kam Merasen. Er begrüßte mich auf Englisch, ich antwortete auf Meroitisch. »Wo sind denn Euer Gast und der andere Fremde?«
    Meine Hoffnung, dass er sich verplapperte, erfüllte sich nicht. »Fragt meinen Vater, den König«, erwiderte er feixend. Allmählich begann ich, dieses unverschämte Grinsen zu hassen.
    »Kommt er auch?«
    »Er ist vollauf mit seinen Frauen beschäftigt.«
    Die Ankunft weiterer Gäste enthob mich einer Antwort. Es waren Alarez, der Kommandeur der Palastwache, Graf Amenislo sowie mehrere Offiziere. Emerson begrüßte sie erhaben lächelnd. »Kommt, setzt Euch«, forderte er den Grafen auf.
    Über die Sitzordnung hatten wir uns einige Gedanken gemacht. An den kleinen Tischen fanden jeweils zwei, höchstens drei Leute Platz. Amase, der Hohepriester der Isis, war mein Opfer; ich lotste ihn von seinen Amtskollegen weg und führte ihn zu einem der Tischchen. Emerson wollte sich Bakamani, den Hohepriester des Aminre, vorknöpfen und Amenislo sollte als Dolmetscher fungieren. Die anderen verteilten sich nach Gutdünken, Selim und Daoud hatten einen Tisch für sich, an den sich später Kommandeur Alarez gesellte. Die Unterhaltung kam nur schleppend in Gang – eigentlich gar nicht –, bis der Wein Wirkung zeigte.
    Der Priester der Isis, ein ergrauter, faltiger, kleiner Mann, erinnerte mich an meinen alten Freund Murtek, der das gleiche Würdenamt innegehabt hatte; anders als Murtek fehlte ihm jedoch jegliche Ausstrahlung. Es dauerte eine Weile, bis er auftaute.
    »Die Hohepriesterin ist nicht gekommen«, sagte ich beiläufig. »Das verstehe ich durchaus. Aber was ist mit ihren Zofen? Damals waren sie bei uns.«
    »Sie besuchen die Kranken, meine Dame.«
    »Hmmm«, meinte ich.
    Meine Bemühungen, weitere interessante Themen zu platzieren, wurden von einem hitzigen Streitgespräch am Nebentisch unterbrochen. Dort saß Emerson mit dem Hohepriester des Aminre.
    Wie mein Göttergatte es mit seinem begrenzten Vokabular geschafft hatte, einen Disput über Glaubensfragen vom Zaun zu brechen, war mir schleierhaft; höchst unwahrscheinlich, dass der bedachtsame Graf seine provokanten Ansichten übersetzt hatte. Trotzdem war es Emerson geglückt.
    »Euer Gott, ihr Gott« – er deutete auf Selim und Daoud und dann auf mich – »ihr Gott, viele Götter, alles Lügen. Es gibt keinen Gott. Nur Menschen. Menschen, die irgendeinen Gott vorschieben.«
    In Bakamani hatte er einen würdigen Gegner gefunden, der zudem einen über den Durst getrunken hatte. Der Priester erhob sich leicht schwankend – eine stattliche Erscheinung, sein Gesicht wie eine antike Steinstele mit ausgeprägter Kinn- und Wangenpartie. »Es gibt keinen Gott außer Aminre. Er verkörpert sämtliche Gottheiten, er ist Re, er ist der Urgott Chepre, der Skarabäus, der sich selbst gebar, er richtet die Toten und krönt die Könige.«
    »Was hat er gesagt?« Emerson stupste Amenislo an. Der Adlige räusperte sich nervös, bevor er übersetzte.
    »Ha!«, meinte Emerson vergnügt. Er drehte sich zu mir. »Peabody, hast du die Anspielungen herausgehört? Verszeilen und Versatzstücke aus diversen Hymnen? Ich hab diesem Burschen Unrecht getan; er ist nicht bloß machtgierig, er glaubt diesen Unfug tatsächlich.«
    Der Hohepriester stieß Amenislo an. »Was hat er gesagt?«, blaffte er.
    Emerson war in seinem Element und mithin nicht mehr zu bremsen. Also wandte ich mich wieder dem betagten Priester der Isis zu. Mit Tränen in den Augen erzählte er von der Rückkehr der Göttin in ihr Heiligtum.
    »Wir freuen uns für Euch, wenn die Göttin zurückkommt«, sagte ich höflich.
    »Kennt man sie auch in Eurem Land?«
    »Einige bei uns verehren die göttliche Mutter und ihren Sohn.«
    »Ist dem so? Sie ist gnädig und gütig«, murmelte der alte Herr mit einem vielmeinenden Blick zu den beiden Streithähnen. »Nicht wie die anderen Gottheiten.«
    »Wohl wahr«, entfuhr es mir. Plötzlich schwante mir, dass ich Gefahr lief, mich selbst auf eine theologische Diskussion einzulassen. »Vermag die Hohepriesterin sie denn zurückzubringen? Sie war lange Zeit fort.«
    Ich bedeutete einem der Diener, den Becher meines Tischherrn erneut zu füllen. Wir waren jetzt Verbündete, wenn

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